
Wer gerne mal etwas fotografiert, das nicht so ganz außergewöhnlich ist, der ist mit der Auswahl der Objekte am Capo Testa schnell überfordert. Das klassische Phänomen des Kindes im Süßwarenladen, das sich etwas aussuchen darf und sich nicht entscheiden kann, weil es alles will.
Und genauso erging es uns auf dieser Halbinsel der Gallura.
Der Reihe nach.
Das Capo Testa sieht aus wie eine Insel im Nordwestzipfel von Sardinien, die über einen schmalen Damm, eine Art Autobrücke, mit dem „Festland“ verbunden ist. Nachdem man diesen passiert hat, stellt man sein Auto ab, noch bevor man den kleinen Ort Villagio Capo Testa erreicht hat, und erkundet die Gegend zu Fuß. Bei unserem Besuch Mitte Oktober war das Parken überhaupt kein Problem, zudem noch kostenlos möglich. Das stellt sich in der Hauptsaison gänzlich anders dar: Dann sollte man das Auto bereits in Santa Teresa di Gallura abstellen und mit dem Shuttle auf die Halbinsel fahren,
Wir sind mit dem Rucksack und mit leichten Wanderschuhen losgezogen. Man folgt im Wesentlichen den Wanderpfaden, und direkt an der Küste darf man sich dann stellenweise kraxelnd seine Wege suchen. Was ein Riesenspaß ist!

Der Überblick sieht so aus:

Gleich zu Beginn unserer Wanderung stoßen wir auf ein paar ganz offensichtlich bearbeitete Granitblöcke. Sie stammen aus der Zeit der Römer, die die Steinvorkommen für den Bau von Tempelsäulen in Rom nutzten.


Die blendend weißen Granitformationen, die man am Capa Testa unmittelbar erleben kann, sind einfach unglaublich. An manchen Stellen türmen sich die Gebilde auf, verwinden sich ineinander, brechen unvermittelt ab. Es ist, als hätte ein wütender Riese Ton durch die Hände gequetscht, der dann erstarrt wäre.













Die Granitwildnis gibt an der Küste immer mal wieder einen kleinen Strand frei, der zum Verweilen und Baden einlädt. Das Wasser ist azurblau und klar, manchmal sind kleinere Fischschwärme zum Greifen nah.


Übrigens kann man sich beim Klettern durchaus etwas zutrauen – man hat auf der rauen Oberfläche der Felsen einen ausgezeichneten Halt.
PS: In den 1970-Jahren wurden viele Höhlen im Valle di Luna des Capo Testa zu Hippie-Unterkünften. Als sich dann über die Jahre immer mehr Gleichgesinnte und Rucksacktouristen einfanden, insbesondere zu den sogenannten „Vollmondfesten“, und sich überall die Müllberge aufhäuften, schritten die Behörden ein und räumten das Gebiet. Heute sieht man hier und da „Alternativurlauber“, die sich wieder „angesiedelt“ haben und scheinbar geduldet werden.

Und dann gibt’s da natürlich noch die Bewohner, die schon immer am Capo Testa gewohnt haben und hoffentlich noch lange dort bleiben 😉.
