Angkor Wat gilt als DAS Highlight im Angkor-Park, und viele der anderen 100 Tempel und Paläste (von ehemals 600) haben ihren eigenen Charme und sind definitiv besuchenswert. Es würde den Rahmen dieses Blogs schon sprengen, wenn wir versuchen würden, allein die Tempel darzustellen, die wir an den zwei Tagen Tuk-Tuk-Tour auf dem kleinen beziehungsweise großen Rundweg (rot bzw. grün in der Darstellung) gesehen haben. Daher konzentrieren wir uns auf eine Auswahl von Anlagen, die uns aus dem einen oder anderen Grund besonders beeindruckt haben.
Bestimmte Bauelemente und Darstellungen (Götter, Dämonen, Tiergestalten) fallen bei der Erkundung der Bauwerke immer wieder ins Auge. Sie waren in der damaligen Zeit (8. bis 12. Jahrhundert) für das religiös-mythologische Weltbild der Menschen in dieser Region von zentraler Bedeutung, und sie haben bis heute kaum an kultureller und identitätsstiftender Strahlkraft verloren. Hier ein kurzer Überblick:
A n g k o r T h o m
Bereits bei einem kurzen Blick auf die Routenübersicht (oben) fällt auf, dass ANGKOR THOM sehr viel mehr Fläche einnimmt als beispielsweise Angkor Wat. Das hat einen Grund: Als König Jayavarman VII. (zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts) die Cham besiegt hatte, wollte er eine neue, uneinnehmbare Hauptstadt mit einem entsprechenden Königspalast bauen: Angkor Thom – mit drei Kilometer langen und acht Meter hohen Mauern und einem 100 Meter breiten Wassergraben. Angkor Thom ist ein Komplex aus mehreren Tempeln und anderen herrschaftlichen Gebäuden.
Zumeist nähert man sich Angkor Thom von Süden, über eine Brücke, deren Balustrade zur Rechten mit 54 Dämonen (Asuras), zur Linken mit 54 Göttern geschmückt ist.
Dann ist ein mächtiges, 24 Meter hohes Eingangstor (Gopuram) zu passieren, das vier in Stein gehauene Gesichter hat, die in die verschiedenen Himmelsrichtungen schauen.
Der BAYON (13. Jahrhundert) ist der Staatstempel von mehreren Herrschergenerationen, der immer wieder umgebaut und erweitert wurde. Aus der Ferne sieht er etwas unscheinbar aus, wie eine amorphe Erhebung mit mehreren Türmen:
Der Bayon ist als dreistufige Pyramide konzipiert, mit einem zentralen und mehreren Nebentürmen. Lächelnde Steingesichter laden auch hier zum Betreten ein.
Ein Highlight des Bayon sind seine Reliefs, die zu unterschiedlichen Zeiten entstanden sind und unter anderem Hof- und Schlachtszenen darstellen.
Der Tempel- und Götterberg BAPHUON ist als fünfstufige Pyramide angelegt und war über 50 Jahre für Besucher gesperrt, weil in den 1940er-Jahren große Teile des Bauwerks zusammengestürzt waren. In den 1960er-Jahren wurde die Ruine Stein für Stein abgetragen und in der Folge mit Hilfe von Computerprogrammen zusammengebaut. Seit 2011 ist der Baphuon wieder für den Besucherverkehr freigegeben.
Der PHIMEANAKAS (auch „Himmlischer Palast“) ist der Staatstempel von Suryavarman I. und eher klein und schmucklos. Er hat die Form einer dreistufigen Pyramide (erbaut Mitte des 10. Jahrhunderts) und kann für den Besucher zur Herausforderung werden, wenn es beispielsweise regnet, da seine Treppen sehr steil angelegt sind.
An dieser Stelle stand früher einmal der aus Holz gebaute Königspalast des Herrschers, von dem nichts übriggeblieben ist.
Vom Phimeanakas sind es nur ein paar Schritte zu den KÖNIGLICHEN TERRASSEN beziehungsweise Elefantenterrassen, die am Rand des königlichen Gebäudekomplexes liegen. Sie sind vor allem bekannt für ihre Elefantenreliefs.
T a P r o h m
TA PROHM ist gleich in mehrfacher Hinsicht außergewöhnlich: Zum einen ist der Tempel im Grunde noch in dem Zustand, in dem ihn die französischen Entdecker im 19. Jahrhundert vorgefunden haben. Zum anderen ist er ein richtiger Movie-Star, seit er als Lara–Croft–Kulisse die Medienwelt eroberte. Seitdem sind die Urwaldriesen, die Teile der Gebäude im wahrsten Sinn des Wortes im Klammergriff haben, geradezu Kult. Und ein Muss-Motiv für alle Instagram-Nutzer.
Für uns strahlen die Kapok–Baumriesen und Würgefeigen etwas zutiefst Beruhigendes aus – demonstrieren sie doch auf eindrucksvolle Weise, dass die Natur am Ende immer gewinnt, ganz gleich was sich der Mensch so alles einfallen lässt, um sie sich untertan zu machen.
In den zum Teil verschachtelten Ruinengängen von Ta Prohm kann man leicht die Orientierung verlieren. Macht nichts, denn wenn man sich ein wenig treiben lässt, stößt man immer wieder auf tolle Fotomotive:
B a n t e a y K d e i
BANTEAY KDEI gehört nicht zu den „großen Namen“, wir waren dennoch sehr angetan. Uns hat die besondere Atmosphäre in diesem auf einer Ebene angelegten „Flachtempel“ beeindruckt. Er ist nicht komplett restauriert und lädt zum Stöbern und Verweilen ein.
T a K e o
TA KEO ist ein Tempel–Berg, der Ende des 10. Jahrhunderts erbaut wurde. Man hält ihn für unvollendet, weil seine fünf großen Prasat-Türme ohne jegliche Steinmetz-Verzierungen sind. Als 22 Meter hohe quadratische Pyramide angelegt imponiert Ta Keo vor allem durch seine Massivität. Er will erklommen werden!
Ö s t l i c h e r M e b o n
Der ÖSTLICHE MEBON ist ein Ende des 10. Jahrhunderts erbauter Tempel, der auf vier Ebenen auf einer künstlichen Insel angelegt wurde. Das den Mebon umgebende Wasser ist zwar inzwischen eingetrocknet, aber die Bootsanlegestellen an den vier Seiten sind erhalten. Eine 10-stufige Treppe, die von zwei Löwen flankiert wird, führt von jedem Anleger zur ersten Plattform. Der Tempel hat zwei Umfassungsmauern. Diagonal in den Terrassenecken sind 8 Elefanten-Skulpturen platziert.
P r e a h K h a n
PREAH KHAN bedeutet in der Khmer-Sprache „heiliges Schwert“ und erinnert an einen Sieg des buddhistischen Königs Jayavarman VII. über Cham-Invasoren in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Bis zur Fertigstellung von Angkor Thom soll Preah Khan als provisorische Hauptstadt gedient haben, danach als Kloster und buddhistische Universität (mit über 1.000 Lehrern).
Zum guten Schluss
Ein herzliches Dankeschön an alle Leserinnen und Leser, die bis hierhin durchgehalten haben!
Denn dies ist ein ungewöhnlich langer Blogpost, in dem wir versucht haben, die Highlights unserer Zwei-Tages-Tour durch den Angkor-Park festzuhalten. Sagen wir so: Die Länge und Ausführlichkeit dieses Beitrags ist Ausdruck unserer Begeisterung für diese einzigartige und außergewöhnliche Kulturstätte, für die allein sich schon eine Reise nach Kambodscha lohnt.