Mit der Nachtfähre nach Trelleborg

Es gibt viele Verbindungen nach Schweden, auf dem Lande und auf dem Wasser. Wir haben uns für die Fähre entschieden, und zwar von Rostock nach Trelleborg. Das ist nicht gerade die kürzeste Verbindung. Man ist etwa siebeneinhalb Stunden unterwegs. Der große Vorteil ist, dass man eine Mütze regulären Schlaf bekommt – wenn man sich eine Kabine gönnt. Wir hatten die letzte Fähre um 23:00 Uhr gebucht, Ankunft um 6.30 Uhr am nächsten Morgen.

Mit einem Gespann in den Bauch eine Fähre zu fahren, kann sich durchaus als Herausforderung erweisen. Man sollte nicht zu zaghaft sein und sich auf die Einweiser an Bord verlassen können. Unser Einweiser war das, was man in Süddeutschland gerne einen „Halbdackel“ und gemeinhin als „Hohlbirne“ bezeichnet. Jedenfalls versuchte dieser Mensch, uns um die Kurve in eine Reihe zu lotsen, wo ein 10-Meter-Gespann nun einmal nicht mehr hineinpasste. Nach mehrfachem Vor und Zurück standen wir quer zu den Reihen, und der Einweiser machte sich davon.

Eigentlich keine gute Voraussetzung, um sich in Ruhe hinzulegen … Da braucht’s auf jeden Fall einen Schlummertrunk. Manchmal ist Bier eine Lösung.

Aber am nächsten Morgen schien die Sonne, ein fähiger Einweiser tauchte auf, mit ein paar Fingerzeigen und gutem Willen auf allen Seiten war das Knäuel zügig aufgelöst. Geht doch – Schweden, du kannst kommen!

Unsere Tour sollte von Trelleborg zunächst an der südöstlichen Küste entlang verlaufen. Wir hatten im Vorfeld versucht, einen Campingplatz direkt an der Küste zu finden, das erwies jedoch als kurzfristig schwierig. Alles ausgebucht … Hauptsaison … Aber schließlich hatten wir Glück. Ein Campingplatz ohne Reservierungssystem, etwas landeinwärts bei Sjöbo gelegen, schien eine gute Option. Einfach hinfahren und schauen, ob etwas geht. Der Campingplatz Snogeholm Fritid liegt idyllisch mitten in einem Wandergebiet, mit Blick auf Wald und einen ausgedienten Fußballplatz. Klein und einfach, auf das Wesentliche konzentriert. Die Anmeldung läuft komplett elektronisch. Man bucht online für 24 Stunden einen Platz und bekommt per E-Mail einen Code für den Sanitärbereich. That’s it.

Der Rasen hat nicht gerade Wembley-Qualität 😊

Die Anfahrt verlief durch Schwedens Kornkammer, im letzten Abschnitt durch eine traumhafte Landschaft.

Wir haben uns übrigens entschieden, kein Geld zu tauschen. Schweden gilt, wie die anderen skandinavischen Länder auch, bei Zahlungsmethoden als sehr fortschrittlich. In aller Regel kommt man mit einer Kreditkarte überall gut zurecht, auch beim Bäcker und am Marktstand. Schauen wir mal, ob unsere Spekulation aufgeht … Nach unseren Erfahrungen in Dänemark im letzten Jahr sind wir zuversichtlich.

Beim Tanken an Self-Service-Stationen gibt’s natürlich keine Probleme 😊.

Kapstadt (2) – unterwegs in Stadt und Region

Man kann die meisten Sehenswürdigkeiten in Kapstadt sehr gut zu Fuß erreichen.
Auf diese Weise bekommt man außerdem einen guten Eindruck von der Atmosphäre in dieser Metropole. Zumeist geht es gelassen zu in Kapstadt. Die Menschen wirken entspannt und sind freundlich und hilfsbereit. Es heißt, in Johannesburg werde das Geld verdient, in Kapstadt gelebt. Daher nimmt man es bei Verabredungen mit der Zeit wohl nicht ganz so genau.

Zu manchen Tageszeiten, beispielsweise morgens bis neun oder am Nachmittag ab 16.00 Uhr, geht der städtische Puls hoch. Außer den auch sonstwo üblichen Bussen sind dann viele Pick-ups und Kleinbusse unterwegs, die die Menschen zur Arbeit in die City oder die Außenbezirke fahren.

Es wird deutlich, dass das Auto im südlichen Zipfel des afrikanischen Kontinents eine wichtige (Status-)Rolle spielt. Die Südafrikaner, insbesondere die Kapstädter, gelten als „petrolheads“, also Autoverrückte. Es heißt, so mancher wäre bereit, mehr für sein Auto als für sein Haus auszugeben … Die Victoria Road in Camps Bay, unweit von unserer Unterkunft, gilt als Auto-Flaniermeile. Da schieben sich die Boliden am Freitagabend im Schritttempo an den Tischen der Cafés, Bars und Restaurants vorbei.

Durch die Edelkarossen britischer und deutscher Herkunft und andere Wohlstandssymbole wirkt die Armut, die sich selbst im vergleichsweise reichen Kapstadt nicht verstecken lässt, bisweilen um so krasser. Viele Menschen versuchen, mit einfachen Dienstleistungen über die Runden zu kommen. Beispielsweise beschäftigt man als Autofahrer beim Tanken nicht selten gleich mehrere Mitarbeiter – einer putzt die Scheiben, ein weiterer bedient den Zapfhahn. Und ein dritter kassiert. Ähnliches erlebt man im Supermarkt an der Kasse, wo der Einkauf in Tüten gepackt und dann zum Auto getragen wird.
Für uns Europäer ist das gleichermaßen ungewohnt wie verwirrend, weil wir darauf getrimmt sind, dass Personal teuer und deshalb auch rar ist. Nicht so in Südafrika. Ungelernte und Analphabeten gibt es viele, und sie versuchen mit ein paar Rand Trinkgeld hier und einem kleinen Aushilfsjob da irgendwie zu überleben. Ein weiteres allgegenwärtiges Beispiel sind die sogenannten Car Guards. Man trifft sie überall an, wo man Autos abstellen kann. Die Auto-Wächter, oft zu erkennen an einer grellen Sicherheitsweste, weisen Autofahrer auf freie Plätze ein und wachen darüber, dass das Gefährt bei der Rückkehr keinen Schaden nimmt. Die Guards haben in aller Regel keinerlei offiziellen Status. Ihre Tätigkeit nimmt bisweilen skurrile Züge an, wenn sie den Autofahrer mit ernster Miene und hektischen Handzeichen auf einen bestimmten Platz dirigieren, obwohl der gesamte Parkplatz leer ist. Für viele Südafrikaner scheinen die Car Guards eher Bettler in speziellem Gewand zu sein …

Der Kulturenmix in Kapstadt ist faszinierend – auch wenn man von Afrika-Kennern hört, dass Kapstadt so ziemlich die „unafrikanischste“ Stadt in Afrika sei. Die Vielfalt zeigt sich im Alltag, bei den Gastronomieangeboten, in Kunst und Kultur und bei der religiösen Orientierung. Capetown ist gleich zweifache Bischofsstadt (für die römisch-katholische und die anglikanische Fraktion), hat diverse weitere christliche Gruppierungen, man sieht Synagogen, Buddhisten- und Baha’i-Tempel. Die zweitgrößte Glaubensrichtung ist der Islam, der sich im Stadtbild u.a. mit dem ältesten Viertel von Kapstadt zeigt: Bo-Kaap. Das Moslem-Viertel ist nur wenige Gehminuten von der Waterfront entfernt und zieht mit seinen kleinen farbenprächtigen Häusern und kopfsteingepflasterten Straßen viele Besucher an. Und immer mehr Kapstädter, die vor allem hier wohnen wollen, weil es „cool“ ist.

Dass Bo-Kaap von den brutalen Umsiedlungsprogrammen im Zusammenhang mit den Apartheid-Gesetzen verschont blieb, ist darauf zurückzuführen, dass man hier seinerzeit zu viel Widerstand von den Einwohnern fürchtete. Die bis 1994 andauernde Apartheidspolitik sah getrennte Welten für die jeweiligen „Rassen“ vor. Stadtplanerisch bedeutete das für Kapstadt in erster Linie: Das Zentrum und die besten Wohnlagen außerhalb der Stadt wurden den Weißen zugeordnet. In diesem Zuge wurden die sogenannten „Coloureds“ aus zentrumsnahen Wohngebieten vertrieben und die schwarze Bevölkerung in den Außenbezirken angesiedelt. „Coloureds“ sind in der Apartheid-Ideologie eine eigene „rassische Kategorie“ von „Mischlingen“ mit europäischstämmigen Vorfahren. Sie nahmen eine Mittelposition zwischen den privilegierten Weißen und den entrechteten Schwarzen ein. Zu trauriger Berühmtheit in diesem Kontext gelangte das multikulturelle Viertel District Six, das in den 1960er-Jahren dem Erdboden gleichgemacht wurde, um Wohnraum für die Weißen zu schaffen. Das Viertel, in dem damals Händler, befreite Sklaven, Künstler, Arbeiter und Einwanderer lebten, wurde per Gesetz (Group Area Act) von der Regierung zu einem rein weißen Wohngebiet erklärt. In der Folge rückten die Bulldozer an und walzten alle Häuser nieder. 60.000 Menschen wurden gewaltsam umgesiedelt.
Wir haben ein kleines Museum, das diesen Vorgang auf eindrucksvolle Weise aus der Sicht der Betroffenen darstellt, besucht, das District Six Museum. Am Einzelschicksal versteht man eher, was menschenverachtende Politik anrichten kann.

Es wird sicher noch Generationen dauern, bis das Gift der Apartheid in Südafrika gänzlich seine Wirkung verloren hat. Man spürt selbst als „naiver“ Besucher, dass der Rassismus hier noch den Alltag prägt – obwohl sich bestimmt schon viel zum Positiven verändert hat, seit Nelson Mandela 1994 zum ersten schwarzen Präsidenten von Südafrika ernannt wurde.
In diesem Zusammenhang ist definitiv ein Township-Besuch sehr lehrreich. Zum Zeitpunkt unserer Reise waren organisierte Touren in diese Wohngegenden aber noch nicht gang und gäbe.

Kapstadt hat aus unserer Sicht für jeden Bedarf und für jede Stimmungslage etwas im Angebot. Wer gerne abseits von den großen Shopping Malls in Geschäften stöbert und originelle Klamotten, Schuhe, Dekor oder handwerkliche Kleinkunst sucht, wird sicherlich in der Kloof Street oder dem Greenmarket Square fündig. Außerdem ist stets irgendwo Markt!
Und wer alles in einem erleben möchte, begibt sich am besten in die Long Street. Sie ist (nach der Adderley Street) die zweitälteste Straße der Stadt. Die Long Street ist ein Kaleidoskop an coolen Bars, Cafés und Restaurants, trendigen Boutique-Hotels und Backpacker-Unterkünften, Buch- und Weinläden. In früheren Zeiten war die Gegend berüchtigt, heute ist sie hip. Man sieht wunderschön restaurierte Fassaden, schmiedeeiserne Balkongeländer und Gebäude aus unterschiedlichen Bauperioden.

Einer der vielen Reize Kapstadts ist neben der Stadt selbst seine Umgebung. Schon nach kurzer Autofahrt ist man entweder in der freien, rauen Natur der Kaphalbinsel, in den schönsten Weingegenden (um Stellenbosch) oder an einzigartigen Stränden, die sich wie Perlen an der Schnur an der Küste aneinanderreihen. Die Badefreude wird nur hin und wieder getrübt durch Hai-Warnungen. Aber viele Südafrikaner hindert sie keineswegs daran, beherzt in die Brandung einzutauchen. Da gönnt sich der Europäer dann doch eher ein Stück Käsekuchen im Strandcafé und wartet wie der Seehund auf die grüne Flagge 🙂 .

Kapstadt (1) – erste Eindrücke, Waterfront

Kapstadt bildete den Abschluss unserer dreiwöchigen Südafrika-Tour. Das Beste zum Schluss? Nein, so kann man das sicher nicht sagen. Denn die Eindrücke, die wir auf unserer Rundreise gesammelt haben, waren so vielfältig und bezogen sich auf so unterschiedliche Bereiche (Menschen, Regionen, Landschaften, Aktivitäten …), dass eine derartige Einordnung keine Aussagekraft hätte.
Gleichwohl hat die „Mother City“ oder „Tavern of the Seas“, wie Kapstadt auch genannt wird, einen besonderen Platz in der Liste der Städte, die wir bislang besucht haben. Cape Town, knapp eine halbe Million Einwohner (Großraum: 3,8 Millionen) braucht den Vergleich zu den schönen Metropolen dieser Welt nicht zu scheuen. Es hat ein Flair, das gleichzeitig Ruhe und Geschäftigkeit ausstrahlt. Eine Modernität, die von mehreren Kulturen (afrikanisch und europäisch) getrieben wird und gleichzeitig dynamisch und brüchig wirkt. Eine Offenheit und Freundlichkeit, die Besucher willkommen heißt. Eine Küche, die verschiedenste Geschmäcker verwöhnt – wobei Fleisch- und Fischesser klar im Vorteil sind.
Und man wird das Gefühl nicht los, dass diese Stadt (und auch dieses Land) noch einen langen und schwierigen Weg mit vielen Herausforderungen und Ungewissheiten vor sich hat.
Wir müssen in aller Deutlichkeit sagen, dass wir uns nur vier Tage in Kapstadt aufgehalten haben, und zwar hauptsächlich im Stadtbereich. Außerdem haben wir uns ausschließlich in Gegenden bewegt, in denen wir uns sicher fühlten. Dabei haben wir im Wesentlichen ein touristisches Programm absolviert. Also: Wir haben ausschließlich die angenehmen Seiten kennengelernt.
Und die beginnen mit unserer Unterkunft. Wir hatten eine Wohnung mit separatem Eingang im Entabeni Guest House, gelegen auf den Ausläufern des Tafelbergs, mit Blick auf die Camps Bay (Kapstadts Flaniermeile), geführt von einer älteren Lady mit britischem Hintergrund. Von dort war es nur eine 15-Minuten-Fahrt ins Stadtzentrum, oder den Strand, oder den Tafelberg …

Ein wirklich idealer Ausgangsort für unsere Erkundungstouren in die Stadt und die nähere Umgebung.

Beim Blick auf den Stadtplan stechen unmittelbar die holländische und die britische Kolonialgeschichte ins Auge. Da ist zum Beispiel die Hauptstraße namens Heerengracht (Gruß aus Amsterdam!), die direkt vom Hafen bis zum Fuß des Tafelbergs führt. Sie wird dort zur Adderley Street, dann zur Government Avenue. Heerengracht und Adderley Street bilden Kapstadts altes Geschäftszentrum mit vielen Läden, Verwaltungsgebäuden, Banken und der Hauptpost. Die Buitengracht verläuft parallel zur Adderley Street und trennt das Stadtzentrum (von den Einheimischen „City Bowl“ genannt) vom oberhalb gelegenen BoKaap (Malay Quarter) …

Zum Hintergrund „Holländer und Briten am Kap“ ein kurzer Abriss:
Der Holländer Jan van Riebeeck gilt als Gründer der Stadt. Er legte am 16. April 1652 mit drei Schiffen in der Kapbucht an. Die Schiffsbesatzungen bestanden zu 60 Prozent aus Holländern und zu 40 Prozent aus Deutschen. Im 18. Jahrhundert heirateten viele der am Kap lebenden Deutschen und Holländer entlassene Sklavinnen aus Indonesien oder Afrika. Anfang des 19. Jahrhunderts annektieren die Briten das Kap und legen 1827 fest, dass nur noch die englische Sprache vor Gericht gilt. Ab Mitte der 1830er-Jahre beginnt der Große Treck: Tausende von Buren, die mit der britischen Herrschaft unzufrieden sind, ziehen mit Ochsenwagen ins Landesinnere und gründen eigene Burenrepubliken. 1899-1902 unterstützt der deutsche Kaiser die „burischen Brüder“ mit Waffen und Logistik gegen die Briten. Nach anfänglichen Erfolgen geben die Buren auf. Denn die Briten verfrachten immer mehr Buren in Konzentrationslager (wo fast 40.000 von ihnen sterben) und brennen in großem Maßstab Burenfarmen nieder.

Die meisten Sehenswürdigkeiten von Kapstadt sind vergleichsweise zentral gelegen und gut zu Fuß zu erreichen. Man spürt allenthalben, dass die Stadtverantwortlichen Wert darauf legen, dass sich die Stadt hier von ihrer besten und gepflegtesten Seite präsentiert. Es wird außerdem viel gebaut und restauriert. Das gilt in besonderem Maße für die Waterfront, die ein echtes Schmuckstück ist. Hier lässt es sich nach Lust und Laune flanieren. Alt und Neu sind harmonisch ineinandergefügt, Geschichte mischt sich mit modernen Einrichtungen, Komfort, Kultur und Genuss. Die etwas trubelige Hafenatmosphäre wird ideal ergänzt durch den grandiosen Blick auf die majestätische Kulisse des Tafelbergs. Die Waterfront gilt als das beste Einkaufs-, Vergnügungs- und Touristenviertel der Stadt. Uns hat sie ebenso in ihren Bann geschlagen wie wahrscheinlich die meisten anderen Besucher.

Das Herzstück der Hafenanlage ist der Clock Tower, 1882 im viktorianisch-neogotischen Stil erbaut, Ende des 20. Jahrhunderts restauriert. Der Glockenturm gilt als Wahrzeichen der alten Docks und war ursprünglich das Büro des Hafenkapitäns. Im zweiten Stock befindet sich ein Spiegelraum, der dem Hafenkapitän erlaubte, alle Aktivitäten im Hafen zu überblicken.

Ein wesentlicher Faktor für die städtebauliche und tourismuswirtschaftliche Entwicklung Kapstadts war die Fußball-Weltmeisterschaft 2010, die erste WM auf afrikanischem Boden. Sie hat mit ihren Veränderungen der städtischen Infrastruktur bewirkt, dass Kapstadt zu einem der Toppziele für internationale Städtereisen wurde. Ganz abgesehen davon, dass der Fan Walk, der die Stadt mit der Waterfront verbindet, die Kapstädter lehrte, dass man sich in der City auch ganz gut zu Fuß bewegen kann. Verkehrsberuhigung ist hier ein großes Thema. Nach dem Greenmarket Square, der Adderley und Long Street werden immer mehr Straßenzüge und Gegenden zu Fußgängerzonen.

Entdeckungstour zum Tafelberg

Der Tafelberg hat schon immer eine besondere Faszination auf die Menschen ausgeübt. Wenn man sich in Kapstadt bewegt, ist er stets präsent, immer wieder hat man ihn im Blick, wenn man die Augen in Richtung Binnenland richtet. In aller Regel liegt seine „Spitze“ in den Wolken. Man spricht dann vom „Tablecloth“, also Tischtuch. Es bildet sich, wenn vom Meer kommende feuchte Luftmassen das kalte Bergmassiv überströmen. Kann man den majestätischen „Thron“ in etwa 1.000 Metern Höhe wolkenfrei in seiner ganzen Pracht erblicken, ist das eine idealer Tag für einen Besuch. Diesen kann man bequem mit der Seilbahn angehen, aber wer uns kennt, der weiß, dass wir gerne zu Fuß unterwegs sind. Wir wählten die anstrengende Platteklip-Gorge-Route. Denn der Blick von oben ist bekanntermaßen doppelt so schön, wenn man sich ihn erlaufen und dabei ordentlich geschwitzt hat 🙂 . Dieser Fußweg ist bei sommerlichen Temperaturen definitiv eine sportliche Anforderung, zumal er stellenweise ziemlich steil und nicht überall gut befestigt ist. Es gibt eine Vielzahl anderer Wanderwege zum obersten Plateau, aber für alle gilt: Badeschlappen und nicht vorhandene Wasserflaschen sind keine gute Idee.

Der Tafelberg ist ein Sandsteinplateau, das etwa 3 Kilometer breit ist und an der höchsten Stelle 1.085 Meter misst (Maclears Beacon). Er ist quasi das eine Ende des Table Mountain National Park, der die ganze Kaphalbinsel umfasst. Eine Fahrt um die 52 Kilometer lange und bis zu 16 Kilometer breite Kaphalbinsel sowie der Besuch von Cape Point und des Kaps der Guten Hoffnung gehören normalerweise zum Kapstadt-Pflichtprogramm. Uns blieb der legendäre Chapman’s Peak Drive leider versagt, weil die Straße zum Zeitpunkt unseres Aufenthalts wegen Bauarbeiten gesperrt war. Schade, auf jeden Fall ein weiterer Grund, die südafrikanische Metropole bald mal wieder zu besuchen …

Der Tafelberg ist zum einen für Adrenalinjunkies ein Anziehungspunkt. Er gilt als höchste Abseiling-Stelle der Welt. Es muss ein einzigartiges Erlebnis sein, sich direkt von der Kante auf ein 112 Meter tiefer gelegenes Felsplateau abzuseilen, mit Blick auf Camps Bay und den Atlantik. Wer da keine weichen Knie bekommt …

Zum anderen kommen auch Naturliebhaber auf ihre Kosten. Der Tafelberg ist – sorry, schon wieder ein Superlativ – mit 1.500 verschiedenen Pflanzenarten die botanisch reichste Region der Welt.

Oben angekommen kann man sich kaum sattsehen an dem atemberaubenden Bild. Die Stadt liegt einem wie ein Miniaturbild zu Füßen. Mit nacktem Auge kann man einige Sehenswürdigkeiten ausmachen, unter anderem das Fußballstadion und die Waterfront.

Es lohnt sich auf jeden Fall, oben noch die nähere Umgebung zu erkunden, um einen Eindruck von der Pflanzenwelt zu gewinnen und den Blick auf die Küste aus stets neuen Perspektiven zu genießen. Mit etwas Glück entdeckt man einen Pavian oder ein Stachelschwein, sehr wahrscheinlich einen der vielen Dassies, die wie Meerschweinchen aussehen.
Um schließlich wieder mit der Seilbahn ins Tal zu rauschen. Es handelt sich übrigens bei den Gondeln um Schweizer Präzisionskabinen, die 65 Passagiere fassen und sich auf dem Weg nach oben bzw. unten einmal komplett um die eigene Achse drehen – der Panoramablick ist also garantiert!

Von Hermanus über Betty’s Bay nach Kapstadt

Hermanus hieß in früheren Zeiten „Hermanuspietersfrontein“, aber diese Bezeichnung war einfach zu lang für die Post, deshalb wird seit 1902 nur noch die Kurzform benutzt. Der etwa 5.500 Einwohner zählende Ort ist ein insbesondere bei Kapstädtern beliebter Ausflugs- und Urlaubsort und verfügt über eine hervorragende touristische Infrastruktur. In Hermanus fühlen sich Badegäste, Windsurfer und Wanderer gleichermaßen wohl. Im September findet hier das Whale Festival mit zahlreichen Aktivitäten statt. Als „Walsaison“ gelten gut drei Monate zwischen Ende August bis zum Dezember. Dann kommen die Meeressäuger zum Teil bis auf 50 Meter an die Küste heran und können sehr gut von den Aussichtspunkten aus beobachtet und fotografiert werden.

Etwas abenteuerlicher ist das Beobachten der Wale natürlich vom Boot aus (s. separaten Beitrag).

Uns hat in Hermanus besonders der Cliff Walk gefallen, der von der Stadt aus über die Klippen, die die Walker Bay umgeben, führt. Im besiedelten Abschnitt geht man teilweise an schön angelegten Privatgärten und öffentlichen Anlagen vorbei.

Auf der Fahrt nach Kapstadt legten wir einen Zwischenstopp in Betty’s Bay bei Kleinmond ein, um einer Pinguin-Kolonie einen Besuch abzustatten. Es handelt sich um Afrikanische Pinguine, die man auch „Eulen des Meeres“ nennt, weil sie nachts im Wasser genauso gut sehen können wie tagsüber. Sie wiegen zwischen zwei und vier Kilo. Ihre Flügelchen setzen sie als Propeller ein und steuern mit den Beinen. Allzu lange hält man es bei den putzigen Frackträgern nicht aus, denn ihre Ausscheidungen sind ein Frontalangriff auf die menschliche Nase.

De Hoop Naturreservat

Das De Hoop Nature Reserve liegt 250 Kilometer östlich von Kapstadt, unweit von Afrikas südlichstem Punkt (Kap Agulhas), wo sich Atlantik und Indischer Ozean vereinen. Es ist ein „Juwel des Westkaps“ und gehört seit 2004 zum UNESCO-Weltnaturerbe.
Eine der Besonderheiten von De Hoop ist der ursprüngliche Küstenstreifen mit weiß leuchtenden Dünenlandschaften, die man bei der langen Pisten-Anfahrt schon von Weitem erkennen kann. Zunächst denkt man an eine Halluzination … Könnten das am Horizont vielleicht schneebedeckte Berges sein? Mit jedem gefahrenen Kilometer stieg bei uns die Vorfreude auf Wanderungen in diesem weitläufigen Naturpark, ebenso auf die beiden Übernachtungen in einem gemütlichen Cottage.
Auf der Fahrt begegneten wir nur ein paar Pavianen, vor denen man bekanntlich respektvollen Abstand halten sollte. Grundsätzlich kann man die allgemein unbeliebten „Baboons“ fast überall antreffen, auch in den Städten, wo sie bei ihren Raubzügen durch die Straßen und Häuser alles abgreifen, was essbar ist. Männchen, die als Einzelgänger umherziehen, gelten als besonders aggressiv.

Die historischen Cottages im Naturreservat gehörten früher einmal zu einer Farm. Es handelt sich um kleine Nebengebäude – im Haushaus kann man zu Abend essen. Die Häuschen sind für Selbstversorger eingerichtet. Wer derartige Absichten hat, muss vorab außerhalb des Parks einkaufen, denn auf innerhalb ist das nicht möglich. Wir fanden unser Häuschen romantisch und urgemütlich!

Das De Hoop Nature Reserve ist gesegnet mit einer vielfältigen Tierund Pflanzenwelt. Es soll hier allein 50 Reptilienarten geben, davon die Hälfte Schlangen. Wir hatten gleich am ersten Tag auf einem Spaziergang eine Begegnung mit einer etwa 1,5 Meter langen Vertreterin dieser Gattung – fast wären wir, in ein Gespräch vertieft, draufgetreten! Man zählt im De Hoop etwa 260 Vogel- und 86 Säugetierarten. In diesem Küstenabschnitt soll es besonders viele Wale und Delfine geben, was auf höhere Meerestemperaturen, nährstoffreiches Wasser und die Abgeschiedenheit dieses Küstenabschnitts zurückzuführen ist: Es gibt keinen größeren Hafen in der Nähe und die Schiffsrouten verlaufen weit von der Küste entfernt.
Die Pflanzenwelt wirkt auf den ersten Blick buschig-grau und damit nicht so auffällig, was in Anbetracht der großen Trockenheit in dieser Region wenig verwunderlich ist. Aber sie hat’s in sich: Man geht von ca. 1.500 Fynbos-Arten (Proteen, Erika) in De Hoop aus. Der Bewuchs ist insbesondere für die Dünenlandschaft überlebenswichtig. Die feinen Farbnuancierungen sind sehr gefällig fürs Auge.

Fynbos ist ein Afrikaans-Begriff, der mit „feiner Busch“ übersetzt werden kann. Dem Fynbos sind über 7.700 Pflanzenarten zuzurechnen. Dabei handelt es sich in erster Linie um Pflanzen mit harten, lederartigen und schmalen Blättern (Hartlaubgewächse), die auf nährstoffarmen Böden zurechtkommen. Der Fynbos ist sowohl durch den Klimawandel als auch durch nicht endemische Pflanzen bedroht und daher streng geschützt.

Uns hat besonders eine Küstenwanderung in atemberaubender Schönheit begeistert. Wir sind im Übrigen in dieser Zeit niemandem begegnet …

Am späten Nachmittag braute sich am Horizont ein Unwetter zusammen. Wir kamen noch trockenen Fußes zurück zu unserem Cottage, aber dann ging’s los: kräftige Windböen, Starkregen …
In der gesamten Wohnanlage fiel nachts der Strom aus.
Und die Fahrt am nächsten Vormittag aus De Hoop heraus wurde zum Abenteuer, weil sich in den Senken der Piste viel Wasser staute und wir Sorge hatten, dass unser Autochen mitten in den Fluten den Geist aufgeben könnte. Manchmal empfehlen sich bei solchen Touren eben doch Allrad und hoher Radstand!

Die Region um Knysna an der Garden Route

Knysna (sprich: Neiss-na) ist eine Kleinstadt mit etwa 50.000 Einwohnern an der Garden Route. Die Bezeichnung soll aus der Khoi-Sprache kommen und „Ort des Holzes“ bedeuten. Noch heute ist Knysna für seine Holz-/Möbelindustrie bekannt, lebt jedoch in erster Linie vom Tourismus und hat sich entsprechend hübsch zurechtgemacht: Malls, exquisite Geschäfte (viele Juweliere) und Galerien, Restaurants in verschiedenen Preisklassen (mit exzellenten Fischgerichten) … Besonderer Anziehungspunkt sind die Knysna Quays (Waterfront), wo man sehr schön bummeln kann.
Geradezu spektakulär ist Knysnas Lage. Die Stadt liegt an einer großen Lagune, an deren Einfahrt zwei hohe Sandsteinkliffe stehen, als The Heads (Die Köpfe) bekannt.

Wir hatten eine schöne Unterkunft etwas außerhalb der Stadt, mit Blick auf die Lagune.
Wir hätten es bedeutend schlechter erwischen können 😉 .

Ausflüge an die Strände in der Umgebung sind sehr lohnenswert. An vielen Abschnitten ist man vollkommen ungestört – ideal zum Muschel-, Steine- und Treibholzsuchen. Schade nur, wenn man mit dem Flugzeug angereist ist und seine Fundstücke nicht mit nach Hause nehmen kann!

Auf Safari in der Provinz Ostkap

Eine Safari ist bei einem Südafrika-Aufenthalt quasi eine Pflichtveranstaltung. Und wenn man in dieser Hinsicht ein europäisches Tierpark-Feeling vermeiden möchte, ist man mit kleinen Wildreservaten gut beraten. Wir hatten mit dem Sibuya Game Reserve großes Glück. Er befindet sich bei Kenton-on-Sea, etwa auf halber Strecke zwischen den Hafenstädten Port Elizabeth und East London.
Es fing schon gut an. Denn die Beförderung der Gäste zum Camp verläuft per Boot den Kariega Fluss hoch. Da wir frühzeitig an der Abholstation waren, hatten wir noch etwas Zeit für einen Spaziergang an diesem menschenleeren, makellosen Strand.

Sibuya ist ein sogenanntes „Privatreservat“, was im Wesentlichen bedeutet, dass die Betreuung individuell ist bzw. in Kleingruppen erfolgt. Unser Ranger hat uns (= uns beide und ein Paar aus England) mehrmals am Tag zu Pirschfahrten mit dem Jeep (oder dem Boot) mitgenommen und dabei viel über Fauna und Flora erzählt. Am Abend saßen wir dann bei einem guten Essen und einer Flasche Rotwein mit anderen Gästen und Rangern an einem großen Tisch; bei diesen Runden hat man ebenfalls viel über die Natur, aber auch über Land und Leute allgemein erfahren.
Die Sibuya Lodge ist an ökologischen Prinzipien ausgerichtet, hat einen offenen Zentralbereich und nur wenige Safarizelte, die vereinzelt im Busch stehen (ohne Elektrizität). Sie sind über Holzstege mit dem Hauptgebäude verbunden. Die Zelte stehen unter einem Holzdach, sind sehr geräumig und luxuriös eingerichtet, und sie erinnern auf den ersten Blick an ein Hotelzimmer. Sie haben eine großzügige Veranda und ein separates Badezimmer mit freiem Blick in die Natur. Dusche und Waschbecken sind aus Naturmaterialien hergestellt, mit viel Liebe zum Detail. Zelte und Stege sind mit Sturmlaternen beleuchtet. Insbesondere nachts hat man das Gefühl, sich unmittelbar in der Wildnis zu befinden.
Hier ein paar Eindrücke vom Hauptgebäude …

… und den Safarizelten:

Für Notfälle haben die Gäste eine Trillerpfeife, mit der sie Hilfe herbeirufen können.

Die Begegnungen mit den Tieren war auf unseren Pirschfahrten sehr intensiv. Unser Ranger, John, fuhr zum Teil bis auf wenige Meter an sie heran, stellte den Motor aus, und dann hatten wir viel Zeit zum Beobachten. Bei diesen Touren im offenen Jeep herrschen klare Regeln: keine Kinder, keine hastigen Bewegungen, ruhig verhalten. John war (bis auf ein Messer) nicht bewaffnet, aber sehr erfahren darin, das Verhalten der Wildtiere zu „lesen“. So konnte er beispielsweise bei den Elefanten durch die Beobachtung der Leitkuh stets sicher entscheiden, wenn es Zeit für den Rückzug war.
Besonders beeindruckend waren natürlich außer den „grauen Riesen“ die Nashörner, Löwen und Büffel.

Weniger spektakulär, aber ebenso eindrücklich, waren für uns die Begegnungen mit den Tieren, die nicht zu den „Big Five“ (Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe, Leopard) gehören.

Die zwei Tage im Sibuya Game Reserve waren ein rundum tolles Erlebnis – lehrreich, genussvoll, mit einem Hauch Abenteuer. Ganz wesentlich hat dazu unser Ranger John beigetragen, der uns mit seiner Leidenschaft für wilde Tiere und Natur angesteckt hat.

Unmittelbar im Anschluss an den Sibuya-Aufenthalt besuchten wir den Addo Elephant National Park, der nördlich von Port Elizabeth liegt und in den man mit dem Auto hineinfahren kann, in einigen Abschnitten ist allerdings ein Geländewagen erforderlich. Addo ist mit einer Fläche von 1.640 Quadratkilometern der drittgrößte Nationalpark von Südafrika und in mehrere Sektionen aufgeteilt. Da Addo auch über einen Küstenabschnitt verfügt (Woody Cape, zwischen Colchester und Kenton-on-Sea), kann sich dieser Nationalpark als einziger der „Big Seven“ rühmen (Big Five plus Glattwal und Weißer Hai).
Mit etwa 600 Exemplaren bestimmen die Elefanten das Gesamtbild des Nationalparks, in dem ebenso eine Vielzahl anderer Tiere zu finden ist. Dazu zählen zum Beispiel Büffel, Kudus, Antilopen, Buschböcke, Zebras, Warzenschweine, Nashörner, Flusspferde, Löwen, Geparde und Hyänen.
Beim Befahren der Wege sind die Besucher angehalten, nicht durch die Dunghaufen der Elefanten zu fahren, weil der Mistkäfer (Dungbeetle) in ihnen seine Eier ablegt 🙂 .
Außerdem soll man sich im grundsätzlich defensiv verhalten und Sicherheitsabstände einhalten, denn die Dickhäuter gehen schon einmal auf die Fahrzeuge los, wenn sie verärgert sind.

Whalewatching und Wandern im Tsitsikamma Nationalpark

Sehr gefreut haben wir uns auf eine Whalewatching Tour in der Plettenberg Bay. Leider war das Wetter an diesem Tag nicht so gut – böig, zeitweilig hat es auch geregnet. Der Ausflug hat sich trotzdem gelohnt. Es ist durchaus eine Herausforderung, die großen Säuger im Meer zu entdecken und dann auch noch zu fotografieren, insbesondere bei Seegang. Denn sobald der Mann im Ausguck auf einer Seite des Bootes Wale sichtet, bewegen sich alle Gäste gleichzeitig auf diese Seite und hantieren dabei mit ihren Kameras herum. Und wer eine gute „Schussposition“ hat, gibt sie nicht wieder frei. Hat man den Wal – vielleicht sogar eine Mamma mit Kalb – bei dieser Schaukelei endlich im Sucher und drückt auf den Auslöser, fotografiert man vielleicht gerade noch einen abtauchenden Rücken oder eben nur noch einen Wirbel im Wasser. Nicht selten nur noch Wasser. Außerdem hatten unsere Wale keine richtige Lust auf die spektakulären Sprünge, die man immer im Fernsehen sieht :-(. Na sowas. Da hatte man es mit den Robben auf den Felsen schon etwas leichter.

In der Plettenberg Bay sind ganzjährig Buckelwale (Humpback Whales), von Juni bis November ebenfalls Südliche Glattwale (auch Südkaper, Southern Right Wales) zu sehen. Sie schwimmen relativ nah an der Küste entlang, so dass man sie auch bei Strandspaziergängen oder von Aussichtspunkten aus sichten kann.

Nur wenige Kilometer hinter „Plett“, wie die Südafrikaner Plettenberg nennen, beginnt der Tsitsikamma Nationalpark, der sich von hier insgesamt über 100 Kilometer bis Kap St. Francis erstreckt. Er ist seit 2010 Teil des GardenRouteNationalparks. „Tsitsikamma“ kommt aus der Khoi-Sprache und bedeutet „wasserreicher Platz“. Hier befindet sich einer der letzten ursprünglichen Urwälder Südafrikas mit einer üppigen und vielfältigen Vegetation, weil viel Regen fällt. Die Felsküste ist gleichermaßen malerisch wie spektakulär. Wir waren mit unserer Unterkunft innerhalb des Parks mittendrin in dieser begeisternden Natur.
In der Mündung des Storms River gibt es eine Hängebrücke, zu der man auf der einen Seite hinab- und auf der anderen Seite eine steile Anhöhe hinaufsteigen kann. Dabei ist gutes Schuhwerk und Spaß am Kraxeln erforderlich. Die Aussicht von oben ist gigantisch.

Wir hatten die ganze Nacht das Meeresrauschen im Ohr und konnten am Morgen auf unserer Terrasse mit Meerblick frühstücken:

Dabei hatten wir Besuch von Rock Dassies, wie der Klippschliefer (auch Klippdachs) in Südafrika, wo sie häufig vorkommen, heißen. Die putzigen Pflanzenfresser sehen wie Meerschweinchen aus und gehen normalerweise in Gruppen auf Nahrungssuche.

Direkt an unserer Bleibe entlang verlief der 48 Kilometer lange Otter Trail. Er gilt als eine der schönsten Wanderrouten des Landes, dauert fünf Tage und kann nur mit Voranmeldung gegangen werden. Schon der Abschnitt von unserer Hütte bis zu einem Wasserfall hat uns begeistert!

Durch Wein- und Straußenland zur Garden Route: von Stellenbosch nach Plettenberg

Kapstadt war für einen längeren Aufenthalt klar gesetzt bei unserer Südafrika-Reise. Leider war im November kein Direktflug aus Deutschland möglich, wir hätten einen Zwischenstopp in Johannesburg einlegen müssen. Da wir einige Jahre in Großbritannien gelebt haben, war es uns sympathischer, von Deutschland nach London zu fliegen und von dort direkt nach Kapstadt. Wir wollten spätabends ab London fliegen, am nächsten Morgen den Mietwagen in Empfang nehmen und zu unserer Unterkunft in Stellenbosch fahren, einchecken, einen Tag ausruhen. Zwischen Deutschland und Südafrika gibt es – abhängig von der Jahreszeit – entweder gar keine Zeitverschiebung oder plus eine Stunde, also ist Jetlag kein Thema. Ein guter Plan, aber eben nur ein Plan :-(.
Denn als wir bereits in der British-Airways-Maschine auf der Startbahn saßen, gab es technische Probleme und das Flugzeug hob nicht ab. Funkenschlag in einer Turbine, Feuerwehreinsatz, prüfen, Fluggäste vertrösten … Was sich so flott dahinschreiben lässt, dauerte in der tristen Wirklichkeit mehrere Stunden und war ziemlich nervig. Schlussendlich wurden wir mitten in der Nacht mit quietschroten Doppeldeckerbussen auf irgendwelche Hotels in London verteilt und flogen erst 24 Stunden später ab. Und mussten die Zeit bis dahin mit Lesen, Rumhängen und Essen verbringen.

Nach der verspäteten Ankunft in Kapstadt holten wir rasch das Auto ab und fuhren zur Unterkunft. Wir hatten nämlich als allererste Aktivität am „zweiten“ Tag eine fünfstündige Radtour durch die Weinberge von Stellenbosch gebucht, mit Wein- und Brandy-Verkostung. Wir waren spät dran und konnten gerade noch unser Gepäck aufs Zimmer bringen, schon ging’s in die Pedale … Glücklicherweise war unsere Radgruppe klein und wir hatten beim Radeln keinen Gegenverkehr. Denn Weinproben, sommerliche Hitze, Müdigkeit und körperliche Betätigung sind keine ideale Kombination, aber das Kölsche Grundgesetz stellte seine Gültigkeit unter Beweis: Et hätt noch immer jot jejange.

Die drei großen Topanbaugebiete in Südafrika (Küstenregion, Boberg, Breede River/Karoo) produzieren Weine, die international zu den besten gehören. Sie sind in grandiose Landschaften eingebettet. Einen guten Eindruck gewinnt man bei der sogenannten VierPässeFahrt (Hellshoogte, Franschhoek, Viljoen, Sir Lowry’s), die das Hottentots‘ Holland Nature Reserve umschließt und über Stellenbosch und Franschhoek führt. Die reine Fahrzeit beträgt etwa 3,5 Stunden. Stellenbosch liegt 50 Kilometer östlich von Kapstadt im fruchtbaren Eerste-River-Tal, ist das Zentrum dieser Weinregion und auch Sitz der renommierten Stellenbosch Universität (1918 gegründet, ca. 30.000 Studenten). Stellenbosch gilt als zweitälteste Stadt Südafrikas, deren Gründung im Jahr 1679 auf Simon van der Stel zurückgeht. Mit der Ansiedlung von im Weinbau versierten Hugenotten in diesem Gebiet entwickelte sich auch die Qualität des südafrikanischen Rebensafts in Richtung der europäischen Standards.
Sowohl in Stellenbosch wie im beschaulicheren Franschhoek finden sich viele Beispiele kapholländischer wie auch viktorianischer Architektur.
Zur Geschichte von Stellenbosch gehört freilich auch sein fragwürdiger Ruf als Zentrum der Apartheid-Ideologie, mit der Universität als Kaderschmiede.
Afrikaans, die auf dem Holländischen basierende traditionelle Sprache der Buren in Südafrika, ist in dieser Region die dominierende Amtssprache, aber selbstverständlich kommt man mit Englisch sehr gut zurecht.
Die Weingüter in und um Stellenbosch und Franschhoek sind nicht nur EINEN Besuch wert. Die Weine, die wir hier gekostet haben, waren ausgezeichnet, und die Gastronomieangebote bewegen sich auf hohem Niveau. Es ist ein besonderes kulinarisches Vergnügen, sich bei sommerlich-warmen Temperaturen auf der schattigen Terrasse eines Weinguts den vielerlei Gaumenversuchungen hinzugeben. Beim edlen Tropfen fällt auf, dass die südafrikanischen Winzer bedeutend experimentierfreudiger sind als die europäischen Kollegen und beispielsweise keinerlei Berührungsängste beim Thema Cuvées haben.

Eine weitere Beobachtung, die einen Unterschied zwischen den Kulturen betrifft:
Unsereiner ist natürlich in Anbetracht der üppigen Rebenpracht geneigt, sich spontan auf einen ausgedehnten Spaziergang in die Weinberge zu begeben, unabhängig von den Eigentumsverhältnissen. Wir gehen als Deutsche davon aus, dass Weinberge, Wälder und Felder stets der Öffentlichkeit zugänglich sind und diese auch ein Recht hat, sie als Naherholungsorte zu nutzen. Das ist in Südafrika anders, hier gibt der Eigentümer den Takt vor, daher heißt es normalerweise: Betreten verboten – unterstrichen durch Stacheldrahtumzäunungen. Manchmal würden deutsche Winzer sich derartige Verhältnisse sicherlich auch wünschen!

Auf den Wein folgte ein weiterer Gruß aus der Heimat, und zwar bei der Ortsbezeichnung: Wir orientierten uns bei der Weiterfahrt an der Beschilderung „Heidelberg“, es ging quer durch südafrikanisches Farmland, die letzten 15 Kilometer eine Schotterpiste entlang. Wir hatten nämlich einen Farm-Aufenthalt gebucht, bei dem uns der Bauer einen Einblick in sein Dasein geben wollte. Die Skeiding Guest Farm lebt hauptsächlich von der Rinder- und Straußenzucht und hat im Tourismus eine zusätzliche Einnahmequelle. Das Essen hier ist ausgezeichnet, viele Zutaten kommen aus der eigenen Produktion. Wir waren an diesem Novemberwochenende die einzigen Gäste und wurden am Abend von der Tochter des Hauses mit einem fantastischen Essen (Butternut Soup, Gemüse, Straußsteaks vom Grill, Tipsy Tart als Dessert) verwöhnt. Am nächsten Morgen fuhren wir mit dem Pick-up zum Tierefüttern mit raus und haben bei der Gelegenheit einiges über die Landwirtschaft in Südafrika gelernt. Diese unendliche Weite der Landschaft vor der Kulisse einer Bergkette am entfernten Horizont strahlt eine große Ruhe aus und hat etwas Erhabenes.

Wir wollten mehr über Strauße erfahren, und dazu war reichlich Gelegenheit in Oudtshoorn, unserer nächsten Station. Die Fahrt dorthin verlief durch ein Gebiet namens Little Karoo, eine Halbwüste, die sich über 300 Kilometer von Montagu bis Uniondale erstreckt und zwischen den Langebergen im Süden und den Swartbergen im Norden eingebettet ist. Auch in Oudtshoorn waren wir in einem wunderschönen Guesthouse mit hervorragender Küche untergebracht.. Uns wurde klar, dass diese Südafrika-Reise ein erhebliches Taillenvergrößerungspotenzial in sich barg ;-).

Oudtshoorn ist mit ca. 60.000 Einwohnern die mit Abstand größte Stadt in der Little Karoo und gilt als „Welthauptstadt der Straußenzucht“, und dieser Wirtschaftszweig ist neben dem Tourismus die Haupteinnahmequelle der Region.
Strauße wurden zunächst primär wegen ihrer Federn gezüchtet; die erste Straußenfarm wurde in Südafrika gegründet. In den Boom-Jahren der Straußenfederproduktion zählte man in der Region um Oudtshoorn um die 100.000 Tiere. Die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg war die Epoche der „Feder-Barone“ – so nannte man die Straußenfarmer und Federhändler, die durch den Strauß zu Reichtum gelangten und sich verschnörkelte Villen mit Jugendstileinrichtung („Straußenpaläste“) bauten. Die Damenwelt wollte ihre Hüte mit hübschen Federn schmücken, und in Haushalt und Industrie kamen die Federn des flugunfähigen Vogels wegen ihrer elektrostatischen Eigenschaften als Staubwedel und Reinigungsbürsten zum Einsatz. Entsprechende Kunststoffalternativen gab es damals noch nicht.
Heutzutage spielt der Strauß in erster Linie eine Rolle als Fleischlieferant, Hauptabnehmer ist die Europäische Union. 2011 verfügte die EU vor dem Hintergrund der Vogelgrippe einen Importstopp für Straußenfleisch aus Südafrika, was dramatische Folgen für die Straußenfleischproduktion in Südafrika hatte: Tausende von Tieren mussten gekeult, viele Betriebe geschlossen werden. Inzwischen hat sich die Situation wieder entspannt. Straußenleder gilt als sehr hochwertig. Es wird gerne für Accessoires verwendet und zeichnet sich durch seine Weichheit und ein genopptes Narbenbild aus.

Strauße sind die größten Vögel der Welt. Sie können Geschwindigkeiten von bis zu 70 km/h erreichen und ohne große Mühe 30 Minuten lang 50 km/h schnell laufen. Die Männchen werden im Ausnahmefall bis zu 2,80 Meter groß und haben eine Gewicht von bis zu 160 Kilogramm, die Weibchen erreichen eine Höhe von bis zu 1,90 Meter und wiegen bis 110 Kilogramm. Beide bebrüten das Gelege (mit bis zu 25 Eiern), das Männchen vorwiegend nachts (deshalb sein schwarzes Gefieder), das Weibchen tagsüber (hat zu diesem Zweck graubraunes Gefieder). Sehen Strauße sich bedroht, kommen ihre nach vorne gerichteten krallenartigen Zehen zum Einsatz. Sie können damit einen Menschen und sogar Raubtiere wie Löwen töten.

Strauße haben die größten Augen aller Landlebewesen (Durchmesser bis zu 5 cm). Sie können andere Tiere in einer Entfernung von bis zu 3,5 Kilometern erkennen. Da bleibt leider nicht viel Platz fürs Hirn …

So lange sein Kopf bedeckt ist, glaubt der Strauß, es wäre Nacht. Dieses Verhalten macht man sich auch beim Reiten der Tiere zunutze ;-).

Von Oudtshoorn fuhren wir wieder Richtung Süden, mit dem Tagesziel Plettenberg Bay an der Garden Route. Dazu querten wir eine landschaftlich reizvolle Gebirgskette (Kammanassieberge).

Gleichschirmfliegers Himmelreich
Gute Aussichten beim Abendessen