Västervik – Tor zum Schärengarten

Västervik, etwa 30 Kilometer nördlich von Öland, gilt als Zentrum der sogenannten „Blauen Küste“. Und ist die Geburtsstadt von Stefan Edberg, den nur noch die etwas älteren Semester als grandiosen Tennisspieler kennengelernt haben …

Die 22.000-Einwohner-Stadt gilt als im Sommer besonders trubelig, wir fanden sie aber eher ruhig. Was vielleicht auch einfach typisch schwedisch ist. Das fällt uns hier immer wieder auf: die Abwesenheit von Hektik, Lärm, Aufgeregtheit, lauten Stimmen, dröhnender Musik. Als wäre jeden Tag hoher Feiertag. Auch auf dem Campingplatz. Da ist offenbar ab 21.00 Uhr Schlafenszeit. Und beim Essen draußen reden die Leute schon miteinander, aber das Ganze findet geruhsam und ohne weitere Hintergrundgeräusche statt. Bei der persönlichen Begegnung zum Waschhäuschen muss man sich den Leuten quasi in den Weg stellen, mit den Augen fixieren und freundlich „hej“ rufen, dann gibt’s ein „Hej“ zurück, manchmal auch ein fast überschwängliches Hejhej. Geht doch 😊. Klar ist: Die Schweden drängen sich nicht auf. Und mögen es wahrscheinlich nicht, wenn andere das tun.

Aber nun zu Västervik! Das Zentrum liegt rund um den Fiskehamn, den Fischhafen bzw. -markt. Die vorgelagerten Inseln Strömsholmen und Slottsholmen machen aus der Meeresbucht fast einen Binnensee. Hier die Klappbrücke, die die Minimeerenge überspannt, der Fiskehamn und der Blick aufs Zentrum bei einem Spaziergang am Ufer entlang:

Das Hotel gehört übrigens Björn Ulvaeus von ABBA, der mit sechs Jahren nach Västervik zog und dort aufwuchs.

Wir sind ja meistens erfreut, wenn wir plötzlich und unerwartet auf Jugendstilbauten stoßen. Wir sind auch in Västervik fündig geworden, und zwar bei einer Apotheke und einem Badehaus aus dem Jahr 1910.

Aus dieser Periode stammt auch das beeindruckende alte Kaufhaus Enanderska Fastigheden, gegenüber dem Rathaus von 1792.

Und gleich hier am Platz haben wir einen richtig guten Bäcker ausfindig gemacht und ein leckeres Brot gekauft.

Der älteste Ortsteil von Västervik ist Gamla Norr. Da macht das Schlendern und Schauen Spaß. Wieder diese schönen Holzhäuser mit den tollen Fassaden. Sogar ein kleines Café haben wir entdeckt, schade nur, dass wir bereits gefrühstückt hatten.

In Laufweite befindet sich eine sehenswerte Kirche mit viel Atmosphäre, die St. Gertruds Kyrka.

Ganz zum Schluss hat uns Västervik sogar noch eine Street-Art-Fassade gezeigt.

Radtour Oknö – Timmernabben – Pataholm

Heute haben wir uns auf eine Radtour begeben, ohne vorher die Strecke recherchiert zu haben. Wir wussten, dass Timmernabben und Pataholm interessante Ziele sind, aber welche Strecke man da am besten mit dem Rad fährt … Und immer an der Hauptstraße entlang macht das Radfahren ja nicht wirklich Spaß. Die 50-km-Tour wurde zum echten Highlight – Wikiloc sei Dank. Mit der App kann man sich getrost auf abwegige Nebenstrecken und in den Wald begeben – so lange man eine Internetverbindung hat, kommt man gut zurecht 😉.

Unsere erste Zwischenstation war eine Klosterruine in Kronabäck unweit von Mönsterås. Die Gründung geht auf das 13. Jahrhundert zurück. Die Ruine wurde mit EU-Mitteln als Stätte wichtigen kulturellen Erbes hergerichtet. Uns hat besonders die Massivität der Außenwände beeindruckt.

Und eine ähnliche Mauerstärke begegnete uns wenig später wieder bei Strömsum. Wir radelten zunächst ein paar Kilometer durch den Wald und gerieten dann auf eine wunderschöne Eichenallee mit bemoosten Felssteinmauern, deren Dicke wir uns nur so erklären können: Wahrscheinlich hat man im Abstand von etwa einem Meter zwei dünnere Mauern errichtet und dann den entstandenen Hohlraum mit Steinen gefüllt, die man bei der Feldarbeit zusammengetragen hat.

Timmernabben ist ein beschaulicher Küstenort mit einem langen Badestrand, einem Campingplatz, einem beliebten Fischräucherei mit Restaurant, einem Strandcafé und einer Töpferwerkstatt mit einer Mühle. Über die Bucht blickt man auf die Halbinsel Lövö.

Sehr gut gefallen hat uns Pataholm, ein winziges Örtchen. Um den kopfsteingepflasterten Markt herum liegen nur ein paar herausgeputzte Häuschen, und das Sommercafé Hullgrenska Gården ist ein echter Hit. Man hat das Gefühl, bei Uroma im Wohnzimmer Kaffee zu trinken und selbstgebackenen Kuchen zu essen. Zum Café gehört ein großer Garten mit Baumbestand. In früheren Zeiten kam man zum Kuren hierher.

Hier spreizt man das Fingerchen beim Kaffeetrinken selbstverständlich ab!

Wanderung Oknö

Unser Campingplatz in Ökno liegt direkt am Wasser, etwa auf Höhe des oberen Viertels der beliebten Ferieninsel Öland. Wir haben einen mir roten Markierungen gekennzeichneten Pfad fast direkt an der Wasserlinie entdeckt und machen uns auf den Weg. Die Wetterprognose ist durchwachsen, deshalb packen wir unser Regenzeug ein. Und einen Imbiss, denn wir haben gelernt, dass es in Schweden auch in Feriengebieten nicht so viele Einkehrmöglichkeiten gibt.

Wir haben übrigens inzwischen das variantenreiche Knäckebrot für uns entdeckt, nachdem wir auf der Suche nach herzhaftem Brot in Supermärkten eigentlich ein ums andere Mal enttäuscht wurden. Richtige Bäckereien findet man kaum hier, Backwaren sind in der Regel Fabrikerzeugnisse. Brot wird in Schweden überdies grundsätzlich eher süß ausgebacken, wie wir selbst festgestellt haben und durch Recherchen bestätigt sehen. Aber man muss sicher berücksichtigen, dass wir nun einmal aus einem Land mit hervorragender Back- und Bäckertradition kommen. Außerdem ist ja eine Erkenntnis des Reisens, die Heimat in manchen Aspekten wieder mehr schätzen zu lernen. Wir setzen in Schweden also in den nächsten Wochen mehr auf Knäcke und freuen uns auf unseren Bäcker Glock in unserem Heimatort Erdmannhausen😉.

Unsere Wanderung ist sehr abwechslungsreich. Zeitweilig sind wir nur von Mischwald (vor allem Kiefern, Birken und erfreulich viele Eichen) umgeben, dann gelangen wir an kleine Buchten, zum Teil mit Stegen versehen, danach laufen wir durch bunte Wiesen. Der Blick aufs Meer ist kaum mal ganz frei. Überall erblickt man Inseln, andere Landzungen, in den Buchten viel Schilf. Wir bewegen sich uns parallel zur wenig befahrenen Straße, die sich über die Landzunge zieht und stoßen immer wieder auf Häuser unterschiedlicher Größe und Ausstattung. Wir können nicht so ganz ausmachen, ob es sich überwiegend um Ferienhäuser handelt. Wenn das der Fall ist, dürfte es in dieser Gegend außerhalb der Saison ziemlich trist sein.

Und zum Thema „Regen“ bleibt zu sagen: Wenn man auf ihn eingestellt ist und die richtige Kleidung dabei hat, ist er halb so schlimm!

Camping am See in Långasjönäs

Wir steuern ja gerne die sogenannten „Naturcampingplätze“ an, die eher etwas einfacher eingerichtet sind und deren großer Vorzug die Lage mitten in der Natur ist. Långasjönäs liegt ein paar Kilometer landeinwärts von dem Küstenort Karlshamn entfernt, das wiederum auf halbem Weg zwischen Kristianstad und Karlskrona an der südlichen Ostküste angesiedelt ist.

Långasjönäs ist nicht eben klein und hat sowohl klassische Campingplätze wie auch kleine Hütten und familiengeeignete Holzhäuser im Angebot. Letztere liegen zum Teil mehrere hundert Meter voneinander entfernt und verfügen über einen eigenen Bootssteg. Wer also Ruhe und Abgeschiedenheit sucht, ist hier goldrichtig. Solche an einem See gelegenen Plätze hat Schweden in großer Fülle zu bieten – schließlich soll es hier etwa 100.000 Seen (!) geben. Baden, Kanu- und Radfahren sowie Wandern kann man hier ganz wunderbar. Wir haben unseren Aufenthalt in Långasjönas u.a. für eine Radtour genutzt. Für uns eher ungewohnt: Man begegnet unterwegs kaum mal jemandem.

Karlskrona – Residenzstadt mit viel Marinegeschichte

Karlskrona (64.000 Einwohner) wurde 1680 auf Befehl von König Karl XI. als Flottenhauptquartier angelegt. Damals war Schweden eine Großmacht. Zu Karls Reich gehörte das Territorium des heutigen Finnlands, die gerade erst den Dänen abgerungenen südschwedischen Provinzen sowie beträchtliche Gebiete in Pommern und Nordwestdeutschland. Wegen seiner Lage im südöstlichen Schärengarten galt die Militärstadt als kaum angreifbar. Noch heute ist Karlskrona Marinestützpunkt und Sitz der Marineakademie. 1998 wurde die Stadt wegen ihrer Verteidigungsanlagen ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Diese Stadtgebiete sind militärische Sperrgebiete, mit Fotografierverbot belegt und von einer beeindruckend hohen Felsmauer umschlossen, wie die folgende Karte verdeutlicht – siehe die grau gekennzeichneten Bereiche:

Da passt es ins Bild, dass in dieser Stadt Anfang des 18. Jahrhunderts – so will es der Volksmund – in einer frostigen Dezembernacht ein Bettler namens Rosenbom an der Wand der Admiralitätskirche erfror, weil ihm nirgendwo Einlass gewährt wurde. Ein Bürger, der ihn abgewiesen hatte, wurde später von seinem schlechten Gewissen geplagt und schuf eine menschengroße Holzfigur, die an Rosenbom und allgemein an die Barmherzigkeit gegenüber Armen erinnern sollte. Die Skulptur ist eine Sammelbüchse. Denn der Hut des Alten Rosenbom lässt sich nach hinten aufklappen und im Kopf befindet sich ein Schlitz für den Münzeinwurf. Auf diese Weise kommen pro Jahr mehr als 6.000 Euro für wohltätige Zwecke zusammen.

Die Figur hat in Schweden Kultstatus und ist ist vor allem bekannt aus Selma Lagerlöfs Roman „Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson“. Dort begegnet ihm der Titelheld bei seinem Besuch in Karlskrona und unterhält sich mit ihm.

Der militärisch-strategische Hintergrund bestimmt nach unserer Wahrnehmung den Charakter von Karlskrona nach wie vor. Bei unserem Rundgang kamen wir uns zunächst etwas verloren vor. Breite Straßen und große Plätze dominieren Bild. Der Stortorget, der zentrale Platz in der Innenstadt, grenzt an die das Rathaus, die barocke Frederikskyrkan und die pantheonähnliche Dreifaltigkeitskirche, im Innern insgesamt schlicht und mit einem groben Holzbohlenfußboden versehen. Und draußen wenig Leben (gänzliches Fehlen von Markständen, Cafés etc.) und sehr viel Kopfsteinpflaster … Wir haben uns gefragt, wie dieses Ambiente wohl im Herbst oder Winter aufs Gemüt wirkt, schließlich besuchen wir die Stadt im Hochsommer. So der Blick auf den Stortorget von einer Seitenstraße aus:

So richtig einladend wirkt das nicht, oder?

Aber gut, dieser Platz wurde ja auch für große Militärparaden entworfen und nicht für für den Umschlag von Obst und Gemüse. Dann liegt das Problem wohl eher beim Betrachter, der bei „zentraler Platz“ gleich an eine mediterrane Piazza denkt?

Außerdem stammte uns der weitere Rundgang immer versöhnlicher. Unsere nächste Station war der alte Fischmarkt (Fisktorget), wo es reichlich Verpflegungsangebote gibt, die Fährschiffe zu Rundfahrten durch die Schären ablegen und ein bronzenes Fischweib daran erinnert, dass früher die Fischer hier ihren Fang an die Stadtbewohner verkauften. Bei der näheren Betrachtung der Statue fällt auf, dass der Künstler bei der Ausformung der unteren Rückenpartie wohl die historische Kleiderordnung der Fischfrauen sehr männlich-modern interpretiert hat – da könnte Beyoncé vor Neid erblassen.

Nur wenige hundert Meter in westlicher Richtung entfernt liegt das einstige Werftarbeiterviertel Björkholmen. Da sind sie wieder, die schnuckeligen Holzhäuser! Einige von ihnen stammen noch aus dem 18. Jahrhundert, und auch die neueren Bauten passen sich harmonisch an die Vorlagen an. Sie sind rings um die Wachtmeistergatan angesiedelt.

Dass Karlskrona auf Schären errichtet wurde, wird u.a. deutlich an einem nackten Felsrücken, der gern von Jung und Alt zum sommerlichen Treff genutzt wird und von dem aus man einen schönen Blick auf die Stadt hat.

Neben ganz viel Wasser bietet Karlskrona auch etwas Grün, zum Beispiel im Admiralitetsparken, einer Grünanlage mit Glockenturm.

Die Militäranlagen (Båtsmanskaserne, Bastion Aurora, Marinmuseum) haben wir nicht besucht, wir haben uns in dieser Hinsicht mit ein paar visuellen Eindrücken begnügt.

Ach ja, auch in der sonst so strengen Militärstadt zeigt sich hie und da ein Hauch von künstlerischer Anarchie.

Sandhammaren – die Füße im feinsten Sand von Schweden

Sandhammaren ist DER Strand für einen Badeausflug im Südosten Schwedens. Hier soll der Sand feiner als sonst irgendwo im Land sein. Es ist vor allem das Gesamtensemble, das überzeugt. Denn hier gibt’s nicht nur lange Strände, sondern auch viel Kiefernwald und vor allem Dünen, wo man sich ungehindert ein windgeschütztes Plätzchen zum Sonnenbaden suchen kann, wenn einem nach Abgeschiedenheit ist.

Man wagt sich besser nicht zu weit hinaus aufs Meer. Denn da draußen erwarten den Unbedarften gefährliche Strömungen und Sandbänke, die nicht nur Schwimmern, sondern auch vielen Schiffsbesatzungen zum Verhängnis geworden sind. Es heißt, vor der Küste von Sandhammaren lägen tausende von Schiffen im Meeresgrund begraben. Zu Zeiten von König Karl XI (zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts) gab es hier an der Küste einen ausgedehnten Eichenwald. Diesen ließ der Regent der Legende nach abholzen, weil er für die Seeräuber ein Zufluchtsort war, die die Schiffe mit falschen Signalen auf die Sandbänke lockten und anschließend die Ladung kaperten.

Simrishamn – Fischerstädtchen mit Charme

Das Küstenstädtchen (knapp 20.000 Einwohner) ist ein wichtiges Fischereizentrum im Südostzipfel von Schweden. Wenn man durch den Hafen schlendert, wandelt man sozusagen von einer Quelle des Wohlstands zur anderen und irgendwie auch vom Gestern ins Heute: Fischereihafen und Gästehafen sind physisch voneinander getrennt. Längst hat die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus jener der Fischerei den Rang abgelaufen. Aber unser ausgedehnter Spaziergang durch den Ort hat uns in unserem Eindruck bestätigt, dass Simrishamn seinen Charakter bewahrt hat, und damit auch seinen Charme.

Die Ortsmitte wird von der Nicolaikirche dominiert. Der Backsteinbau stammt aus dem 12. Jahrhundert. Außen wie innen verströmt das Gotteshaus eine gewisse reformatorische Sachlichkeit. Die moderne Skulptur im Außenbereich sowie die Schiffs- und Seefahrtelemente innen lockern das Bild auf.

In unmittelbarer Nähe der Nicolaikirche verläuft die Storgatan, wo sich Restaurants und Läden aneinanderreihen.

Sehr viel ruhiger geht es in den malerischen Nebenstraßen zu. Hier trifft man auf herausgeputzte Häuschen aus dem 19. Jahrhundert, die ihren Ursprung als Fischerkaten kaum verhehlen können. Einige sind so klein, dass sie eher Spielzeug- denn echten Wohnhäusern gleichen.

Simrishamn darf sich übrigens auch einer Street-Art-Initiative der besonderen Art brüsten: Objekte der künstlerischen Begierde waren die hässlichen Elektrizitätskästen in der Stadt. Diese wurden bemalt und damit verschönert. Bei manchen Werken gewinnt man freilich den Eindruck, dass künstlerisches Talent bei der Aktion nicht unbedingt im Vordergrund stand ;-).

Ales Stenar – imposaner Gruß aus der Wikingerzeit

Nur etwa 20 Kilometer von Ystad in östlicher Richtung an der Küste entlang liegt Ales Stenar, eine Kult- und Pilgerstätte erster Güte. Hier schlägt das Wikinger-Herz der Schweden …
„Ales Steine“ sind die größte Steinsetzung (von Menschen aneinandergereihte Steine) in ganz Skandinavien. Die 59 riesigen (5 Tonnen schweren) Steinblöcke sind in der Form eines 67 Meter langen und 19 Meter breiten Schiffs arrangiert und liegen auf einer kleinen Landzunge nahe dem Fischerdorf Kåseberga. Man hat von dort einen fantastischen Blick auf die Küste und das Meer.

Die Steine wurden vor circa 1000 Jahren, also in der Wikingerzeit, hier aufgestellt. Aber damit hört es auch schon fast mit den gesicherten Erkenntnissen auf. Denn man weiß einfach nicht, welchem Zweck die Steinsetzung diente. Handelt es sich um eine Grabstätte, einen Kultort oder vielleicht um eine überdimensionale Sonnenuhr?

Auf jeden Fall macht der Besuch von Ales Stenar deutlich, dass dieser Ort wesentlicher Teil des kulturellen Erbes der Schweden ist. Und manche glauben, dass sie die Kraft der Steine spüren können, wenn sie die Steine innig umarmen …

Ystad – mittelalterliches Fachwerk und Krimi-Kulisse

Ystad, knapp 30.000 Einwohner, ist ein Kleinod in der Provinz Schonen. Kopfsteinpflaster, verschlungene Gassen und über 300 Fachwerkhäuser. Also ein touristisches Muss, wenn man hier in der Gegend unterwegs ist.

Wir hatten ein bisschen Sorge, dass das Küstenstädtchen inzwischen vollkommen im Bann des Wallander-Hypes steht – denn Henning Mankell, der Schöpfer des international bekannten, wortkargen Kommissars siedelt seine manchmal blutrünstigen, immer düsteren Krimis an seinem Heimatort an. Daher gibt es natürlich in Ystad Wallander-Führungen, Wallander-Karten, Wallander-Apps, Wallander-Diverses. Natürlich hat es einen gewissen Charme, genau in dem Café zu sitzen, in dem Wallander gelegentlich seinen Kaffee schlürft und zerknirscht ins Leere schaut.
Aber Ystad ist ein geschichtsträchtiger Ort, der sich über Jahrhunderte entwickelt hat, und der sollte nicht auf eine Fantasiefigur reduziert werden. Und als wir an diesem warmen Juli-Tag durch Ystads Gassen schlendern, spielt Mankells Wallander für uns auch keine Rolle. Wir lassen uns treiben, kaufen auf dem Marktplatz an einem Kaffeestand einen exzellenten Capuccino (mit Kreditkarte kein Problem), setzen uns auf eine Bank und lassen die Menschen an uns vorbeiziehen. Kaum jemand dabei, über den wir nicht irgendwelche, meistens wenig schmeichelnde, Vermutungen anstellen. Ein bisschen lästern kann so schön sein. Und dann machen wir uns auf, schauen uns in zufälliger Reihenfolge die historischen Gebäude und Plätze, die kleinen Läden und Hotels an. Plötzlich schiebt sich ein knallroter uralter Feuerwehrwagen an uns vorbei – in Ystadt werden diese Fahrzeuge eingesetzt, um Touristen durch die Straßen zu schaukeln. Eine nette Idee. Uns ziehen die Innenhöfe der alten Fachwerkbauten magisch an. Einige werden von Cafés und Restaurants genutzt, um ihre Gäste zu verköstigen, andere dienen privaten Zwecken.

Nachhaltig beeindruckend fanden wir den Klosterkomplex Gråbrödraklostret inklusive Obst- und Kräutergarten und Klosterteich. Die Gründung durch Franziskanermönche geht auf das Jahr 1267 zurück. Das Kloster hat über die Jahrhunderte unterschiedlichste Funktionen übernommen. Es diente u.a. als Hospiz, Gemeindekirche und Museum. Und es wird sicher noch eine Rolle spielen, wenn niemand mehr weiß, wer denn nun eigentlich dieser Krimiautor Mankell gewesen sein soll.

Wandern bei Snogeholm

Durch unsere Anreise und unseren Naturcampingplatz haben wir so richtig Lust bekommen, diese durch dichten Baumbestand, Wiesen und Seen geprägte Landschaft näher kennenzulernen. Außerdem ist es ziemlich heiß an diesem Julitag. Was liegt also näher, als sich mit leichtem Gepäck auf einem der zahlreichen Wanderwege in den Schatten der Bäume zu begeben? Die Wanderung führt uns in leichtem Auf und Ab am liebevoll-rustikal hergerichteten Besucherzentrum und einem schönen See – Badetemperatur! – vorbei. Ein erster Willkommensgruß aus dem Land der Elche.

Ameisenalarm!

Und als Sahnehäubchen gab‘s zum Schluss sogar noch „Kunst im Wald“.