Nusa Dua – Balis Tourismus-Wunschbild (?)

Unter den Tourismusverantwortlichen von Bali wird immer wieder die Frage einer Kehrtwende diskutiert: Klasse statt Masse. also weg vom Massentourismus mit seinen vielen unangenehmen Begleiterscheinungen hin zum margenstarken Qualitätstourismus? Wer Letzteres einmal in geballter Form in der Praxis erleben möchte, sollte sich nach Nusa Dua begeben.

Nusa Dua liegt etwa 25 Kilometer südlich der balinesischen Hauptstadt Denpasar auf der Ostseite der Halbinsel Bukit. Es geht auf ein in den 1970er- bis 1980er-Jahren von der indonesischen Regierung in Zusammenarbeit mit der Weltbank entwickeltes Projekt zurück, das eine Reihe von strengen Vorgaben erfüllen musste, beispielsweise hinsichtlich der Höhe der Bauprojekte. Dieser Kernbereich ist mit Schranken versehen, aber frei zugänglich. In diesem großen Areal gibt es zahlreiche Hotels der gehobenen und der Luxusklasse, eingebettet in weitläufige Alleen mit Bürgersteigen und Fahrradwegen und gepflegte, großzügig angelegte Grünanlagen, ergänzt durch Einkaufsmöglichkeiten und hochwertige gastronomische Angebote. DAS Markenzeichen für Nusa Dua sind kilometerlange, saubere Strände, die sich den ganzen Küstenabschnitt hinunterziehen. Die Bezeichnung „Nusa Dua“ wird inzwischen auch für die Küstenregion insgesamt verwendet.

Soweit wir feststellen konnten, gibt es keine Beschränkungen des Zugangs zu den Stränden. Die Hotelanlagen und Gastronomiebetriebe reichen also nicht bis ans Wasser. Auch für Besucher, die nicht in einem Hotel wohnen oder in einem Restaurant oder Strancafé zu Gast sind, gibt es überall Sonnenliegen und -schirme zu akzeptablen Preisen zu mieten.

Das ist kein Müll, sondern Seegras.
Der Infinitypool gehört bei vielen Hotels zum Standard.

Fazit: Uns hat die ganze Szenerie an Florida erinnert. Und wir müssen gestehen, dass wir Nusa Dua nach achtwöchiger Indonesienreise mit Blick auf Geräuschkulisse sowie Sauberkeit und Ordnung im öffentlichen Raum als durchaus erholsam erlebt haben. Und selbstverständlich ist es richtig schön, wenn man mal aus der geschmacklichen Einförmigkeit der indonesischen Küche ausbrechen kann, zum Beispiel mit einem leckeren Ramen in einem japanischen Restaurant:

Nur kam uns diese Nusa-Dua-Welt künstlich vor, sie wirkte blutleer und wenig authentisch. Wer als Europäer diese Art hochwertiger Urlaubsangebote schätzt, muss deswegen nicht um den halben Globus fliegen. Die findet er beispielsweise ebenso in den Mittelmeerländern. Oder er fliegt nur die halbe Strecke und verbringt den Urlaub in einem Resort in Dubai. Nusa Dua entspricht den Ansprüchen, die man international an hochpreisige Strandurlaube hat, mit Bali hat das aber nur noch geografisch zu tun. Denn die „Insel der tausend Götter“ hat viel mehr zu bieten als Kellner und Verkäuferinnen in balinesischen Outfit.

Darüber hinaus scheint uns schwer nachvollziehbar, warum man für eine Übernachtung im „Apurva Kempinski Bali“ mindestens 300 Euro zahlt, wenn man für ein Zehntel dieses Betrags in einem Häuschen im „Jiwana“ wohnen kann – mitten in einem tropischen Garten (aber leider nicht in Strandnähe) 🤔.

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