Lagos – moderne Kleinstadt mit Charme und Geschichte

Lagos ist einer der ältesten Orte der Algarve. Diese historische Komponente kommt nicht nur durch die Stadtmauer und das Kastell am Hafen zum Ausdruck. Es gibt auch eine schmuckvolle Kirche, die Igreja de Santo António, ein Stadtmuseum, ein Kulturinstitut, eine lange Hafenavenida, die am Fluss (Ribeira de Bensafrim) entlang verläuft und auch einen Blick auf den Yachthafen gewährt, mehrere Statuen, die berühmte Persönlichkeiten wie Heinrich den Seefahrer und König Sebastião darstellen. Im historischen Stadtzentrum dominieren niedrige, rot gedeckte Häuser aus dem 18. Jahrhundert.

Von Lagos stachen zur Zeit Heinrichs des Seefahrers die Flotten in See, um Handel zu treiben und Kolonien zu erobern. Zur wenig ruhmreichen Geschichte der Stadt gehört, dass hier Mitte des 15. Jahrhunderts die ersten Sklaven aus Afrika ankamen, um auf dem Marktplatz versteigert zu werden. Und im 16. Jahrhundert blühte das Geschäft mit dem sog. „Schwarzen Gold“ so richtig auf: Man brauchte auf den Plantagen der Kolonien billige Arbeitskräfte, und Portugal hatte u.a. in Brasilien einen schier unerschöpflichen Bedarf. Schon bald stiegen auch andere Länder in dieses lukrative Geschäft ein; und man schätzt, dass allein im 18. Jahrhundert – auf dem Höhepunkt des Sklavenhandels – ca. 10 Millionen Afrikaner „verfrachtet“ wurden. Vor diesem Hintergrund ist es befremdlich, dass es erst seit 2010 in Lagos eine Ausstellung zu diesem Thema gibt, eher klein und verschämt, zum Zeitpunkt unseres Besuches leider geschlossen. Es ist übrigens kein Zufall, dass die Hauptstadt von Nigeria viele Jahre „Lagos“ hieß.

Die Innenstadt ist weitgehend Fußgängerzone, mit einem großen Angebot an Restaurants, Bars und Cafés. Hier herrscht viel Trubel. Aber wenn man durch die Seitengassen schlendert, wird es schnell ruhiger und man spürt allenthalben, dass sich spannende Neuentwicklungen ankündigen. Dort findet sich dann auch immer mal ein alternatives Essensangebot (wir haben sogar vegane Kleinrestaurants gespottet) oder ein kleiner Laden, der zum Stöbern einlädt. Tolle Bäcker nicht zu vergessen, die „Padaria Central“ gilt unter Insiders als die Bäckerei in Lagos. In der Nähe der Jugendherberge und des Kulturzentrums finden sich zudem ein paar Streetart-Kunstwerke.

In der Summe: An Lagos ist sicherlich der Massentourismus nicht vorbeigegangen, aber das Städtchen hat seinen Charme bewahrt. Und die vielen gut erreichbaren Strände sind ein gewichtiges Plus.

Übrigens: Das letzte Foto hat rein gar nichts mit Streetart zu tun! Als wir diese Statue sahen, dachten wir an „Astronauten“ oder „Playmobil“ … Aber hier ist Ernst angesagt: Die Statue stellt nämlich den jungen König Sebastião dar, der Ende des 16. Jahrhunderts mit ca. 18.000 Mann gen Marokko in See stach, um die Mauren zu bekämpfen. Diese Aktion erwies sich für die Portugiesen als Himmelfahrtskommando. Es kehrten nur 60 (!) Soldaten in die Heimat zurück. Der Rest blieb mitsamt dem Staatsoberhaupt verschollen. Damals wie heute gab/gibt es Portugiesen, die glauben, dass Sebastião eines Tages zurückkehren und Portugal zu altem Ruhm verhelfen wird. Na denn.

Der Bauernmarkt von Lagos

Jeden Samstag findet in Lagos in der kleinen Markthalle neben dem Busbahnhof ein Bauernmarkt statt. Bei uns passt das terminlich genau, daher lassen wir uns das auf keinen Fall entgehen, rein ins Getümmel!

Der Markt erstreckt sich über zwei nebeneinanderliegende Hallenräume. Zum Teil herrscht enges Geschiebe, aber keineswegs unangenehm. Die Kunden sind eine bunte Mischung aus Hiesigen und Touristen, es wird viel gekauft. Im Wesentlichen wird Obst und Gemüse angeboten, ebenso Gewürze, Honig und Brot, alles direkt vom Erzeuger. Auch wir stocken unsere Bestände auf: Tomaten, Feigen, Mandeln, Auberginen, Äpfel, Honig … Uns fällt auf, dass einige Stände von nordeuropäischen Zuwanderern betrieben werden, mehrheitlich sind es Deutsche, die ein starkes „Bio-Element“ ins Angebot bringen. So richtig überraschend ist das natürlich nicht 😉. Hier leben offensichtlich einige „Aussteiger“ … oder sind das eher „Einsteiger“?

Die Fotos sind vor allem ein Versuch, die Menschen zu würdigen, die mit viel Aufwand und ohne besonderen eigenen Vorteil dafür sorgen, dass wir frische und gesunde Lebensmittel auf den Tisch bekommen. Danke!

Lagos/Strände und Ponta da Piedade

Nicht nur in der Stadt Lagos selbst, sondern auch in der Umgebung sind wir viel unterwegs. Die Bedingungen für Wanderungen und Spaziergänge, Wassersport und Baden sind einfach optimal. Man hat die Wahl zwischen kilometerlangen Stränden oder kleinen Badebuchten, die zwischen schroffen Felsformationen mit Höhlen und Grotten liegen.

Eine Wanderung führt uns an die „Spitze der Barmherzigkeit„, so heißt das Ende der südlich von Lagos gelegenen Landzunge ins Deutsche übersetzt. Früher stand hier eine Kapelle, die dann aber einem Leuchtturm weichen musste. Es heißt, dass die Fischer diesen Fleck besonders verehr(t)en. Denn wenn sie bei rauer See um diese Landzunge herumkamen, waren sie in der geschützt liegenden Hafenbucht von Lagos in Sicherheit. Heute sind hier keine Fischerboote mehr unterwegs, sondern nur noch Ausflugsboote. Für uns hat sich auf jeden Fall der Abstieg (ca. 150 Stufen) zu den Grotten der Ponte da Piedade gelohnt. Ebenso wie der Weg dorthin, vorbei an wunderschönen kleinen Strandbuchten: Praia do Pinhao, Praia Dona Ana und Praia do Camilo.

Am nächsten Tag nehmen wir uns einen der Topstrände der Algarve vor, den Meia Preia. Kilometer um Kilometer laufen wir barfuß durch den Sand, immer wieder mal erwischt uns eine Welle. Nach unserer Rückkehr ist der Rucksack ein paar Kilo schwerer, weil wir bei diesem faszinierenden Angebot an Muscheln einfach nicht widerstehen konnten. Und im Wohnwagen findet sich dafür bestimmt ein Plätzchen …

Südwestspitze der Algarve

Wir fühlen uns, als hätten wir mit Blick auf unseren Campingplatz den Jackpot geknackt: Der „Yellow! Village Turiscampo“ in Luz an der Südwestalgarve ist mit seiner Anlage (u.a. mehre Swimmingpools, Restaurants, beste Sanitäreinheiten, sehr professioneller Betreiber) ein einsamer Stern. Die Wetter-APP sagt nur „Sonne, Sonne“, was will der Camper mehr. Wir buchen also gleich sieben Nächte. Warum weiterziehen, wenn es schön ist? Hier gibt’s schließlich einiges zu erkunden.

Die erste Wanderung (insgesamt ca. 11 km) von Luz aus geht immer an der Küste entlang bis nach Burgau – wo es auch wieder einen Strand gibt. Nicht zu groß, wenig los. Ein netter Ort zum Chillen. Dann nehmen wir uns einen Tag, um ein paar Hightlights abzufahren: Ein magischer Anziehungspunkt ist natürlich der westlichste Punkt Europas, das Cabo de São Vicente, mit steil abfallenden Felswänden, tosender Brandung und einem imposanten Leuchtturm, wie es sich für das Ende der Welt gehört. Hier gibt es auch die „letzte Bratwurst vor Amerika„, selbstverständlich echte Thüringer. Die Bude ist schon lange eine über die Medien bekannte Institution. Und für uns ist die Bratwurst das Frühstück.

Nur wenige Kilometer vom Kap entfernt liegt die Ruine einer maurischen Festungsanlage (Forta de Belize), die unbedingt sehenswert ist.

Weiter in Richtung Sagres: Dort folgt dann wiederum eine Festung, die das Tor zu einer kleinen Halbinsel darstellt, die Fortaleza. Hier soll sich (wohl nur) der Legende nach die Seefahrtsschule von Heinrich dem Seefahrer befunden haben. Heinrich (15. Jh) galt als Meister der Navigation. Seine Theorien beruhten auf der alten arabischen Wissenschaft der Astronomie. Die Halbinsel hinter dem Fort lädt zu einen ausgedehnten Spaziergang ein. Die hohen, schroffen Klippen gebieten Abstand. Im hinteren Teil der Halbinsel hört man das „Ungeheuer von Sagres“ brüllen: Mächtige Wellen drücken Luft durch eine horizontale Höhle im Fels – das Schnauben kann durchaus ohrenbetäubend sein, zumal es von einem um die Höhlenöffnung herum gebauten Labyrinth verstärkt wird. Der Eintritt ins Fort lohnt sich auf jeden Fall.

Unser nächster Stopp ist der Stadtstrand von Sagres. Die Praia de Mareta ist wie die Praia do Beliche ein Surferparadies. Was für ein Anblick! Immer wieder versuchen die Wellenreiter (viele liegend, einige stehend) aufs Brett zu kommen, aber nur wenigen gelingt es auch, die Brecher für ein paar Sekunden zu bezähmen. Wir können uns gar nicht sattsehen. Die steigende Flut vertreibt uns vom Strand auf die Terrasse einer Bar, von wo aus wir das Treiben auf dem Meer bei einem Glas Bier weiter verfolgen. Auf jeden Fall die richtige Entscheidung, denn so mancher Sonnenanbeter wird durch die plötzlich vordringenden Wellen jäh aus seinen Träumen gerissen und muss in wilder Panik seinen Platz verlassen – Frauen und Kinder zuerst!

Zambujeira do Mar und der Wanderweg Rota Vicentina

Wir haben uns vier Tage in Zambujeira eingenistet, auf einem Campingplatz, der ganzjährig geöffnet ist. Er liegt ca 800 Meter außerhalb des Ortes, bietet großzügige, in Terrassen angelegte Stellplätze und ist außerordentlich sauber.

Von hier aus unternehmen wir unsere Streifzüge, gehen mal auf dem Küstenwanderweg in Richtung Norden, dann nach Süden. Der Rota Vicentina umfasst eine Gesamtlänge von 350 Kilometer, etwa die Hälfte davon verläuft an der Küste. Immer wieder stockt einem der Atem, weil die Aussicht auf Meer und Brandung, steile Felswände, tiefe Buchten und einsame Strände sicherlich zum Feinsten gehören dürfte, was Europa in dieser Hinsicht zu bieten hat. Immer wieder macht die Kamera „Klick“ und nochmal „Klick“, weil man diese tollen Eindrücke konservieren möchte. Wir haben bestes Wetter, es ist Ende September und für unser Empfinden immer noch sommerlich warm.

Auch zum Radfahren (MTB) gibt es reichlich Gelegenheit.

Etwa drei Kilometer von Zambujeira in nördlicher Richtung entfernt liegt Porto de Pesca, wo die Fischer den Fang jeden Tag frisch anlanden und sozusagen direkt auf den Teller bringen, gleich oben an der Hafenstraße. Wer auf frischen Fisch steht, ist hier goldrichtig!

Übrigens dauern die Wanderungen immer länger als geplant. Zum einen, weil man zum Teil durch tiefen Sand geht, zum anderen, weil man ständig stehenbleibt, um die Natur zu bewundern. Bei Steinesammlern (eine derartige Neigung besteht ja bei den Weermanns ;-)) ist der Rucksack schnell gefüllt. Und die Flora lädt auch stets aufs Neue zum Verweilen ein. Eine Besonderheit hier sind beispielsweise die Lackzistrosen, deren Blattwerk durch das produzierte Harz (Labdanum) ungemein klebrig ist und die daher einen intensiven Duft verströmen. Der ganzen Pflanze inklusive klebriger Masse werden Heilkräfte nachgesagt, weshalb die Menschen in dieser Gegend früher ihre Ziegen in die Lackzistrosenbüsche scheuchten, auf dass sich der „Lack“ in deren Fell ansammeln möge. Daraufhin wurden die Tiere geschoren und die klebrigen Haare ausgekocht. Der Mensch ist nun mal erfinderisch …

Lissaboner Luft schnuppern

Mehr als „schnuppern“ kann man an einem Tag in Lissabon (sprich: Lischboa) nicht. Aber wir sind ein bisschen stadtmüde, daher muss das für einen ersten Flirt mit der portugiesischen Hauptstadt und den Lisboetas, so heißen die Bewohner, reichen. Wir können ja nochmal vorbeischauen, wenn uns danach ist.

Ein sonniger Tag, und wir lassen uns einfach treiben. Nichts muss, alles kann. Nach der Ankunft am U-Bahnhof wollen wir uns erstmal stärken. Gleich gegenüber vom Haupteingang liegt ein großer „Foodmarket“ mit allen erdenklichen Leckereien. Wir bestellen Kaffee und „Pastéis de Nata„, Vanille-Sahnetörtchen in knusprigem Blätterteig. Die kleinen Kalorienhämmer gehören zu Portugal wie der Strand zum Meer. Die Dinger haben definitiv einen extrem hohen Suchtfaktor …

Lissabon ist hip. Selbst in der Nachsaison drängen sich die Touristen an den Plätzen, die „man“ gesehen haben muss. Beliebtes Transportmittel für die Besucher aus aller Herren Länder ist das Tuk Tuk. Die kleinen wendigen Autorikschas, die wir vor allem aus Thailand kennen, flitzen, teils auch in der E-Variante, durch die Gassen, Stadtinfos durch den Fahrer inklusive. Auf jeden Fall eine weniger schweißtreibende Art, das hügelige Lissabon zu erkunden.

Lissabons Charme geht nicht nur auf seine Lage am Fluss zurück. Der Blick auf den Tejo ist aus vielen Perspektiven schön, sowohl unmittelbar vom Ufer wie von den höheren Lagen der Stadt. Es ist auch das Nebeneinander von Modernität und Internationalität und Altem, Stehengebliebenem. Gerade in den historischen Stadtvierteln findet man noch kleine Cafés, Läden in bester Tante-Emma-Manier, Stehkneipen. Und immer wieder rumpeln die altmodischen Straßenbahnen hügelauf und -ab. Legendären Ruf genießt die Linie 28, die an vielen zentralen Sehenswürdigkeiten vorbeiführt und zum Touristenpflichtprogramm gehört. Es ist übrigens durchaus eine Herausforderung, in der 28 einen Sitzplatz zu ergattern! Und ein Riesenspaß, am offenen Fenster mit dem musealen Gefährt im Zentimeterabstand an parkenden Autos oder an Touris vorbeizuschrammen, die sich verschreckt an die Hauswände pressen,

Die Straßenbahnen sind nicht die einzige Gemeinsamkeit zwischen Lissabon und San Francisco. Eine weitere Parallele ist das Erdbebenrisiko. Das letzte große Beben ereignete sich 1755; die nächste größere Erschütterung wird in absehbarer Zeit erwartet. Und die stadtnahe Brücke Ponte 25 April über den Tejo erinnert von der Bauweise sehr an ihren Gegenpart auf der anderen Seite des Atlantiks.

Lissabon hat viele Gesichter. Eines davon ist pompös und stolz. Geht man über den weitläufigen Praço do Comércio und schaut in Richtung Triumphbogen (Arco Triunfal), dann wird schlagartig klar, dass Portugal in früheren Zeiten eine Weltmacht war, deren Reichtum sich vor allem auf Kolonien in Afrika und Südamerika gründete. Aber das ist lange her … Ein besonderes Ereignis der jüngeren Geschichte ist sicherlich die Überwindung der langjährigen Diktatur im Jahre 1974 (Nelkenrevolution). Seitdem hat sich das einstige „Armenhaus Europas“ vor allem mit der finanziellen Unterstützung durch die EU zu einem modernen Land entwickelt, das in vielen Bereichen auf Augenhöhe mit den anderen EU-Staaten agiert. Und Lissabon braucht den Vergleich mit beliebten europäischen Metropolen beileibe nicht zu scheuen. Für uns ist nach dem ersten Tête-a-Tête jedenfalls klar: Wir freuen uns auf ein Wiedersehen.

Sintra – alle müssen hin!

Sintra, etwa 30 Kilmeter nordwestlich von Lissabon, einstige Sommerresidenz der portugiesischen Königsfamilie, UNESCO-Weltkulturerbe, Touristenattraktion ersten Ranges. Und wenn so viele Besucher (vor allem in den Sommermonaten) kommen, muss alles reibungslos organisiert sein. Bei „Sintra“ handelt es sich gleichermaßen um einen Ort und einen Komplex aus mehreren ikonischen Bauwerken: Palacio Nacional (Stammsitz der Könige des Hauses Avis) – charakteristisches Merkmal sind die konischen Küchenschornsteine -, Castelo dos Mouros (erhalten ist nur noch eine imposante Ruine), Palacio da Pena (ebenfalls königliche Sommerresidenz), ein aufwendiger Bau im mittelalterlichen Burgenstil mit einer Vielzahl unterschiedlicher Bauelemente, errichtet Mitte des 19. Jahrhunderts, unter Einbeziehung eines Klosters aus dem 16. Jahrhundert.

Letzteren haben wir uns angeschaut, er liegt hoch über dem Städtchen. Wie nicht anders zu erwarten, mussten auch wir zunächst für unsere Tickets, dann für den Einlass ins Gebäude (innen strenges Fotografierverbot!) anstehen, aber alles im erträglichen Rahmen. Unangenehm, zumindest für die Nichtbeschirmten 😊, der Nieselregel. Aber der war bestimmt gut für den riesigen Park, der den Bau umgibt.

Aus der Not eine Tugend machend – Park und Burg waren von Nebel eingehüllt – habe ich den Palast ausschließlich in Schwarzweiß fotografiert, das passte besser zu den wetterbedingt beschränkten Möglichkeiten.

Unabhängig vom Wetter ein zweites Mal besuchen? Eher nicht. Die wilde Stilmischung der Gebäude wirkt wenig überzeugend. Und das Ganze bei schönerem Wetter mit bedeutend mehr Besuchern? Da wird man nur noch durch die Gänge geschoben.

Der Ort Sintra kommt dann wieder in Farbe …

Cascais – Perle an der Tejo-Mündung

Cascais (35.000 Einwohner) liegt etwa 25 Kilometer westlich von Lissabon und hat eine direkte Bahnverbindung zur Hauptstadt. Das war auch der Grund, weshalb wir das Städtchen als Basis angesteuert haben.

Aber Cascais verdient durchaus eine eigene Würdigung. Hier und in der Umgebung gibt es nämlich einiges zu sehen und erleben. Am imposantesten ist sicherlich die wuchtige Zitadelle, die viele Jahre als königliche Sommerresidenz diente. Und wenn man die Hafenpromenade entlang- und einige Wohnviertel durchschlendert, fällt auf, dass offenbar immer mehr Wohlhabende Cascais als Zweitwohnsitz auserkoren haben. Viele sicherlich mit portugiesischem Pass, aber auch Briten, Franzosen und Deutsche scheinen Klima und Atmosphäre hier zu schätzen. Die Marina des ehemaligen Fischerortes kann sich sicherlich mit vielen an der spanischen oder französischen Mittelmeerküste messen. Der Ortskern (Fußgängerzone) lädt zum Shoppen, Essen und Trinken ein.

Die Sandstrände ziehen sich bei Cascais kilometerlang hin. Ebenso gehören dramatische Felswände und meterhoch spritzende Gischt an diesem Küstensaum ins Angebot des Atlantiks. Surfprofis schätzen die Praia da Guincho, wo die Wellen nie unter 1,5 bis 2 Meter bleiben (Grund für die Austragung von Surfmeisterschaften – Anfänger und Normalos tun besser daran, sich „ruhigere“ Strände zu suchen). Besonders spektakuläre Anziehungspunkte sind die Boca do Inferno, der Höllenschlund, und die Cabo da Roca, der westlichste Punkt Europas. Wunderbare Orte, um sich den Sommerwind durch die Haare wehen zu lassen, gerne mit einem Sundowner in der Hand. Natürlich findet sich hier immer an den unmöglichsten Stellen ein Plätzchen für ein Liebesschloss.

Wer beim Strandspaziergang nicht höllisch aufpasst, wird übrigens schnell Opfer der manchmal tückischen Wellen – dann muss man mit der Konsequenz leben, dass man aussieht, als hätte man keine Blasenkontrolle mehr 😊.

Porto – die Traurig-Schöne an der Mündung des Douro

Porto (ca. 240.000 Einwohner) ist nach Lissabon die größte Stadt des Landes und ist ein echter Anziehungspunkt. Beim Rundgang durch die Stadt kann man nicht übersehen, dass Portugal mal zu den ärmsten Ländern Europas gehörte. Selbst im von Touristen am stärksten frequentierten Altstadtviertel Ribeira sind die Zeichen des Verfalls unübersehbar. Die alte Bausubstanz zerfällt, das Geld reicht nur fürs Nötigste, und das Nötigste ist in aller Regel nicht das Schönste. Manche Häuser stützen sich gegenseitig, um nicht einzufallen. Aber wenn die Sonne scheint ….

Mindestens ebenso deutlich ist, dass sich in der Stadt einiges getan hat. Am sinnfälligsten ist das bei der Metro: modern, chic, sauber. Die haben wir auch benutzt, um von unserem Campingplatz nach Porto zu kommen. Die Station liegt nur wenige Kilometer entfernt, an einem riesigen Outlet-Shoppingcenter, ideal zum Abstellen unseres Autos.

Dann also rein ins Getümmel, nach bewährter Methode mit einem Stadtplan vom Tourismusbüro und Unterstützung durch Google-Maps. Was uns unmittelbar auffällt: Porto ist hügelig! Wohl auch deshalb treten Radfahrer kaum in Erscheinung. Zweite Erkenntnis: Die Portuenser fahren Auto! Glücklicherweise gibt es jedoch auch viele Plätze, Straßen und enge Gassen, wo man sich ausschließlich per pedes bewegt.

Die Einwohner Portos werden von ihren Landsleuten Tripeiros (= Kuttelesser) genannt, was auf eine hiesige kulinarische Vorliebe zurückgeht. Diese soll daher rühren, dass in Porto in früheren Zeit für den Proviant der Seefahrer gesorgt wurde, die von hier aus in Richtung Überseegebiete in See stachen. Dabei wurde Fleisch in großer Menge eingepöckelt, die Innereien der Tiere durften die Stadtbewohner verzehren. Nicht gerade schmeichelhaft.

Unser Weg führt uns über die zentrale Achse Avenida dos Aliados an diversen historischen Gebäuden vorbei (Rathaus, Theater, Kathedrale und unzählige Kirchen, Bank- und Geschäftshäuser im Zuckerbäckerstil), einige beeindrucken uns in besonderer Weise. Da sind beispielsweise der Bahnhof S. Bento zu nennen, ein Schmuckstück mit vielen Azulejogemälden (Azulejos sind die für Portugal typischen blau bemalten Kacheln) zu Themen wie Eroberungen, Weinanbau und – in einem Bahnof naheliegend – Transportwesen; die Börse und eine zum Eventstandort umgebaute Markthalle; das Café Majestic (wo man i.d.R. für ein Plätzchen anstehen muss); die Livraria Lello, eine seit 1906 bestehende Buchhandlung, die der britische „Telegraph“ 2017 zur Nummer 1 der schönsten Buchhandlungen der Welt kürte und deren Einlass über Tickets geregelt werden muss (trotzdem sehenswert!).

Geradezu atemberaubend ist der Blick von der Altstadt auf die Luis-I-Brücke (1886). Von der Bauweise her ist die Nähe zum Eiffelturm nicht von der Hand zu weisen; der Erbauer war tatsächlich ein Schüler von Gustave Eiffel. Die Brücke ist zweistöckig angelegt: Oben verkehren nur die Metro und Fußgänger, unten fahren auch Autos. Zur Gesamtkonstruktion gehören auch Fahrstühle und eine Drahtseilbahn. Das Viertel am gegenüberliegenden Ufer gehört zu Vila de Gaia, der mit Porto konkurrierenden Stadt am anderen Douroufer. Dort wird in Lagerhäusern und Kellern der Portwein gemischt, gelagert und verkostet, der Porto weltberühmt gemacht hat. Im Fluss sehr malerisch liegen alte Segelkähne, mit denen man früher den Douro hinauf zu den bis zu 100 Kilometer entfernten Weinanbaugebieten segelte. Heute erledigen das Tanklastzüge auf der Straße. Wenn der Nachmittag bei Sonne allmählich in den Abend übergeht, ist die Atmosphäre an den Douro-Ufern in der Nähe der Brücke einzigartig. Natürlich herrscht überall emsiges Treiben, dennoch kann man ruhigere Plätzchen finden und einfach das ganze Ensemble auf sich wirken lassen. Dabei dann vielleicht noch ein Gläschen Wein …

Noch ein Hinweis zur Geschichte des Portweins: Die Briten, die im 17. Jahrhundert keinen französischen Wein importieren durften, entdeckten aus der Not heraus den portugiesischen Wein für sich. Er verdarb jedoch häufig auf der langen Schiffsreise nach Britannien. Um ihn haltbarer zu machen, setzte man ihm Branntwein zu. Damit war der im Vergleich zum Wein hochprozentigere Portwein geboren. Und das ist auch der Grund für die vielen englischen Namen der Portverarbeiter und -händler.

Portugal – frischerer Fisch geht nisch

Bis auf Weiteres haben wir Spanien „Adios“ gesagt und sind nach Portugal gefahren. Eine weitere Facette im grenzenlosen Europa: Bezahlautobahnen in Portugal sind kompliziert! Am Häuschen Ein Ticket ziehen und bei der Ausfahrt zahlen … Das ist leider nur eine von vielen Varianten. Und es gibt mehrere Betreiberfirmen mit unterschiedlichen Bezahlsystemen. Wenn man dann in die Foren schaut, liest man unterschiedliche Horrorgeschichten. Wir haben uns im Vorfeld nicht mit diesem Thema beschäftigt, weil wir uns gedacht haben, dass sich dies schon ergeben wird. Im Ergebnis stellen wir unser Navi auf „Mautstraßen vermeiden“ ein und fahren über die Dörfer. Dabei kriegt man natürlich auch mehr mit, aber mit dem Auto-Wohnwagen-Gespann ist das manchmal ein Abenteuer. Dennoch schaffen wir es mit dieser Methode bis auf einen netten Campingplatz in der Nähe von Porto. Wir haben von hier einen kurzen Weg zum Meer, auch eine Metrostation ist nicht weit.

Am ersten Abend essen wir ein wunderbares Fischgericht in einem Restaurant direkt gegenüber vom Eingang des Campingplatzes. Ein toller Portugal-Auftakt.

Und am nächsten Morgen folgt ein weiteres Erlebnis. Ganz in der Nähe landen Fischer ihren Fang an, der dann auch gleich am Strand verkauft wird. Das lassen wir uns nicht entgehen. Wir setzen uns am Morgen um kurz nach acht aufs Rad – der Einsatz sollte sich lohnen: Wir sind dabei, wie die Boote an Land gezogen werden; wie der Fang sortiert und schließlich verkauft wird. Und klar: Wir erstehen zwei Fische fürs Abendessen.