
Die etwa 55 Kilometer lange Costa Smeralda ist gewissermaßen der „künstlichste“ Küstenabschnitt von Sardinien. Sie ist Teil der sardischen Provinz Sassari, beginnt nördlich der Hafenstadt Olbia (am Ausgang des Golfo di Cugnana) und reicht bis kurz vor Baja Sardinia (Liscia di Vacca). Sie wurde benannt nach der smaragdgrünen Wasserfarbe, die karibisches Flair versprüht.



Einige der schönen Strände, Buchten und natürlich auch die Inselchen sind nur mit dem Boot erreichbar. Deshalb sollte man vor einem Besuch dieser Region am besten seine Jacht aus dem Trockendock holen lassen 😉. Vielleicht etwas in dieser Kategorie:

Denn nur so geht man sicher, dass man auch wirklich mithalten kann!
Denn: Die Costa Smeralda gilt als eine Gegend, wo sich von Mai bis Mitte September die Reichen und Schönen (oder die sich dafür halten) einfinden.
Die „Costa“ ist eine Projektidee des Multimilliardärs Karim Aga Khan IV. Anfang der 1960er-Jahre kaufte er zusammen mit anderen Investoren den Küstenabschnitt von den ansässigen Hirten auf, um ein „Exklusivparadies für gehobene Ansprüche“ zu gründen. In der Folge wurden luxuriöse Bungalows, Ferienanlagen, Luxushotels und Gourmetrestaurants aus dem Boden gestampft und edle Marinas angelegt. Das Konzept ging auf, und insbesondere in den 1970er- und 1980er-Jahren kamen die Promis in Scharen.
Die Kritiker sprachen bald von der „Costa Rubata“, der „gestohlenen Küste“.
Aber Bausünden, wie wir sie beispielsweise von verschiedenen Küstenabschnitten in Spanien kennen, wurden an der Costa Smeralda vermieden. Denn jeder Bauherr muss hier einem Konsortium beitreten, das sehr strenge und detaillierte Regeln festgelegt hat. So dürfen nur insgesamt vier Prozent der Fläche bebaut werden – was dazu führt, dass der Charakter der Landschaft weitgehend erhalten bleibt.

Auch sind Bauten höher als baumhoch nicht zulässig, und es muss Naturstein verwendet werden. Häuser wie auch kleinere Orte wirken daher nicht protzig und sind angepasst an die natürliche Umgebung.



Selbst größere Hotels wirken von außen etwas unscheinbar. Ein gutes Beispiel dafür ist das Cala di Volpe, die erste und wohl auch berühmteste Edelbleibe der Costa Smeralda. Hier bezog sogar einmal Roger Moore in „Der Spion, der mich liebte“ (1976) mit seiner Partnerin Quartier.


Das Fünf-Sterne-Haus wurde von einem französischen Star-Architekten (Jacques Couëlle) entworfen und gilt als Prototyp des sogenannten neosardischen Stils, einer Mischung aus mehreren Baustilen, die als typisch für den Mittelmeerraum angesehen werden.
Wir haben uns das am Beispiel von Porto Cervo, das als „Hauptstadt“ der Costa Smeralda gilt, näher angesehen. Hier reihen sich die Edelboutiquen aneinander, und für eine Flasche Wein werden im Restaurant deutlich dreistellige Zahlen aufgerufen.

Die wesentlichen Bauelemente des neosardischen Stils sind Bogenfenster, Türmchen und Treppen, alles etwas klein und verspielt und gefällig fürs Auge und in Naturfarben wie Braun, Ocker und Felsgrau gehalten.
In der zweiten Oktoberhälfte, dem Zeitpunkt unseres Besuchs, wirkte Porto Cervo wie eine Geisterstadt. Aber das hat ja durchaus Vorteile, wenn man nur gucken (aber nicht zahlen) will 😉. Außerdem kann man in aller Ruhe Fotos machen.
Von unserem Parkplatz unten am Hafen waren es nur ein paar Schritte zum Villaggio, dem Einkaufs- und Gastronomiezentrum. Nur eine kleine Brücke war zu überqueren und schon waren wir mittendrin.













Das Villaggio ist tatsächlich wie ein Dorf mit zentralem Marktplatz konzipiert. Es wirkt sehr gepflegt und hat viel Grün, das sich harmonisch in das Gesamtarrangement einfügt und dieses ergänzt. Aber ein Dorf ohne Menschen ist nicht einmal ein halbes Dorf! Deswegen würden wir das Ganze auch gerne nochmal im Vollbetrieb mitten in der Saison anschauen …