Borobodur und Prambanan

Die weitaus meisten Touristen kommen nach Yogyakarta, um von hier aus die beiden Weltkulturerbe-Stätten Borobudur und Prambanan zu besuchen. Das ist bei uns auch nicht anders.

Man spürt das schon beim Einchecken im Hotel. Wir sind mit dem Duta Guest House mittendrin in der Backpacker-Szene von „Yogya“, wie viele hier sagen. Restaurants und Cafés mit kulinarischen Angeboten zu vergleichsweise eher höheren Preise, in den Kneipen hört man die Musik, die überall gefällt, der Waschsalon ist gleich nebenan. Die GrabMotorräder rollen langsam die Straße hinunter, um ihre Kunden nicht zu verpassen. Man schwingt sich lässig auf den Sozius-Platz, setzt den Helm auf, den der Fahrer rüberreicht. Wichtig: Den Kinnriemen des Helms offen lassen. Denn nur so ist man cool, weil man zwar der Helmpflicht folgt, aber sie gleichzeitig als sinnlos demonstriert 🤔.

Die Touren zu den beiden Weltkulturerbe-Stätten werden auf unterschiedlichen Wegen angeboten, sowohl über Plattformen im Netz wie GetYourGuide und Tripadvisor als über Agenturen vor Ort, Hotels usw. Ähnlich wie bei Angkor Wat in Kambodscha ist das eine gut geölte Cashmaschine: Ein Kombiticket Prambanan/Borobodor mit Fahrer und Guides vor Ort kostete uns komplett mit Trinkgeldern etwa 120 Euro pro Person – damit durften wir auch den oberen Bereich des Borobodur besteigen, wo man die tollen Fotos mit den Stupas schießen kann. Etwa die Hälfte dieser Beträge ist allein für die Eintrittskarten zu veranschlagen. Unterhalb dieser Preiskategorie gibt es noch andere Varianten mit beschränkten Zugangsmöglichkeiten, Zugang nur zu einer Tempelanlage, man kann mit dem Bus oder mit einer größeren Gruppe fahren etc. Und auch noch teurere Varianten (Sonnenaufgang) sind möglich. Aber wenn man schon mal hier ist …

Und wenn man die finanzielle Seite einmal ausblendet, hat sich die Tour für uns auf jeden Fall gelohnt: Wir hatten während der langen Autofahrten mit unserem Fahrer tolle Gespräche über Gott und die Welt (eigentlich eher über seinen Kollegen Allah und die Welt), und die Guides haben uns auf qualifizierte Weise ihre Themen nähergebracht.

Die Kohle ist irgendwann verschmerzt und die Eindrücke bleiben.

Wir werden an dieser Stelle nicht versuchen, mit den detailreichen Informationen über Borobodur und Prambanan in Konkurrenz zu treten, die es bereits in unzähligen Büchern, Broschüren, Blog- und Vlog-Beiträgen gibt. Ein paar Sätze zur Einordnung sind jedoch schon erforderlich.

Also: Kinoy, unser Fahrer, im Hauptberuf Lehrkraft an einer Fachschule für Tourismus, holte uns gegen 9.00 Uhr vom Hotel ab und fuhr – abweichend von der üblichen Reihenfolge – zuerst zur hinduistischen Tempelanlage Prambanan, die 17 Kilometer nordöstlich von Yogyakarta liegt. Sie wurde 856 eingeweiht und bestand zu Hochzeiten aus 250 Gebäuden. Schon ab dem 10. Jahrhundert setzte ein allmählicher Verfall ein, und im Laufe der Jahrhunderte verursachten Erdbeben immer wieder große Schäden. Noch im 19. Jahrhundert benutzte man Prambanan quasi als Steinbruch, sowohl für den privaten Haus- als auch für den öffentlichen Straßenbau. Seit den 1970-Jahren wurde viel restauriert. Was wir heute besteigen und bewundern können, ist in erster Linie der weitgehend restaurierte Haupttempel Roro Jonggrang, der von einer Reihe kleinerer Tempel umgeben ist.

Tempelanlage Prambanan im Überblick
Prambanan aus der Ferne – in der Mitte der alle anderen überragende Haupttempel

Unser Guide in der Tempelanlage, Addy, ansteckend begeisternd, gab uns anhand der Statuen, Reliefs und sich manifestierenden Bauprinzipien eine Einführung in den Hinduismus. Klar wurde, dass hier im Grunde jeder Stein eine höhere Bedeutung hat, jede Körperstellung einer Figur symbolisch über sich hinausweist. Der Shiva-Tempel ist auf drei Ebenen angelegt:

Der zentrale Tempel von Prambanan
  1. Bhurloka – Fundament und Basis; steht für die Welt des Normalsterblichen
  2. Bhurvaloka – Mittelbau mit Treppen zu den erhöhten Eingängen ins Tempelinnere; repräsentiert die allmähliche Loslösung vom Weltlichen und dem Besitz; die Innenräume enthalten Statuen von verschiedenen Gottheiten
  3. Svarloka – oberer zentrierter Bereich: symbolisiert die göttliche Ebene und ist von einer Spitze gekrönt; die äußere Mauer ist mit 42 Reliefs aus dem Ramayana verziert
Immer gehorsame und alles abnickende und nachplappernde Papageien.
Aufsässige und rebellische Affen
Einer der Seitentempel
Auch der abschreckend wirkende Wächter im Candi Sewu-Komplex konnte die weitgehende Zerstörung nicht verhindern.

Borobodur ist eindeutig die Hauptattraktion. Er ist das größte buddhistische Monument der Welt.

Auf diesen Wegen nähert man sich der Tempelanlage von Borobodur.

Borobodur liegt 42 Kilometer nordwestlich von Yogyakarta. Der Aufstieg auf den Tempel ist auf 1.200 Personen begrenzt, und es dürfen sich zur gleichen Zeit nie mehr als 150 Personen auf dem Bauwerk aufhalten.

Borobodur wurde 750 – 840 unter der Sailendra-Dynastie gebaut, die um 850 von einem hinduistischen Regime verdrängt wurde. Wenige Jahre später wurde die Anlage durch einen Vulkanausbruch zur Hälfte verschüttet. Erst 1000 Jahre Jahre später wurde der Borobodur auf Initiative der britischen Invasoren freigelegt. Die Restaurationsbemühungen wurden von den Niederländern fortgesetzt und in den 1970er-Jahren mit UNESCO-Mitteln in Zusammenarbeit mit der indonesischen Regierung erheblich intensiviert.

Borobudur wird im Osten beginnend im Uhrzeigersinn umrundet. Er ist auf sechs Ebenen angelegt, den buddhistischen Kosmos-Vorstellungen entsprechend. Die drei zentralen Ebenen sind:

1. Khamadhatu = irdisches Dasein

2. Rupadhatu = Lösung vom Weltlichen

Im Grunde laufen die Besucher auf den unteren Ebenen ein Relief-Bilderbuch ab, das unter anderem Szenen aus dem Lebens des Siddharta (Buddha) darstellt.

Begegnung Siddhartas mit einem Kranken …
… und einem Mönch.
Spannend auch diese Abbildung eines Handelsschiffs, das in modernen Zeiten nachgebaut wurde und als Beleg für die sogenannte „Zimtroute“ diente.
Erdbebensichere Pflasterung

3. Arupadhatu = göttliche Ebene; realisiert durch drei kreisförmige Terrassen, die auf einen zentralen Stupa zulaufen. Hier blicken 72 Buddhas in unterschiedlichen symbolträchtigen Körperhaltungen durch kleinere perforierte Stupas in alle Himmelsrichtungen

Der Aufgang zur höchsten Ebene mit den 72 Stupas

Sich auf der oberen Ebene mit wenigen anderen Besuchern bewegen zu dürfen ist fantastisch. Diese strahlt eine große Ruhe und Erhabenheit aus. Diese Stupas sind wunderbare Fotoobjekte.

Hier ein Link für Interessierte, die mehr über Borobodur erfahren möchten:

BROCHURE-BOROBODUR-IN-ENGLISH

2 thoughts on “Borobodur und Prambanan

  1. Herzlichen Dank für diese tollen Schilderungen, Erläuterungen und Bilder. Es bereitet mir jedes Mal so viel Freude, das zu lesen und euren Weg dadurch ein Stückchen weit mit erleben zu können. Für mich eröffnet es eine unbekannte Welt und bringt mir mehr Verständnis für andere Kulturen, vielen Dank dafür. Ich freue mich auf alles, was noch kommt und wünsche euch eine wunderschöne und erlebnisreiche Reise. Sabine

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