Der kleine Ort San Sperate liegt etwa 20 Kilometer nordwestlich von Cagliari, der im Süden gelegenen Hauptstadt Sardiniens.
Eigentlich fährt man eher an dem 8.500-Seelen-Ort vorbei. Wenn da nicht etwa 300 sogenannte Wandgemälde (Murales) wären. Sie wurden in den späten 1960-Jahren initiiert vom bekanntesten Sohn von San Sperate: Pinuccio Sciola (1942-2016).

Künstlerische Weltruhm erlangte der Bildhauer und Künstler des Muralismo durch seine „Klangsteine“, die in einem Freilichtmuseum ausgestellt sind, das sehr besuchenswert ist.
Man erhält nach dem Zutritt zum Museum ein paar Grundinformationen über Leben und Werk des Künstlers.

Im Kern geht es Sciola darum, die im Stein „gespeicherten“ Klänge des Universums hörbar zu machen. Das geschieht über unterschiedlichste Einkerbungen in die Basalt-, Kalk- und Granitsteine, die dann mit einem speziellen glatten Stein (oder auch der bloßen Hand oder einem Geigenbogen) zum Vibrieren gebracht werden. Die Klangfarbe ist u. a. abhängig vom jeweiligen Material, der Stärke und der Länge der gefrästen Steinlamellen bzw. -blöcke und der Witterung.










Bei der englischsprachigen Führung durch die Tochter des Künstlers, Maria Sciola, erhält man einen wirkstarken Eindruck, was diese Konzeptidee in der Praxis bedeutet. Die sphärischen Klänge, ein wenig an Walgesänge erinnernd, mal hell und zart, dann wieder dunkel und volumig, erzeugen eine gewisse Ehrfurcht – und gleichzeitig Neugier und Lust, selbst einmal Hand beziehungsweise Ohr (!) anzulegen. Das ist allerdings nur im Rahmen der Führung erlaubt.



Man darf sich aber ansonsten frei im Klanggarten („Giardino Sonoro“) bewegen und die Originalität der zum Teil massiven Steine bewundern.
In einer Ecke sieht es nach „work in progress“ aus, alles ein bisschen durcheinandergewürfelt …


PS: Pinuccio Sciolas Skulpturen sind auch in Deutschland zu sehen: So gibt zum Beispiel einen Sciola-Stein am Kirchheimer Kunstweg (Kirchheim unter Teck), den Steinvogel im Skulpturenpark des Lehmbruck-Museums (Duisburg) und die Tür aus Stein im Skulpturenpark Schloss Morsbroich (Leverkusen).
Wahnsinn! So eine Idee, für mich wirklich eine Entdeckung! Danke euch und noch viele schöne Tage in Sardinien, V.