Motovun gehört zu den „Schon-immer-mal-Orten“ in Istrien, die wir dann doch wieder nicht besuchen, weil uns die Küste mit ihren vielfältigen Reizen nicht loslässt. Aber an diesem 5. September machen wir‘s wahr: Wir setzen uns ins Auto und machen uns auf den 60 Kilometer langen Weg. Startpunkt ist unser Campingplatz in Mošćenička Draga (etwa 30 Kilometer südlich von Opatja, Kvarner Bucht). Es geht ziemlich kurvig zu auf der Fahrt über die Ušca-Bergkette. Die letzte Etappe verläuft durch das malerische Mirna-Tal, umsäumt von Feldern und Weinbergen.
Unser Ziel ist bereits von weither sichtbar. Der mittelalterliche Ort thront imposant auf 277 Metern Höhe.
Wir parken unser Auto etwas außerhalb und nähern uns der Anlage zu Fuß. Der Fußweg ist steil, die Stufen sind in keinem besonders guten Zustand, man muss schon achtgeben, wohin man seine Füße setzt. Es steht alternativ auch ein kostengünstiger Shuttle zur Verfügung. Aber sich einem Ort Schritt für Schritt zu nähern hat einen besonderen Charme, selbst wenn das mal schweißtreibend ist (wie heute).
Die Geschichte Motovuns reicht bis in die Antike zurück, vom 13. bis 18. Jahrhundert stand die Stadt unter venezianischem Kuratel. Diesen Einfluss spürt man auf dem zentralen Platz von Motovun, dem Trg Andrea Antico, der von der Kirche Sv. Stjepan mit einem freistehenden Glockenturm dominiert wird.
An seinem unteren Ende befindet sich das schicke Boutique Hotel Kaštel, das auf einer großen Terrasse ausgezeichnete regionale Gerichte serviert. Motovun gilt übrigens als Gourmetadresse und ist für ausgezeichnete Weine und Trüffelmenüs bekannt. Und da wir noch nicht einmal gefrühstückt haben, lassen wir uns nicht lange bitten 😊. Lecker war‘s!
Auf dieser Grundlage machte die Stadterkundung gleich doppelt Spaß.
Motovun hat im Innenbereich nicht mehr als 500 Einwohner und ist nicht besonders weitläufig. Die Sehenswürdigkeiten hat man sicherlich in 1,5 Stunden besucht. Aber auch die kleinen Läden und Boutiquen lohnen wohl einen Besuch. Dabei muss man klar sagen: Zu einem ausgedehnten Shopping-Bummel reicht das Angebot nicht – allzu vieles scheint auf die Trüffel- und Weinthematik ausgerichtet.
Zu den touristischen Highlights zählen die beiden Stadttore aus dem 14. bzw. 16. Jahrhundert, die innere sowie die äußere Befestigungsmauer und die vielen verstiegenen Gässchen. Nicht zu vergessen die grandiose Aussicht auf eine wunderbar hügelig-grüne Landschaft.
Bei dieser Gelegenheit sei ein rügender Fingerzeig an die Stadtväter erlaubt: Das Einrichten einer separaten BezahlschrankeaufderStadtmauer ist eine gleichermaßen ärgerliche wie dumme Idee und sollte keineswegs Schule machen.
Als letzte Campingstation unseres Südschweden-Aufenthalts hatten wir uns einen schönen Campingplatz in Falsterbro, südlich von Malmö, ausgesucht. Gleichermaßen optimal für einen Malmö-Tagesbesuch und einen Strandaufenthalt. Unsere Rechnung ging auf, und an unserem letzten Tag in Schweden lachte uns die Sonne noch einmal richtig an.
Um ohne größeren Aufwand möglichst viel von diesem Südwestzipfel mit dem Doppelort Skanör/Falsterbro zu sehen, entschieden wir uns für eine gemütliche Radtour entlang der Küste mit Schwenk in die beiden Orte hinein. Im Mittelalter war diese Gegend einer der größten Umschlagplätze für Hering, heute ist sie in erster Linie Rückzugs- und Urlaubsgebiet für die Malmöer. Die kilometerlangen Strände laden zum Baden und Wassersport ein, der Hafen von Skanör ist ein Anziehungspunkt für Besucher, insbesondere junge Familien. Nicht sattsehen kann man sich an den vielen bunten Strandhäuschen, die an manchen Orten wie auf einer Perlenschnur aufgereiht scheinen, jedes mit einer individuellen Note. Die Landzunge scheint sowohl bei Golfspielern wie auch Zugvögeln in höchstem Maße beliebt. Die Ausmaße und Qualität der Plätze lässt sicherlich jedes Golferherz höherschlagen. Und die mehr als eine Million Vögel auf dem Weg nach Süden TÄGLICH von Ende August bis Anfang Oktober treibt die Vogelliebhaber zuverlässig immer wieder ins Delirium.
Bei Malmö hatten wir einen gänzlich anderen Auftakt als in Göteborg: gutes Wetter, kurze Anfahrt, Annäherung an die Stadt durch den Schlosspark. Wir parken hinter dem Opernhaus – hier wird uns unser Ticket sogar an die Webadresse geschickt; dann geht’s zu Fuß über den Opern-Vorplatz (wo ein Witzbold offenbar mit Waschpulver experimentiert hat), vorbei an der Stadtbibliothek mit ihren drei sehr unterschiedlichen und doch zusammenpassenden Gebäuden.
Schon tauchen wir in die grüne Lunge Malmös ein, die Parkanlage Slottsparken und den Kungsparken. Hier bestimmen kleine Seen und breite Kanäle, Bäume und Büsche, eine Windmühle, von Bürgern Malmös angelegte Gärten, Wiesen, Spielplätze und ein wunderbar ins grüne Ensemble eingebettetes Café das Bild. Man vergisst, dass man in der Stadt ist.
Nein, das ist NICHT in Holland 😊Die Mühle hat früher das Schloss Malmöhus mit Mehl versorgt.
Die Hauptattraktion ist das Schloss Malmöhus. Es wurde 1434 als Münzerei und Grenzfestung gegründet und gehört wegen seiner besonderen historischen Bedeutung zum schwedischen Kulturerbe.
Nach nur wenigen Gehminuten erreicht man von hier die Altstadt GamlaStaden mit den beiden Hauptplätzen Stortorget (Rathaus, Sitz des Regierungspräsidenten Residenzet und ApothekeLejonet in einem Jahrhundertwendebau) …
Stortorget mit Reiterstandbild König Karl X Gustav, der die ehemals dänischen Provinzen Skåne, Blekinge und Halland eroberte und sie durch den Frieden von Roskilde (1658) endgültig mit dem schwedischen Reich vereinte. „Lejonet“ bedeutet „Löwe“. Die Gründung der ältesten Apotheke Malmös geht auf das Jahr 1571 zurück.
… und dem kopfsteingepflasterten und von Fachwerk gesäumten Lilla Torget.
Selbstverständlich trifft man beim Herumschlendern in der Altstadt auch immer wieder auf einfache historischeWohnhäuser.
Das älteste Gebäude der Stadt ist die St. Petri Kyrka, die im 14. Jahrhundert im Stil der Backsteingotik errichtet wurde. Sie hat einen geschnitzten Hochaltar und interessante Kalkmalereien in der Taufkapelle – und offenbar auch sehr eigenwillige Pianisten.
Malmö zeichnet sich durch ein spannendes Mit- und Nebeneinander von historisch Gewachsenem und Modernität aus. So war beispielsweise bei unserem Besuch wahrnehmbar, dass die Stadt ihre liberale Position beim Thema „Diversität“ auf unterschiedliche Weise zu verdeutlichen versucht. Wir fanden die Abfalleimer in Regenbogenfarben zwar eher peinlich, aber die bunten Sitzbänke und Fahnen wirkten im Stadtbild erfrischend. Auch einige Schilder wurden ihrer Funktion als Ausrufezeichen durchaus gerecht.
Malmö hat im Laufe der Jahrhunderte schon viele Höhen und Tiefen erlebt. Es war im Mittelalter Zentrum der Heringsfischerei. Unter dänischer Herrschaft blühten ab dem 15. Jahrhundert Geldwirtschaft und Handel. 1658 fiel die Stadt im Frieden von Roskilde an Schweden. Ab 1800 erfolgte eine zum Teil stürmische Industrialisierung. Malmö wurde durch die Werftenkrise ab 1980, einhergehend mit hoher Arbeitslosigkeit und sozialem Niedergang, schwer gebeutelt. Insbesondere der BauderÖresundbrücke (Eröffnung Sommer 2000) beschleunigte die wirtschaftliche Erholung Malmös erheblich. Inzwischen hat sich die Stadt wieder zu einem der wichtigstenHandelszentren Schwedens gemausert, was sich nicht zuletzt bei den Immobilienpreisen zeigt. Heute ist Malmö mit circa 350.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt in Schweden.
Wir wollten gerne anhand des neuen Vorzeigeviertels Västra Hamnen nachvollziehen, wie sich der wirtschaftliche Aufschwung am Beispiel einer neu gestalteten ehemaligen Industriebrache architektonisch darstellt. Das weithin sichtbare Wahrzeichen von Västra Hamnen ist der Turning Torso, ein 190 Meter hoher gewundener Turm. Das Wohngebiet wurde ab 2001 entwickelt und gebaut. Uns zog es zunächst in den Yachthafen. An klaren Tagen kann man von dort die Stadtsilhouette von Kopenhagen erkennen. Hier ein paar Eindrücke von Västra Hamnen:
Unser Västra-Hamnen-Fazit: Wir fanden zwar viele Gebäude für sich durchaus interessant und ansprechend. Manche sogar schön, aber gleichzeitig unnahbar. Das Ganze wirkte irgendwie blutleer auf uns. Man fühlte sich als Einzelner etwas verloren. Breite Straßen, wenig Verkehr, leere Spielplätze. Trotz des schönen Wetters war kaum jemand draußen. Die Frage, ob diese Art des Wohnens zu mehr Lebensqualität führt, bezweifeln wir nach unserem Rundgang.
Nachdem wir zwei volle Tage die Schären erkundet haben, ist uns jetzt mal wieder nach einer größeren Stadt zumute. Da kommt uns die zweitgrößte Stadt Schwedens mit ihren 500.000 Einwohnern gerade recht. Außerdem ist die Wetterprognose schlecht, und mieses Wetter lässt sich im Allgemeinen in einer Stadt besser ertragen. Bei unser Anfahrt regnet es dann auch wie aus Kübeln, und die weitläufigen Industrieanlagen, die wir schon viele Kilometer vor dem Zentrum sehen, wirken noch weniger einladend. Göteborg ist der wichtigsteHafen Schwedens, die Hafenanlagen ziehen sich über eine Gesamtstrecke von 20 Kilometern. Ein solcher Umschlagplatz bestimmt den Charakter einer Stadt. Und dann ist da noch diese nervige City-Maut, die auf den großen Einfallsstraßen fällig wird. Man liest im Netz, dass Ausländer schon einen Zahlungsbescheid über Beträge in Höhe von einem Euro zugestellt bekommen haben sollen. Das Nummernschild wird an den Mautstellen per Kamera erfasst und auf dieser Basis der Halter des Fahrzeugs ermittelt. Die Rechnung kommt per Post. Das warten wir mal einfach ab … Was sonst noch gleich auffällt: Überall im Zentrum wird gebaut, also Baukräne, Absperrungen, Umleitungen . Das Auto-Navi dreht hohl: „Neuberechnung der Route“. Wir halten fest: In Göteborg wird geklotzt, nicht gekleckert. Wann das wohl alles fertig ist??
Hm, da gibt sich Göteborg also anfangs nicht gerade Mühe, unseren ersten Besuch angenehm zu gestalten. Erstes Highlight dann aber: Das Parkhaus ist sonntags kostenfrei zu nutzen. Und – viel wichtiger – auch Petrus hat ein Einsehen. Kaum haben wir uns mit Regenjacken und Schirm ins Freie begeben, hört es auf zu regnen und nach und nach schiebt die Sonne die Wolken weg.
Geht doch.
Unser Parkhaus ist Teil des riesigen Shoppingkomplexes Nordstan, wo man alles geboten bekommt, was das Shopperherz höherschlagen lässt. Für manche Zeitgenossen ist Shopping ja ein Hobby, dem man in Schweden auch sonntags frönen kann. Aber wir fühlen uns hier etwas überfordert. Also rasch raus an die Luft. Man kann übrigens die meisten Sehenswürdigkeiten in Göteborg zu Fuß abdecken, weil sie sich innerhalb des alten Festungsrings und in den angrenzenden Vierteln befinden. Sehr viele Repräsentationsbauten liegen am Ufer des Hamnkanalen („Hafenkanals“).
OstindiskaHuset und StadsmusemBlick aus dem Eingangsbereich des Stadsmuseums in den Innenhof
Ganz in der Nähe liegt der Gustav Adolfs Torg, ein weitläufiger Platz mit der Statue des bekannten Schwedenkönigs, darum herum das Stadshus (1759), das Rådshus (1669) und die Börse (1845). Wir schlendern über den Platz und lesen uns zu Füßen von Gustav Adolf fest bei den Porträts von Göteborger Bürgerinnen und Bürgern. Ein interessantes Projekt, bei dem die Menschen schildern, wie sie ihre Stadt sehen. Was der Regent wohl davon gehalten hätte, die Bürger nach ihrer Meinung zu fragen …
Von hier sind es nur wenige Schritte über die Post- oder Kronhusgatan zum Kronhuset von 1654, dem ältesten Profanbau Göteborgs, der über die Jahrhunderte unterschiedlichen Zwecken diente, u.a. als Sitz des Reichstags.
Beim Verlassen des kopfsteingepflasterten Innenhofs machen wir bei ein paar Kunstwerken Halt, die sich dem Thema „Hoffnungen und Realitätserfahrungen schwedischer Emigranten“ widmen.
Weiter geht’s zum Stenpiren Reisezentrum, einem über Jahre gebauten und 2016 fertiggestellten Verkehrsknotenpunkt direkt am Wasser. Von hier legen verschiedene Fährlinien ab, von hier fahren Busse und Straßenbahnen ab. An windstillen und sonnigen Tagen sind alle Sitz- und Liegeplätze voll belegt.
Unsere nächste Station ist die Fischhalle Feskekörkan, die von außen wie eine Kirche aussieht und innen eine riesige Auswahl an Meeresgetier bietet.
Auf dem Weg dorthin haben wir abermals ein paar Kunst-Begegnungen, diesmal in Form von StreetArt. Wir halten schon mal fest: Göteborg setzte nicht nur auf Kommerz, sondern auch auf die Künste!
Das zeigt sich auch bei den „klassischen“ Bauten wie Theatern und Opernhaus, Konzerthäusern und Kunstmuseen, von denen sich gleich mehrere um den Götaplatsen gruppieren, am Ende des Prachtboulevards Kungsportavenyn, der gesäumt ist von stattlichen Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert.
Götaplatsen mit Poseidon-Statue
Kommen wir zu unseren Highlights:
1. Haga: Haga wurde vor etwa 350 Jahren als Göteborgs erste Vorstadt und Arbeiterviertel angelegt. Heute reihen sich hier kleine Geschäfte, Boutiquen und Cafés aneinander. Es gibt viel zu stöbern und zu schauen: Antiquitäten, Kinderspielzeug, Bücher, Geschenke, Schmuck, Einrichtungsgegenstände, Modegeschäfte, Second-Hand-Artikel. Und es ist herrlich, sich bei einem Kaffee und einem Kanelbullar (Hefegebäck mit Zimt, hierzulande sehr beliebt) über die flanierenden Menschen zu unterhalten.
PS: Handgefertigte Lederwaren werden bei Haga Trätoffelfabrik angeboten. Und Eva ist sich fast sicher, dass sie genau hier vor einigen Jahrzehnten ein Paar maßgeschneiderte Clogs erworben hat, die sie viele Jahre getragen hat.
2. Trädgårdsföreningens Park: Die Anlage entstand 1842 und steht unter Denkmalschutz. Neben den Grünanlagen gibt es ein Rosarium (mit manchen lustigen Rosennamen), Cafés, Gewächshäuser und ein Palmenhaus, das dem Crystal Palace in London nachempfunden ist. Es ist einfach durch und durch angenehm, hier im Grün zu wandeln 😊.
Fazit: Mit den Städten ist es zuweilen wie mit den Menschen. Man muss ihnen auch nach einer unterkühlten Erstbegegnung eine zweite Chance geben 😉.
Ein weiteres Ziel bei unserer Schären-Erkundungsfahrt ist Lysekil , das an der äußersten Spitze einer Landzunge nördlich von Orust liegt. Das geht normalerweise nicht auf geradem Weg, denn hier ist die Küste bis weit ins Hinterland durch die Fjordarme des Gullmarn aufgefächert. Durch seine besondere Lage wurde Lysekil schon vor Jahrhunderten zu einem Zentrum der Fischerei von Bohuslän. Inzwischen spielen darüberhinaus ein Containerterminal und eine Ölraffinerie eine wichtige wirtschaftliche Rolle. Da verwundert es auf den ersten Blick, dass Lysekil vor diesem Hintergrund auch gerne von Touristen aufgesucht wird. Bei unserem Besuch haben wir den Eindruck gewonnen, dass sich diese Wirtschaftsstandbeine wohl recht gut in Einklang bringen lassen, wenn die erforderliche räumliche Trennung eingehalten wird.
Der Ortsteil Havsbadet mit dem Yachthafen und der Badhusgatan steht ganz im Zeichen der zweiten Hälfte dss 19. Jahrhunderts, als bei betuchten Skandinaviern der Badetourismus in Mode kam. Man ging hier kuren, nahm im Warm- und Kaltbadehaus Meerwasseranwendungen, spazierte an der Strandpromenade entlang, hörte Konzerte. Einige Gebäude aus dieser Zeit sind noch erhalten, selbst das Bad ist noch da. Und da war es natürlich besonders spannend für uns, mal über den Zaun zu schauen. Wer sich da wohl im Wasser tummelt? Nicht ganz einfach, aber lösbar, wenngleich kleine Leute beim Versuch, über den Zaun zu schauen, etwas im Nachteil sind 😉. Wir sind schließlich auf einen Aussichtspunkt auf einem Granitfelsen gleich nebenan geklettert und hatten den Panoramablick auf das Geschehen im Bad. Das wäre im 19. Jahrhundert natürlich streng untersagt gewesen!
Man sieht schon von Weitem, dass man von der Kirche aus den besten Rundumblick hat. Das Gebäude wirkt von außen nicht besonders interessant, aber drinnen nimmt man unmittelbar eine angenehme Atmosphäre wahr. Und eine Kirche mit einem Café (wo man sich sogar kostenlos bedienen konnte), hat sicherlich Seltenheitswert. Eine gute und nachahmenswerte Idee!
Lysekil hat außer einem modernen Meeresaquarium noch ein Naherholungsgebiet an der Westspitze der Halbinsel zu bieten. Ein Teilbereich war früher einmal ein Steinbruch. Hier sind Gesteinsformationen in besonders leuchtenden Farben zu bestaunen. Wir begnügen uns jedoch mit ein paar weiteren Eindrücken auf einem ausgedehnten Spaziergang durch den Ortskern.
Und für den Rückweg nehmen wir die Fähre, statt den tiefen Fjord mit dem Auto auszufahren.
Ein weiterer Abstecher führt uns tief in den Südosten von Orust, nach Mollösund. Der kleine Fischerort hat uns sofort mit seinen Charme eingefangen. Unser erster Spaziergang geht gleich eine Klippe hinauf zu einem Aussichtspunkt, wo eine sorgenvoll in die Ferne blickende Fischersfrau als Holzstatue daran erinnert, wie gefährlich in früheren Zeiten das Fischerleben war. Denn so manchen Ehemann, Sohn oder Bruder holte der Blanke Hans und stürzte die Zurückgeblieben in Kummer und finanzielle Not. Beim Dorschfang stießen die Fischer von Mollösund bis ins Eismeer vor und waren bei ihren Ausfahrten manchmal über ein halbes Jahr auf See.
Wir genießen den Ausblick und folgen ein Stück einem markierten Weg, um dann etwas halsbrecherisch die Felsen hinunterzuklettern. Dort gelangen wir zu einem der für die Region typischen Meeresschwimmbäder.
Das eigentliche Zentrum von Mollösund ist der kleine Yachthafen – protzige Boote sieht man hier eher selten. Für uns ein schöner Platz zum Frühstücken.
Im Yachthafen von Mollösund ist an alles gedacht, auch leere Handyakkus.
Eine weitere Attraktion von Mollösund ist der Leuchtturm an der Hafenausfahrt. Ein wunderbares Plätzchen, um die Schönheit der schwedischen Schären zu bewundern.
Damit noch lange nicht genug. Mollösund hat auch eine pittoreske Mühle.
Ach ja. Dann wären da noch unglaublich einladende Häuschen, die man zum Teil auch mieten kann. Und wir überlegen, ob wir das nicht möglichst bald mal tun sollten. Vielleicht einmal ein paar Wochen in der Vor- oder Nachsaison? Die Netzbedingungen sind sehr gut …
Und dann ist da noch mitten in der Schären-Wunderwelt SundsbySäterie, wo nun fast gar nichts an die blank geschliffenen Graniteilande erinnert. Das ist ein aus mehreren Gebäuden bestehender Herrenhaus-Komplex mit riesigem Park inmitten eines Nsturreservats wo man kleinere und größere Wanderungen unternehmen, kann oder nur durch den Garten wandeln und wunderbar Kaffeepause – hierzulande „Fika“ genannt und eine elementar wichtige kulturelle Institution – machen kann. Das Ganze wirkt wie ein „Manor“ und verströmt einen gewissen englischen Charme.
Sundsby Säterie geht auf MargaretaHuitfeld zurück, die als eine der mächtigsten Frauen von Bohuslän gilt. Sie lebte im 17. Jahrhundert in diesem Herrenhaus und verlor durch einen tragischen Schicksalsschlag sowohl ihren Mann wie auch ihre Kinder. Sie blieb allein zurück und schaffte es mit unglaublicher Energie und Willenskraft, im Laufe ihres Lebens über 600 Bauernhäuser in ihren Besitz zu bringen und damit die Grundlage für Santsby Säterie zu bilden.
Also kein HERRENhaus, auf jeden Fall ein DAMENhaus.
Wir sind etwa 60 Kilometer nördlich von Göteborg, an der rauen Küste Bohusläns. Die beiden größten Inseln in dieser Gegend, Tjörn und Orust (wo wir auf dem Campingplatz sind), beide 15.000 Einwohner, sind miteinander verbunden. Wer in dieser Gegend von A nach B kommen will, braucht nicht nur Straßen, sondern vor allem Brücken und Fähren. Eine Autofahrt über 50 Kilometer dauert dann gerne mal über eine Stunde. Es gibt Abschnitte, wo man schneller als 80 Km/h fahren kann. Ein Blick auf einen Kartenausschnitt mag verdeutlichen, wie kleingliedrig das Gewirr aus Inseln, Buchten und Landzungen in dieser Region ist:
Viele Fähren sind kostenlos und fahren in relativ enger Taktung.
Auf der Fähre ist übrigens immer Wind, und deshalb lässt sich Eva dort nicht gerne fotografieren – weil der Wind die Haare immer so durcheinanderwirbelt. Mit etwas Heimtücke gelingt das aber doch😉.
In dieser Gegend reihen sich die pittoresken Fischerdörfer nur so aneinander, Postkartenfoto-Motive en masse. Kein Wunder, dass Bohuslän eine der beliebtesten Ferienregionen Schwedens ist. Dabei ist nicht immer nachvollziehbar, warum sich die touristische Aufmerksamkeit auf bestimmte Orte fokussiert, während andere eher unbeachtet bleiben. Und das bedeutet natürlich ins Positive gewendet, dass Bohuslän sehr viele Perlen zu bieten hat, die nicht überlaufen sind.
Wir nehmen uns mehrere Tage Zeit und fahren ein paar Ziele an, die sich in Evas Erinnerung verhakt haben. Sie war vor Jahrzehnten mehrere Male in der Gegend, um einen Freund zu besuchen.
Den Großteil des ersten Aufenthaltstages verbringen wir in Smögen, einem der meistbesuchten Hafenorte an der schwedischen Westküste. Daher sind wir darauf vorbereitet, dass Heerscharen von Touristen nach Smögen strömen, zumal Anfang August in Schweden noch Sommerferien sind. Aber alles halb so schlimm! Selbst die Parkplatzsuche ist unproblematisch. Wir stellen unser Auto direkt an der Brücke nach Smögen ab. Diese ist bereits die erste Attraktion des Fischerörtchens. Nicht das Bauwerk selbst ist phänomenal, sondern vor allem der Blick von hier auf Smögen, das angrenzende Kungshamn, das Meer und die vielen Felsbuckel darin, große wie kleine.
Blick auf die Brücke von Smögen vom Hafen von Kungshamn
Wir halten uns hinter der Brücke zunächst einmal links und stellen gleich fest: Hier wird ja noch richtig solide Fischerei betrieben. Wir fühlen uns an die Krabbenfischerei in Greetsiel erinnert, und damit liegen wir richtig: Smögen ist eine Hochburg des schwedischen Krabbenfangs, aber auch des Fischfangs allgemein. In Smögen findet die zweitgrößte Fischauktion Schwedens statt, leider nur online.
Der Eindruck verfestigt sich im Laufe des Nachmittags: Der Fischfang ist hier nicht nur eine touristische Staffage, sondern noch ein lebendiger Geschäftszweig. Auch wenn einige der Fischerhäuschen inzwischen als Gästeunterkünfte dienen.
Nur am Smögenbryggan, dem Boardwalk des Ortes, wird ein touristisches Feuerwerk gezündet. Hier reihen sich kleine Lokale, Läden und Stände, im Gästehafenbereich legt mit dem Boot an, wer sehen und gesehen werden will, räkelt sich lässig an Deck in der Sonne, ein kühles Getränk in der Hand.
Aber ein paar hundert Meter weiter ist schon wieder Schluss mit dem Basar, da sind nur noch die hiesigen kleineren Boote erlaubt und die Häuschen dienen wieder nur ihrem vormaligen Zweck. Und wer Smögen in der Instagram-Welt sucht, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit solche Fotos finden:
Natürlich gibt’s in Smögen auch ein paar Häuser, die nicht in diesem typischen Fallunrot gehalten sind!
Und einen tollen Bäcker haben wir auch gefunden.
Gleich gegenüber, jenseits der Brücke, liegt das bedeutend unaufgeregter Kungshamn, woes außer Geschäftenund Lokalen eine hübsche Uferpromenade gibt.
Und auch in Kungshamn wird in nennenswerter Weise Fischfang betrieben.
Von Eksjö aus lohnt sich ein 25-Kilometer-Abstecher in nördlicher Richtung zur eiszeitlichen Schlucht von Skurugata. Auf einer Rundwanderung geht man zunächst durch die 60 Meter tiefe und 800 Meter lange urwüchsige Schlucht und steigt dann auf zur etwa 320 Meter hohen Aussichtskuppe, von der aus man einen schönen Blick auf die gesamte Umgebung hat. Festes Schuhwerk ist empfohlen, weil man stellenweise kraxeln muss – und die Baumwurzeln und Felsen sind sicherlich bei entsprechender Feuchtigkeit mit Vorsicht zu genießen. Aber wir haben einen schönen Sommertag erwischt und haben die Tour über Stock und Stein, vorbei an senkrechten Felswänden, durchweg genossen. Außerdem: Die Skurugata-Schlucht ist die tiefste/längste in Südschweden.
Was macht man mit so einem angefangenen Sommertag? Man sucht nach dem nächsten Superlativ. Ganz in der Nähe gibt’s nämlich die höchsten Wasserfälle von Südschweden. Die nehmen wir doch gleich mit, haben wir uns gedacht. Aber der WasserfallStalpet, direkt an der Straße 32 gelegen, ist mit 20 Metern (!) Fallhöhe eher ein Wasserfällchen. Da hatte der Kuchen in dem idyllischen Café oben am Felsrand eine nachhaltigere Wirkung auf uns 😉.
Nachdem wir etwa anderthalb Wochen die Südostküste von Schweden erkundet haben, wird es nun allmählich Zeit für einen Schwenk nach Westen: von Västervik über Jönkoping in das Schären-Gebiet nördlich von Göteborg an der Westküste.
Etwa auf halbem Weg zwischen Västervik und ihren Jönkoping liegt Eksjö. Ein Städtchen, dass uns eine Lehrerin aus Dortmund, die wir auf einem Campingplatz getroffen haben, sehr ans Herz gelegt hatte. Wir sind ihrem Rat gefolgt, und das war ein voller Erfolg!
Vorab bitten wir schon mal um Nachsicht, dass nun schon wieder diese heimeligen Holzhäuschen, die schon öfter Erwähnung im Blog fanden, eine Rolle spielen. Aber „Eichensee“, so die direkte Übersetzung des Ortsnamens, spielt in dieser Hinsicht quasi in der Champions League, und wer von historischem Holzhausbau in Schweden redet, kommt an Ekskö nicht vorbei. Die Gamla Stan von Eksjö weist die vollständigsten Holzbebauungen von Schweden auf. Als das Nordland nach dem Zweiten Weltkrieg in die neue Zeit durchstarten wollte, wurden viele Holzhäuser abgerissen und durch moderne Bauten ersetzt. Und eben dies geschah in Eksjö nicht. Die bauliche Zurückhaltung der Stadtväter erwies sich langfristig als goldrichtig. Denn die weißen, roten und pastellfarbenen Holzhäuschen mit ihren niedrigen Toren und teils verschlungenen Höfen, viele früher einmal Handwerksbetriebe, sind heute ein Touristenmagnet. Besonders auffällig in diesem Ensemble ist das Anwesen von AschanskaGården, Wohnung und Arbeitsstätte einer reichen Gerberfamilie. Wie dieses liegt das besuchenswerte Eksjö Museum (Eksjö sieht auf 600 Jahre Geschichte zurück) am Ufer des idyllischen Flusses Eksjöån. Der liebevoll hergerichtete Kräuter- und Blumengarten direkt davor lädt zum Verweilen ein. Im Wesentlichen geht man dreiStraßenzüge hinauf und hinunter. Die kleinen Läden sind gut eingefügt und haben Angebote für unterschiedlichste Geschmäcker. Und der Konditor ist ein Hit!
Eksjö kann jedoch architektonisch auch anders, wie sich am Storatorget zeigt. Der zentrale Platz der Innenstadt wird durch die neoklassizistischen Bauten des Stadshotell und der Stadtkirche dominiert.
Ins positive Bild passte für uns auch der exzellente Campingplatz von Eksjö, der wunderschön an einem See liegt und von dem man in zehn Minuten das Zentrum erreicht.
Ganz zufällig sind wir auch auf eine Eidiele gestoßen, die sehr leckeres Eis im Angebot hat. An dieser Stelle sei erwähnt, dass Eisessen nach unserer Beobachtung so eine Art schwedischer Volkssport ist. Wenn der mal olympisch wird, werden die Schweden auf Jahre hin die Medaillenränge für sich beanspruchen.
Bei „Småland“ denken wir vor allem an Astrid Lindgren, Glasbläser, Seen und Wald. Aber Småland hat auch eine Küste mit einem riesigen Schärengarten. Västerviks Touristikbüro behauptet sogar, die Schären vor Västervik seien die schönsten in ganz Schweden. Wir wissen nicht, ob sich das statistisch belegen lässt, und Schönheit ist bekanntermaßen subjektiv. Aber circa 5.000Inseln und Inselchen auf 70 Kilometer Küste sind ein Wort. Das wollten wir uns mal näher anschauen. Natürlich nicht gleich alle 5.000. Die bekanntesten, autofreien und nach etwa einer Stunde Fahrt mit dem Schiff erreichbaren vor der Küste Västerviks sind Hasselö und Idö. Wir haben uns für Hasselö entschieden und folgenden Trick angewendet: Statt einer vergleichsweise teuren Tour mit einem Touristenboot haben wir eine normale Fährfahrt nach Hasselö gebucht. Die Fähre legt nämlich auch an verschiedenen Stellen an und man sieht genauso viel. Wir hatten zudem noch das Glück, dass nur ein paar Leute an Bord waren und wir uns die besten Plätze aussuchen konnten. Wir legten um drei am Nachmittag ab, waren eine Stunde unterwegs und schipperten mit der letzten Fähre um sechs wieder zurück. Auf Hasselö haben wir eine Wanderung gemacht.