Der Tafelberg hat schon immer eine besondere Faszination auf die Menschen ausgeübt. Wenn man sich in Kapstadt bewegt, ist er stets präsent, immer wieder hat man ihn im Blick, wenn man die Augen in Richtung Binnenland richtet. In aller Regel liegt seine „Spitze“ in den Wolken. Man spricht dann vom „Tablecloth“, also Tischtuch. Es bildet sich, wenn vom Meer kommende feuchte Luftmassen das kalte Bergmassiv überströmen. Kann man den majestätischen „Thron“ in etwa 1.000 Metern Höhe wolkenfrei in seiner ganzen Pracht erblicken, ist das eine idealer Tag für einen Besuch. Diesen kann man bequem mit der Seilbahn angehen, aber wer uns kennt, der weiß, dass wir gerne zu Fuß unterwegs sind. Wir wählten die anstrengende Platteklip-Gorge-Route. Denn der Blick von oben ist bekanntermaßen doppelt so schön, wenn man sich ihn erlaufen und dabei ordentlich geschwitzt hat 🙂 . Dieser Fußweg ist bei sommerlichen Temperaturen definitiv eine sportliche Anforderung, zumal er stellenweise ziemlich steil und nicht überall gut befestigt ist. Es gibt eine Vielzahl anderer Wanderwege zum obersten Plateau, aber für alle gilt: Badeschlappen und nicht vorhandene Wasserflaschen sind keine gute Idee.
Der Tafelberg ist ein Sandsteinplateau, das etwa 3 Kilometer breit ist und an der höchsten Stelle 1.085 Meter misst (Maclears Beacon). Er ist quasi das eine Ende des Table Mountain National Park, der die ganze Kaphalbinsel umfasst. Eine Fahrt um die 52 Kilometer lange und bis zu 16 Kilometer breite Kaphalbinsel sowie der Besuch von Cape Point und des Kaps der Guten Hoffnung gehören normalerweise zum Kapstadt-Pflichtprogramm. Uns blieb der legendäre Chapman’s Peak Drive leider versagt, weil die Straße zum Zeitpunkt unseres Aufenthalts wegen Bauarbeiten gesperrt war. Schade, auf jeden Fall ein weiterer Grund, die südafrikanische Metropole bald mal wieder zu besuchen …
Der Tafelberg ist zum einen für Adrenalinjunkies ein Anziehungspunkt. Er gilt als höchste Abseiling-Stelle der Welt. Es muss ein einzigartiges Erlebnis sein, sich direkt von der Kante auf ein 112 Meter tiefer gelegenes Felsplateau abzuseilen, mit Blick auf Camps Bay und den Atlantik. Wer da keine weichen Knie bekommt …
Zum anderen kommen auch Naturliebhaber auf ihre Kosten. Der Tafelberg ist – sorry, schon wieder ein Superlativ – mit 1.500 verschiedenen Pflanzenarten die botanisch reichste Region der Welt.
Oben angekommen kann man sich kaum sattsehen an dem atemberaubenden Bild. Die Stadt liegt einem wie ein Miniaturbild zu Füßen. Mit nacktem Auge kann man einige Sehenswürdigkeiten ausmachen, unter anderem das Fußballstadion und die Waterfront.
Es lohnt sich auf jeden Fall, oben noch die nähere Umgebung zu erkunden, um einen Eindruck von der Pflanzenwelt zu gewinnen und den Blick auf die Küste aus stets neuen Perspektiven zu genießen. Mit etwas Glück entdeckt man einen Pavian oder ein Stachelschwein, sehr wahrscheinlich einen der vielen Dassies, die wie Meerschweinchen aussehen. Um schließlich wieder mit der Seilbahn ins Tal zu rauschen. Es handelt sich übrigens bei den Gondeln um Schweizer Präzisionskabinen, die 65 Passagiere fassen und sich auf dem Weg nach oben bzw. unten einmal komplett um die eigene Achse drehen – der Panoramablick ist also garantiert!
Hermanus hieß in früheren Zeiten „Hermanuspietersfrontein“, aber diese Bezeichnung war einfach zu lang für die Post, deshalb wird seit 1902 nur noch die Kurzform benutzt. Der etwa 5.500 Einwohner zählende Ort ist ein insbesondere bei Kapstädtern beliebter Ausflugs- und Urlaubsort und verfügt über eine hervorragende touristische Infrastruktur. In Hermanus fühlen sich Badegäste, Windsurfer und Wanderer gleichermaßen wohl. Im September findet hier das Whale Festival mit zahlreichen Aktivitäten statt. Als „Walsaison“ gelten gut drei Monate zwischen Ende August bis zum Dezember. Dann kommen die Meeressäuger zum Teil bis auf 50 Meter an die Küste heran und können sehr gut von den Aussichtspunkten aus beobachtet und fotografiert werden.
Etwas abenteuerlicher ist das Beobachten der Wale natürlich vom Boot aus (s. separaten Beitrag).
Uns hat in Hermanus besonders der Cliff Walk gefallen, der von der Stadt aus über die Klippen, die die Walker Bay umgeben, führt. Im besiedelten Abschnitt geht man teilweise an schön angelegten Privatgärten und öffentlichen Anlagen vorbei.
Auf der Fahrt nach Kapstadt legten wir einen Zwischenstopp in Betty’s Bay bei Kleinmond ein, um einer Pinguin-Kolonie einen Besuch abzustatten. Es handelt sich um Afrikanische Pinguine, die man auch „Eulen des Meeres“ nennt, weil sie nachts im Wasser genauso gut sehen können wie tagsüber. Sie wiegen zwischen zwei und vier Kilo. Ihre Flügelchen setzen sie als Propeller ein und steuern mit den Beinen. Allzu lange hält man es bei den putzigen Frackträgern nicht aus, denn ihre Ausscheidungen sind ein Frontalangriff auf die menschliche Nase.
Das De Hoop Nature Reserve liegt 250 Kilometer östlich von Kapstadt, unweit von Afrikas südlichstem Punkt (Kap Agulhas), wo sich Atlantik und Indischer Ozean vereinen. Es ist ein „Juwel des Westkaps“ und gehört seit 2004 zum UNESCO-Weltnaturerbe. Eine der Besonderheiten von De Hoop ist der ursprüngliche Küstenstreifen mit weiß leuchtenden Dünenlandschaften, die man bei der langen Pisten-Anfahrt schon von Weitem erkennen kann. Zunächst denkt man an eine Halluzination … Könnten das am Horizont vielleicht schneebedeckte Berges sein? Mit jedem gefahrenen Kilometer stieg bei uns die Vorfreude auf Wanderungen in diesem weitläufigen Naturpark, ebenso auf die beiden Übernachtungen in einem gemütlichen Cottage. Auf der Fahrt begegneten wir nur ein paar Pavianen, vor denen man bekanntlich respektvollen Abstand halten sollte. Grundsätzlich kann man die allgemein unbeliebten „Baboons“ fast überall antreffen, auch in den Städten, wo sie bei ihren Raubzügen durch die Straßen und Häuser alles abgreifen, was essbar ist. Männchen, die als Einzelgänger umherziehen, gelten als besonders aggressiv.
Die historischen Cottages im Naturreservat gehörten früher einmal zu einer Farm. Es handelt sich um kleine Nebengebäude – im Haushaus kann man zu Abend essen. Die Häuschen sind für Selbstversorger eingerichtet. Wer derartige Absichten hat, muss vorab außerhalb des Parks einkaufen, denn auf innerhalb ist das nicht möglich. Wir fanden unser Häuschen romantisch und urgemütlich!
Das De Hoop Nature Reserve ist gesegnet mit einer vielfältigen Tier– und Pflanzenwelt. Es soll hier allein 50 Reptilienarten geben, davon die Hälfte Schlangen. Wir hatten gleich am ersten Tag auf einem Spaziergang eine Begegnung mit einer etwa 1,5 Meter langen Vertreterin dieser Gattung – fast wären wir, in ein Gespräch vertieft, draufgetreten! Man zählt im De Hoop etwa 260 Vogel- und 86 Säugetierarten. In diesem Küstenabschnitt soll es besonders viele Wale und Delfine geben, was auf höhere Meerestemperaturen, nährstoffreiches Wasser und die Abgeschiedenheit dieses Küstenabschnitts zurückzuführen ist: Es gibt keinen größeren Hafen in der Nähe und die Schiffsrouten verlaufen weit von der Küste entfernt. Die Pflanzenwelt wirkt auf den ersten Blick buschig-grau und damit nicht so auffällig, was in Anbetracht der großen Trockenheit in dieser Region wenig verwunderlich ist. Aber sie hat’s in sich: Man geht von ca. 1.500 Fynbos-Arten (Proteen, Erika) in De Hoop aus. Der Bewuchs ist insbesondere für die Dünenlandschaft überlebenswichtig. Die feinen Farbnuancierungen sind sehr gefällig fürs Auge.
Fynbos ist ein Afrikaans-Begriff, der mit „feiner Busch“ übersetzt werden kann. Dem Fynbos sind über 7.700 Pflanzenarten zuzurechnen. Dabei handelt es sich in erster Linie um Pflanzen mit harten, lederartigen und schmalen Blättern (Hartlaubgewächse), die auf nährstoffarmen Böden zurechtkommen. Der Fynbos ist sowohl durch den Klimawandel als auch durch nicht endemische Pflanzen bedroht und daher streng geschützt.
Uns hat besonders eine Küstenwanderung in atemberaubender Schönheit begeistert. Wir sind im Übrigen in dieser Zeit niemandem begegnet …
Am späten Nachmittag braute sich am Horizont ein Unwetter zusammen. Wir kamen noch trockenen Fußes zurück zu unserem Cottage, aber dann ging’s los: kräftige Windböen, Starkregen … In der gesamten Wohnanlage fiel nachts der Strom aus. Und die Fahrt am nächsten Vormittag aus De Hoop heraus wurde zum Abenteuer, weil sich in den Senken der Piste viel Wasser staute und wir Sorge hatten, dass unser Autochen mitten in den Fluten den Geist aufgeben könnte. Manchmal empfehlen sich bei solchen Touren eben doch Allrad und hoher Radstand!
Knysna (sprich: Neiss-na) ist eine Kleinstadt mit etwa 50.000 Einwohnern an der Garden Route. Die Bezeichnung soll aus der Khoi-Sprache kommen und „Ort des Holzes“ bedeuten. Noch heute ist Knysna für seine Holz-/Möbelindustrie bekannt, lebt jedoch in erster Linie vom Tourismus und hat sich entsprechend hübsch zurechtgemacht: Malls, exquisite Geschäfte (viele Juweliere) und Galerien, Restaurants in verschiedenen Preisklassen (mit exzellenten Fischgerichten) … Besonderer Anziehungspunkt sind die Knysna Quays (Waterfront), wo man sehr schön bummeln kann. Geradezu spektakulär ist Knysnas Lage. Die Stadt liegt an einer großen Lagune, an deren Einfahrt zwei hohe Sandsteinkliffe stehen, als The Heads (Die Köpfe) bekannt.
Wir hatten eine schöne Unterkunft etwas außerhalb der Stadt, mit Blick auf die Lagune. Wir hätten es bedeutend schlechter erwischen können 😉 .
Ausflüge an die Strände in der Umgebung sind sehr lohnenswert. An vielen Abschnitten ist man vollkommen ungestört – ideal zum Muschel-, Steine- und Treibholzsuchen. Schade nur, wenn man mit dem Flugzeug angereist ist und seine Fundstücke nicht mit nach Hause nehmen kann!
Eine Safari ist bei einem Südafrika-Aufenthalt quasi eine Pflichtveranstaltung. Und wenn man in dieser Hinsicht ein europäisches Tierpark-Feeling vermeiden möchte, ist man mit kleinen Wildreservaten gut beraten. Wir hatten mit dem Sibuya Game Reserve großes Glück. Er befindet sich bei Kenton-on-Sea, etwa auf halber Strecke zwischen den Hafenstädten Port Elizabeth und East London. Es fing schon gut an. Denn die Beförderung der Gäste zum Camp verläuft per Boot den Kariega Fluss hoch. Da wir frühzeitig an der Abholstation waren, hatten wir noch etwas Zeit für einen Spaziergang an diesem menschenleeren, makellosen Strand.
Sibuya ist ein sogenanntes „Privatreservat“, was im Wesentlichen bedeutet, dass die Betreuung individuell ist bzw. in Kleingruppen erfolgt. Unser Ranger hat uns (= uns beide und ein Paar aus England) mehrmals am Tag zu Pirschfahrten mit dem Jeep (oder dem Boot) mitgenommen und dabei viel über Fauna und Flora erzählt. Am Abend saßen wir dann bei einem guten Essen und einer Flasche Rotwein mit anderen Gästen und Rangern an einem großen Tisch; bei diesen Runden hat man ebenfalls viel über die Natur, aber auch über Land und Leute allgemein erfahren. Die Sibuya Lodge ist an ökologischen Prinzipien ausgerichtet, hat einen offenen Zentralbereich und nur wenige Safarizelte, die vereinzelt im Busch stehen (ohne Elektrizität). Sie sind über Holzstege mit dem Hauptgebäude verbunden. Die Zelte stehen unter einem Holzdach, sind sehr geräumig und luxuriös eingerichtet, und sie erinnern auf den ersten Blick an ein Hotelzimmer. Sie haben eine großzügige Veranda und ein separates Badezimmer mit freiem Blick in die Natur. Dusche und Waschbecken sind aus Naturmaterialien hergestellt, mit viel Liebe zum Detail. Zelte und Stege sind mit Sturmlaternen beleuchtet. Insbesondere nachts hat man das Gefühl, sich unmittelbar in der Wildnis zu befinden. Hier ein paar Eindrücke vom Hauptgebäude …
… und den Safarizelten:
Für Notfälle haben die Gäste eine Trillerpfeife, mit der sie Hilfe herbeirufen können.
Die Begegnungen mit den Tieren war auf unseren Pirschfahrten sehr intensiv. Unser Ranger, John, fuhr zum Teil bis auf wenige Meter an sie heran, stellte den Motor aus, und dann hatten wir viel Zeit zum Beobachten. Bei diesen Touren im offenen Jeep herrschen klare Regeln: keine Kinder, keine hastigen Bewegungen, ruhig verhalten. John war (bis auf ein Messer) nicht bewaffnet, aber sehr erfahren darin, das Verhalten der Wildtiere zu „lesen“. So konnte er beispielsweise bei den Elefanten durch die Beobachtung der Leitkuh stets sicher entscheiden, wenn es Zeit für den Rückzug war. Besonders beeindruckend waren natürlich außer den „grauen Riesen“ die Nashörner, Löwen und Büffel.
Weniger spektakulär, aber ebenso eindrücklich, waren für uns die Begegnungen mit den Tieren, die nicht zu den „Big Five“ (Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe, Leopard) gehören.
Die zwei Tage im Sibuya Game Reserve waren ein rundum tolles Erlebnis – lehrreich, genussvoll, mit einem Hauch Abenteuer. Ganz wesentlich hat dazu unser Ranger John beigetragen, der uns mit seiner Leidenschaft für wilde Tiere und Natur angesteckt hat.
Unmittelbar im Anschluss an den Sibuya-Aufenthalt besuchten wir den Addo Elephant National Park, der nördlich von Port Elizabeth liegt und in den man mit dem Auto hineinfahren kann, in einigen Abschnitten ist allerdings ein Geländewagen erforderlich. Addo ist mit einer Fläche von 1.640 Quadratkilometern der drittgrößte Nationalpark von Südafrika und in mehrere Sektionen aufgeteilt. Da Addo auch über einen Küstenabschnitt verfügt (Woody Cape, zwischen Colchester und Kenton-on-Sea), kann sich dieser Nationalpark als einziger der „Big Seven“ rühmen (Big Five plus Glattwal und Weißer Hai). Mit etwa 600 Exemplaren bestimmen die Elefanten das Gesamtbild des Nationalparks, in dem ebenso eine Vielzahl anderer Tiere zu finden ist. Dazu zählen zum Beispiel Büffel, Kudus, Antilopen, Buschböcke, Zebras, Warzenschweine, Nashörner, Flusspferde, Löwen, Geparde und Hyänen. Beim Befahren der Wege sind die Besucher angehalten, nicht durch die Dunghaufen der Elefanten zu fahren, weil der Mistkäfer (Dungbeetle) in ihnen seine Eier ablegt 🙂 . Außerdem soll man sich im grundsätzlich defensiv verhalten und Sicherheitsabstände einhalten, denn die Dickhäuter gehen schon einmal auf die Fahrzeuge los, wenn sie verärgert sind.
Sehr gefreut haben wir uns auf eine Whalewatching Tour in der Plettenberg Bay. Leider war das Wetter an diesem Tag nicht so gut – böig, zeitweilig hat es auch geregnet. Der Ausflug hat sich trotzdem gelohnt. Es ist durchaus eine Herausforderung, die großen Säuger im Meer zu entdecken und dann auch noch zu fotografieren, insbesondere bei Seegang. Denn sobald der Mann im Ausguck auf einer Seite des Bootes Wale sichtet, bewegen sich alle Gäste gleichzeitig auf diese Seite und hantieren dabei mit ihren Kameras herum. Und wer eine gute „Schussposition“ hat, gibt sie nicht wieder frei. Hat man den Wal – vielleicht sogar eine Mamma mit Kalb – bei dieser Schaukelei endlich im Sucher und drückt auf den Auslöser, fotografiert man vielleicht gerade noch einen abtauchenden Rücken oder eben nur noch einen Wirbel im Wasser. Nicht selten nur noch Wasser. Außerdem hatten unsere Wale keine richtige Lust auf die spektakulären Sprünge, die man immer im Fernsehen sieht :-(. Na sowas. Da hatte man es mit den Robben auf den Felsen schon etwas leichter.
In der Plettenberg Bay sind ganzjährig Buckelwale (Humpback Whales), von Juni bis November ebenfalls Südliche Glattwale (auch Südkaper, Southern Right Wales) zu sehen. Sie schwimmen relativ nah an der Küste entlang, so dass man sie auch bei Strandspaziergängen oder von Aussichtspunkten aus sichten kann.
Nur wenige Kilometer hinter „Plett“, wie die Südafrikaner Plettenberg nennen, beginnt der Tsitsikamma Nationalpark, der sich von hier insgesamt über 100 Kilometer bis Kap St. Francis erstreckt. Er ist seit 2010 Teil des Garden–Route–Nationalparks. „Tsitsikamma“ kommt aus der Khoi-Sprache und bedeutet „wasserreicher Platz“. Hier befindet sich einer der letzten ursprünglichen Urwälder Südafrikas mit einer üppigen und vielfältigen Vegetation, weil viel Regen fällt. Die Felsküste ist gleichermaßen malerisch wie spektakulär. Wir waren mit unserer Unterkunft innerhalb des Parks mittendrin in dieser begeisternden Natur. In der Mündung des Storms River gibt es eine Hängebrücke, zu der man auf der einen Seite hinab- und auf der anderen Seite eine steile Anhöhe hinaufsteigen kann. Dabei ist gutes Schuhwerk und Spaß am Kraxeln erforderlich. Die Aussicht von oben ist gigantisch.
Wir hatten die ganze Nacht das Meeresrauschen im Ohr und konnten am Morgen auf unserer Terrasse mit Meerblick frühstücken:
Dabei hatten wir Besuch von Rock Dassies, wie der Klippschliefer (auch Klippdachs) in Südafrika, wo sie häufig vorkommen, heißen. Die putzigen Pflanzenfresser sehen wie Meerschweinchen aus und gehen normalerweise in Gruppen auf Nahrungssuche.
Direkt an unserer Bleibe entlang verlief der 48 Kilometer lange Otter Trail. Er gilt als eine der schönsten Wanderrouten des Landes, dauert fünf Tage und kann nur mit Voranmeldung gegangen werden. Schon der Abschnitt von unserer Hütte bis zu einem Wasserfall hat uns begeistert!
Kapstadt war für einen längeren Aufenthalt klar gesetzt bei unserer Südafrika-Reise. Leider war im November kein Direktflug aus Deutschland möglich, wir hätten einen Zwischenstopp in Johannesburg einlegen müssen. Da wir einige Jahre in Großbritannien gelebt haben, war es uns sympathischer, von Deutschland nach London zu fliegen und von dort direkt nach Kapstadt. Wir wollten spätabends ab London fliegen, am nächsten Morgen den Mietwagen in Empfang nehmen und zu unserer Unterkunft in Stellenbosch fahren, einchecken, einen Tag ausruhen. Zwischen Deutschland und Südafrika gibt es – abhängig von der Jahreszeit – entweder gar keine Zeitverschiebung oder plus eine Stunde, also ist Jetlag kein Thema. Ein guter Plan, aber eben nur ein Plan :-(. Denn als wir bereits in der British-Airways-Maschine auf der Startbahn saßen, gab es technische Probleme und das Flugzeug hob nicht ab. Funkenschlag in einer Turbine, Feuerwehreinsatz, prüfen, Fluggäste vertrösten … Was sich so flott dahinschreiben lässt, dauerte in der tristen Wirklichkeit mehrere Stunden und war ziemlich nervig. Schlussendlich wurden wir mitten in der Nacht mit quietschroten Doppeldeckerbussen auf irgendwelche Hotels in London verteilt und flogen erst 24 Stunden später ab. Und mussten die Zeit bis dahin mit Lesen, Rumhängen und Essen verbringen.
Nach der verspäteten Ankunft in Kapstadt holten wir rasch das Auto ab und fuhren zur Unterkunft. Wir hatten nämlich als allererste Aktivität am „zweiten“ Tag eine fünfstündige Radtour durch die Weinberge von Stellenbosch gebucht, mit Wein- und Brandy-Verkostung. Wir waren spät dran und konnten gerade noch unser Gepäck aufs Zimmer bringen, schon ging’s in die Pedale … Glücklicherweise war unsere Radgruppe klein und wir hatten beim Radeln keinen Gegenverkehr. Denn Weinproben, sommerliche Hitze, Müdigkeit und körperliche Betätigung sind keine ideale Kombination, aber das Kölsche Grundgesetz stellte seine Gültigkeit unter Beweis: Et hätt noch immer jot jejange.
Die drei großen Topanbaugebiete in Südafrika (Küstenregion, Boberg, Breede River/Karoo) produzieren Weine, die international zu den besten gehören. Sie sind in grandiose Landschaften eingebettet. Einen guten Eindruck gewinnt man bei der sogenannten Vier–Pässe–Fahrt (Hellshoogte, Franschhoek, Viljoen, Sir Lowry’s), die das Hottentots‘ Holland Nature Reserve umschließt und über Stellenbosch und Franschhoek führt. Die reine Fahrzeit beträgt etwa 3,5 Stunden. Stellenbosch liegt 50 Kilometer östlich von Kapstadt im fruchtbaren Eerste-River-Tal, ist das Zentrum dieser Weinregion und auch Sitz der renommierten Stellenbosch Universität (1918 gegründet, ca. 30.000 Studenten). Stellenbosch gilt als zweitälteste Stadt Südafrikas, deren Gründung im Jahr 1679 auf Simon van der Stel zurückgeht. Mit der Ansiedlung von im Weinbau versierten Hugenotten in diesem Gebiet entwickelte sich auch die Qualität des südafrikanischen Rebensafts in Richtung der europäischen Standards. Sowohl in Stellenbosch wie im beschaulicheren Franschhoek finden sich viele Beispiele kapholländischer wie auch viktorianischer Architektur. Zur Geschichte von Stellenbosch gehört freilich auch sein fragwürdiger Ruf als Zentrum der Apartheid-Ideologie, mit der Universität als Kaderschmiede. Afrikaans, die auf dem Holländischen basierende traditionelle Sprache der Buren in Südafrika, ist in dieser Region die dominierende Amtssprache, aber selbstverständlich kommt man mit Englisch sehr gut zurecht. Die Weingüter in und um Stellenbosch und Franschhoek sind nicht nur EINEN Besuch wert. Die Weine, die wir hier gekostet haben, waren ausgezeichnet, und die Gastronomieangebote bewegen sich auf hohem Niveau. Es ist ein besonderes kulinarisches Vergnügen, sich bei sommerlich-warmen Temperaturen auf der schattigen Terrasse eines Weinguts den vielerlei Gaumenversuchungen hinzugeben. Beim edlen Tropfen fällt auf, dass die südafrikanischen Winzer bedeutend experimentierfreudiger sind als die europäischen Kollegen und beispielsweise keinerlei Berührungsängste beim Thema Cuvées haben.
Eine weitere Beobachtung, die einen Unterschied zwischen den Kulturen betrifft: Unsereiner ist natürlich in Anbetracht der üppigen Rebenpracht geneigt, sich spontan auf einen ausgedehnten Spaziergang in die Weinberge zu begeben, unabhängig von den Eigentumsverhältnissen. Wir gehen als Deutsche davon aus, dass Weinberge, Wälder und Felder stets der Öffentlichkeit zugänglich sind und diese auch ein Recht hat, sie als Naherholungsorte zu nutzen. Das ist in Südafrika anders, hier gibt der Eigentümer den Takt vor, daher heißt es normalerweise: Betreten verboten – unterstrichen durch Stacheldrahtumzäunungen. Manchmal würden deutsche Winzer sich derartige Verhältnisse sicherlich auch wünschen!
Auf den Wein folgte ein weiterer Gruß aus der Heimat, und zwar bei der Ortsbezeichnung: Wir orientierten uns bei der Weiterfahrt an der Beschilderung „Heidelberg“, es ging quer durch südafrikanisches Farmland, die letzten 15 Kilometer eine Schotterpiste entlang. Wir hatten nämlich einen Farm-Aufenthalt gebucht, bei dem uns der Bauer einen Einblick in sein Dasein geben wollte. Die Skeiding Guest Farm lebt hauptsächlich von der Rinder- und Straußenzucht und hat im Tourismus eine zusätzliche Einnahmequelle. Das Essen hier ist ausgezeichnet, viele Zutaten kommen aus der eigenen Produktion. Wir waren an diesem Novemberwochenende die einzigen Gäste und wurden am Abend von der Tochter des Hauses mit einem fantastischen Essen (Butternut Soup, Gemüse, Straußsteaks vom Grill, Tipsy Tart als Dessert) verwöhnt. Am nächsten Morgen fuhren wir mit dem Pick-up zum Tierefüttern mit raus und haben bei der Gelegenheit einiges über die Landwirtschaft in Südafrika gelernt. Diese unendliche Weite der Landschaft vor der Kulisse einer Bergkette am entfernten Horizont strahlt eine große Ruhe aus und hat etwas Erhabenes.
Wir wollten mehr über Strauße erfahren, und dazu war reichlich Gelegenheit in Oudtshoorn, unserer nächsten Station. Die Fahrt dorthin verlief durch ein Gebiet namens Little Karoo, eine Halbwüste, die sich über 300 Kilometer von Montagu bis Uniondale erstreckt und zwischen den Langebergen im Süden und den Swartbergen im Norden eingebettet ist. Auch in Oudtshoorn waren wir in einem wunderschönen Guesthouse mit hervorragender Küche untergebracht.. Uns wurde klar, dass diese Südafrika-Reise ein erhebliches Taillenvergrößerungspotenzial in sich barg ;-).
Oudtshoorn ist mit ca. 60.000 Einwohnern die mit Abstand größte Stadt in der Little Karoo und gilt als „Welthauptstadt der Straußenzucht“, und dieser Wirtschaftszweig ist neben dem Tourismus die Haupteinnahmequelle der Region. Strauße wurden zunächst primär wegen ihrer Federn gezüchtet; die erste Straußenfarm wurde in Südafrika gegründet. In den Boom-Jahren der Straußenfederproduktion zählte man in der Region um Oudtshoorn um die 100.000 Tiere. Die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg war die Epoche der „Feder-Barone“ – so nannte man die Straußenfarmer und Federhändler, die durch den Strauß zu Reichtum gelangten und sich verschnörkelte Villen mit Jugendstileinrichtung („Straußenpaläste“) bauten. Die Damenwelt wollte ihre Hüte mit hübschen Federn schmücken, und in Haushalt und Industrie kamen die Federn des flugunfähigen Vogels wegen ihrer elektrostatischen Eigenschaften als Staubwedel und Reinigungsbürsten zum Einsatz. Entsprechende Kunststoffalternativen gab es damals noch nicht. Heutzutage spielt der Strauß in erster Linie eine Rolle als Fleischlieferant, Hauptabnehmer ist die Europäische Union. 2011 verfügte die EU vor dem Hintergrund der Vogelgrippe einen Importstopp für Straußenfleisch aus Südafrika, was dramatische Folgen für die Straußenfleischproduktion in Südafrika hatte: Tausende von Tieren mussten gekeult, viele Betriebe geschlossen werden. Inzwischen hat sich die Situation wieder entspannt. Straußenleder gilt als sehr hochwertig. Es wird gerne für Accessoires verwendet und zeichnet sich durch seine Weichheit und ein genopptes Narbenbild aus.
Strauße sind die größten Vögel der Welt. Sie können Geschwindigkeiten von bis zu 70 km/h erreichen und ohne große Mühe 30 Minuten lang 50 km/h schnell laufen. Die Männchen werden im Ausnahmefall bis zu 2,80 Meter groß und haben eine Gewicht von bis zu 160 Kilogramm, die Weibchen erreichen eine Höhe von bis zu 1,90 Meter und wiegen bis 110 Kilogramm. Beide bebrüten das Gelege (mit bis zu 25 Eiern), das Männchen vorwiegend nachts (deshalb sein schwarzes Gefieder), das Weibchen tagsüber (hat zu diesem Zweck graubraunes Gefieder). Sehen Strauße sich bedroht, kommen ihre nach vorne gerichteten krallenartigen Zehen zum Einsatz. Sie können damit einen Menschen und sogar Raubtiere wie Löwen töten.
Strauße haben die größten Augen aller Landlebewesen (Durchmesser bis zu 5 cm). Sie können andere Tiere in einer Entfernung von bis zu 3,5 Kilometern erkennen. Da bleibt leider nicht viel Platz fürs Hirn …
So lange sein Kopf bedeckt ist, glaubt der Strauß, es wäre Nacht. Dieses Verhalten macht man sich auch beim Reiten der Tiere zunutze ;-).
Von Oudtshoorn fuhren wir wieder Richtung Süden, mit dem Tagesziel Plettenberg Bay an der Garden Route. Dazu querten wir eine landschaftlich reizvolle Gebirgskette (Kammanassieberge).
Gleichschirmfliegers HimmelreichGute Aussichten beim Abendessen
Essaouira, 85.000 Einwohner, Touristen-Hotspot am Atlantik, hat eine lange und wechselhafte Geschichte, aber die eigentliche Gründung der Stadt – unter dem Namen Mogador – geht auf das Jahr 1760 zurück, als Sultan Sidi Mohamed Ben Abdallah einem gefangenen französischen Architekten (Thédore Cornut) den Bauauftrag für den Hafen und die Altstadt erteilte. So erklärt sich der an europäische Militärarchitektur angelehnte rechtwinklige Grundriss der Medina (Altstadt), die noch heute vollständig von einer Mauer umgeben ist, – in unserer Wahrnehmung gar keine schlechte Idee, weil man sich bedeutend besser orientieren kann, ohne dass das Flair Schaden genommen hätte. Und die UNESCO scheint das auch nicht gestört zu haben, denn sie erkannte die Medina von Essaouira 2001 als Weltkulturerbe an.
Die frühere Bezeichnung Mogador, die heute nur noch für die vorgelagerte Insel verwendet wird, geht vermutlich auf die Portugiesen zurück, die im 15. und 16. Jahrhundert einige Abschnitte an der marokkanischen Atlantikküste eroberten. In diesem Zusammenhang begannen sie 1506 mit dem Bau von Befestigungsanlagen, auf die auch die heute bei Sonnenuntergangsanbetern so beliebte und mit Bronzekanonen bestückte Mauer zurückgeht.
Wir fanden bei unseren Spaziergängen auch manche Abschnitte auf der Innenseite der Befestigungsmauer sehr attraktiv.
In den späten 1960er-Jahren war Essaouira eine Art Pilgerort für Hippies – die Versorgung mit Nahrungsmitteln sowie vor allem mit Drogen für kleines Geld mag dafür eine Grundlage gewesen sein. Als sich dann auch noch Jimi Hendrix für ein paar Tage in der näheren Umgebung einfand, war der Status Essaouiras als „place to be“ für junge Andersdenkende etabliert. Noch heute umrankt den Ort ein Flair der Leichtigkeit und künstlerisch anmutender Lässigkeit, weshalb Essaouira den Ruf eines Aussteiger– undKünstlerparadieses hat.
Eine wichtige Haupteinnahmequellen für Essaouira ist neben dem Tourismus der Fischfang. Im Fischereihafen liegen hunderte von Booten dicht an dicht. Die vom Fang zurückkehrenden Kutter verkaufen ihren Fisch direkt am Kai. Man spürt man unmittelbar, dass Fischerei und Handel als Geschäft betrieben werden – und nicht etwa als touristische Veranstaltung und Kulisse für hübsche Fotos. Der ungeschönte Umgang mit dem Fisch als Ware wirkt für unsere Augen zeitweilig geradezu verstörend. Was im Netz landet, wird auch verwertet – ganz gleich, ob es sich um geschützte Arten (wie zum Beispiel Haie) handelt oder nicht. Auch das Riechorgan hat einiges zu verarbeiten.
Wer also gerne Fisch isst, ist hier definitiv richtig. Das Angebot ist reichlich und von bester Qualität, ob in den Fischrestaurants oder an den Imbissständen. Es ist stets ratsam, den Preis für eine Mahlzeit zu verhandeln, bevor man sich an den Tisch einer Imbissbude setzt.
Als Badeort ist Essaouira nicht nur bei den Marokkanern (vor allem im Sommer) sehr beliebt. Es finden sich zunehmend auch Europäer ein, vor allem Franzosen. Nicht ohne Grund ist die Hafenstadt als „windy city“ bekannt und zieht immer mehr Surfer an. Für uns war schwer nachvollziehbar, dass bei den meisten marokkanischen Familien die Männer und Kinder ausgiebig in den Wellen herumtollen können – selbstverständlich in normalen Badeklamotten -, während die Frauen offenbar nur verhüllt Sonne und Meer genießen (?) durften. Aber wir haben auch marokkanische Surfer-Gruppen gesehen, bei denen Männlein und Weiblein kaum unterscheidbar waren. Tja, die Welt ist bunt, aber ein Phänomen ist wohl universell: Alle Menschen schauen in der sommerlichen Abenddämmerung gerne aufs Wasser.
Etwa 160 Kilometer südöstlich von Agadir liegt die 7.000 Einwohner zählende Dattelpalmoase Tafraoute, 1.000 Meter über dem Meeresspiegel am Hang des westlichen Anti-Atlas. Der Ort selber ist touristisch nicht sonderlich interessant, die Umgebung jedoch um so mehr – gerade auch dann, wenn sich bei der Bewunderung imposanter Granitlandschaften erste Ermüdungserscheinungen zeigen und die Lust am Grün entsprechend gestiegen ist. In den fruchtbaren umliegenden Tälern bieten sich mannigfaltige Möglichkeiten für Wanderungen und Erkundungen. Insbesondere das 15 Kilometer lange Vallée des Ammeln (Tal der Ammeln) lohnt einen Besuch. Es ist benannt nach dem gleichnamigen Berbervolk, das für seine Geschäftstüchtigkeit berühmt ist. Landwirtschaftlich vertreten sind neben Gerste, Kartoffeln und Gemüse vor allem Baumfrüchte wie Oliven, Mandeln, Granatäpfel und Arganien, aus deren Samen Öl hergestellt wird. Tendenziell wird die Bewirtschaftung der Flächen leider immer schwieriger, denn die durch den Klimawandel bedingte Wasserknappheit stellt die Bauern mit zunehmender Härte vor unlösbare Probleme. Erschwerend kommen beim Oasenfeldanbau in Marokko traditionell gewachsene Wasserverteilungssysteme zum Tragen, die durch Vererbungen zu Komplikationen und damit Streit und Missgunst führen.
Der bedornte, trockenheitsresistente, verholzende und immergrüne Arganbaum gilt als Marokkos kostbarster Baum. Ursprünglich im einem begrenzten Bereich Nordafrika beheimatet, ist sein Verbreitungsgebiet heute ausschließlich der Südwesten Marokkos. Ausgewachsen sind Bäume 8 bis 12 Meter hoch, in seltenen Fällen erreichen sie auch 20 Meter Höhe.
Arganöl (auch Arganienöl) wird durch Pressung der Samenplättchen der reifen Beerenfrucht des Arganbaums gewonnen. Einerseits hat die wachsende Nachfrage nach diesem Öl zu einer Industrialisierung geführt, die vielen kleinbäuerlichen Betrieben zunächst die Existenzgrundlage entzog. Andererseits wurde vor diesem Hintergrund mit staatlich-marokkanischer und internationaler Unterstützung eine Vielzahl von Kooperativen ins Leben gerufen, die die Tradition des handproduzierten Arganöls gewährleisten konnte. Die jahrhundertealten Kenntnisse und Praktiken zur Nutzung des Baumes und seiner Früchte sind von der UNESCO seit 2014 als immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt. Zur Gewinnung eines Liters Arganöl sind etwa zwei Tage Handarbeit erforderlich, die fast ausschließlich von Frauen geleistet wird. Sie schließen sich in Kooperativen zusammen, tragen zur Verbesserung des Familieneinkommens bei und erarbeiten sich damit ein Stück Selbstständigkeit. Arganöl findet sowohl als Speiseöl wie auch in Pflegeprodukten Verwendung.
Auch marokkanische Ziegen mögen Argan! Allerdings vor allem das Blattwerk und die Umhüllung der Früchte. Zu diesem Zweck kraxeln sie mit großem Geschick in den Arganbäumen herum und lassen sich dabei von fotografierenden Touristen in keiner Weise beeindrucken :-).
Das Top-Skigebiet von Marokko, sozusagen das Sankt Moritz des Hohen Atlas, liegt nur etwa 70 Kilometer südlich von Marrakesch auf 2.650 Metern Höhe am Nordrand des Djebel-Toubkal-Massivs: Oukaimeden. Moderne Liftanlagen bringen Wanderer, Skifahrer und Snowboarder auf den Djebel Oukaimeden (3.265 m). Aber im Vergleich zu den europäischen Alpen beispielsweise stecken Wintersport und Bergtourismus in Marokko noch in den Kinderschuhen. Es fehlt in vielen Regionen an entsprechender Infrastruktur. Das ist einer der Gründe, dass Bergwanderungen in Marokko in der Regel nur mit Führer durchgeführt werden sollten, denn die Wege sind kaum beschildert, Einkehr- oder gar Übernachtungsmöglichkeiten eine Seltenheit. Mit Blick auf Bergtouren am besten erschlossen ist die Region um Imlil. Wir haben mehrere Gebirgswanderungen unternommen, stets mit Führer, und dabei in einer Unterkunft in einem kleinen Bergdorf übernachtet. Das ursprüngliche, mit viel Sorgfalt und Liebe eingerichtete Gästehaus inmitten eines bezaubernden Gartens war nur zu Fuß zu erreichen, den Transport des Gepäcks durch Esel organisierten die Dorfbewohner. Hier ging es wunderbar familiär zu, das traditionelle Abendessen bei Kerzenschein nahmen alle Gäste gemeinsam ein. Dazu kam, dass einer der Gäste gerade Geburtstag hatte und wir einfach mitfeiern durften :-).
Man befindet sich hier in einer Bergwelt von karger Schönheit. Mächtige Felsmassive, schroff zerklüftetes Gelände, Geröllfelder und steil abfallende Canyons bestimmen das Bild. In den Senken ist es auch mal grün. Bei diesen Wanderungen kommt man durch abgeschiedene Bergdörfer, wo die Zeit stehengeblieben scheint. Es ist allenthalben spürbar, dass die Menschen kaum über das Allernötigste verfügen. Als Wohlstandseuropäer hat man Mühe, sich vorzustellen, wie die Menschen unter diesen unwirtlichen Bedingungen überleben können. Uns macht das demütig und dankbar, dass der Zufall es so gut mit uns gemeint hat.