Mit dem Zug von Hanoi über Lao Cai nach Sapa

Die Anreise in die nördlichen Bergregionen von Vietnam stellt sich inzwischen als unkompliziert dar. Das war vor wenigen Jahrzehnten noch ganz anders. Mittlerweile sind die Straßenverbindungen – für hiesige Verhältnisse – gut, die für den Zug ebenso. Auch bekennt sich die Regierung bekennt nun zur Förderung des Tourismus hier und investiert in die Infrastruktur. Das war nicht immer so, denn das Verhältnis zwischen den auf Autonomie bedachten Bergvölkern des Nordens und der Zentralregierung war über lange Zeit von gegenseitigem Misstrauen geprägt.
Wer die Straße favorisiert, reist in aller Regel mit einem sogenannten „Sleeper Bus“ an, häufig über Nacht (in ca. sieben Stunden von Hanoi nach Sapa). Wie haben uns für die wohl bessere (bequemere, aber teurere) Zug-Variante entschieden, bei der man den Endbahnhof Lao Cai anfährt. Auch auf der Schiene geht’s richtig günstig, in der Holzklasse (nur für Leidensfähige mit guter Wirbelsäule), und auch etwa luxuriös, zum Beispiel mit dem Laman Express, der unter anderem Schlafwagen mit vier Betten anbietet. Das ist kein eigener Zug, sondern sozusagen ein Anhängsel an den normalen Zug. Da darf man Hoffnung auf ein paar Stunden Schlaf haben, abgesichert durch Ohrstöpsel. Da wir dann gleich eine Trekkingtour angehen wollten, war das für uns die beste Option. Wir teilten unser Abteil mit einem jungen Paar aus den Niederlanden und kamen unmittelbar ins Gespräch. Nach zwei Stunden Bier-Schwätzchen hielten wir es dann doch für angebracht, mal ans Schlafen zu denken. Und das gelang schließlich ganz gut. Plangemäß erreichten wir Lao Cai nach siebenstündiger Fahrt gegen sechs Uhr morgens.

Beim Laman Express checkt man in Hanoi in einem Hotel neben dem Bahnhof ein und wird dann persönlich zum Zug begleitet. Auch ein kleiner Imbiss und Getränke stehen zur Verfügung.

Sobald man den Zug in Lao Cai verlässt, kommen schon die ersten „Akquisiteure“ auf einen zu, die Unterkünfte und Fahrten in die nähere Umgebung anbieten, vor allem nach Sapa und andere Trekkinggebiete. Mit dem Taxi, Pkw, Kleinbus … Da ist ohne Frühstück im Bauch ein gewisses Verhandlungsgeschick angesagt und Schnelligkeit im Rechnen mit den vietnamesischen Dong, denn in hierzulande gibt es nichts ohne Handeln. Wer beim ersten Angebot einsteigt, hat verloren. Wir hatten vorgesorgt und über unsere Unterkunft eine Abholung organisiert. Das klappte tadellos. Unser Fahrer stand mit einem Namensschild am Ausgang, nahm uns das Gepäck ab und los ging die Fahrt über etwa vierzig Kilometer Gebirgsstraße. Unsere erste „Fahr-Stunde“ in Vietnam, die es mit Überholmanövern bei Gegenverkehr und in der Kurve in sich hatte. Da könnten selbst die Italiener sich in puncto Wagemut noch eine Scheibe abschneiden.

Am Zielort angekommen staunten wir nicht schlecht, als unser Fahrer uns bedeutete, dass hier nun die Autofahrt beendet sei und unser Gepäck auf ein Moped verladen werden müsse. Wir machten uns dann mit unserem Handgepäck zu Fuß auf den letzten Wegabschnitt, etwa 800 Meter einen schmalen Pfad hoch, vorbei an sehr ärmlichen Behausungen. Tja, so ist das, wenn man eine Unterkunft mitten in den Reisterrassen bucht 😊.

Solche Fußmärsche laufen üblicherweise nicht ohne Begleiterinnen ab, denn es gesellen sich dann schnell Frauen und Kinder dazu, die kleine Taschen, Armbänder und andere Mitbringsel verkaufen wollen, alles „handgemacht“ natürlich.

Die Frauen gehen einfach ein Stück mit, versuchen in rudimentären Englisch ein Gespräch, um schließlich mit hohem emotionalen Druck ihre Waren anzubieten.

Dann kamen wir zu unserer Unterkunft, dem Hmong House Sapa, an – und der erste gute Eindruck sollte sich bestätigen.

Sapa: Tourismusdrehscheibe im hohen Norden von Vietnam

Sapa (Sa Pa) ist etwa 310 Kilometer nordöstlich von Hanoi entfernt. In den letzten drei Jahrzehnten hat die Bergstadt eine rasante Entwicklung durchlaufen – von einer Ansiedlung im Nirgendwo im chinesischen Grenzgebiet zur Drehscheibe für Naturtourismus in Nordvietnam. Sapa bietet Unterkünfte, Gastronomie, Shopping, touristische Agenturleistungen und Transportangebote für jeden Geldbeutel an. Die meisten Touristen wollen hier Outdooraktivitäten nachgehen, und das Trekking steht dabei ganz oben auf der Wunschliste. Viele beziehen also hier ein Quartier und suchen sich aus dem reichlichen Aktivitätenangebot das Passende aus, je nach Neigung, Zeit und persönlicher Fitness.

Angebotsbeispiel, wie man sie zuhauf findet.

Wenn man nicht über Nacht bleibt, lohnt Sapa durchaus einen halbtägigen Besuch, zum Shoppen (Funktionskleidung!), Essen und Relaxen. Beim Schlendern um den zentralen See und durch die Straßen gewinnt man den Eindruck, dass jeder dritte Laden Massagen für geschundene Trekkerrücken und -beine anbietet. Dafür muss es offensichtlich einen Bedarf geben 😉.

Man muss sich bei der Stadterkundung darauf einstellen, fortwährend von Schnickschnack verkaufenden Frauen von ethnischen Minderheiten (hauptsächlich Schwarze Mong und Rote Dao) und Taxifahrern angesprochen zu werden.

Sapa hat an zentraler Stelle eine überdachte Markthalle, die von Souvenirs über Lebensmittel aller Art und Spielzeug und Kleidung so ziemlich alles abdeckt, was der Mensch braucht und womit er sich vergnügt.

Erstmal ne Pho, die typischen Reisnudelsuppe (hier mit Huhn – Essen kann man in der Markthalle natürlich auch.

Eine besondere Attraktion in Sapa ist die Seilbahn auf den Fran Si Pan, der mit 3.146 Metern der höchste Berg Vietnams ist. Die Gipfelfahrt soll bei gutem Wetter wegen der Aussicht sehr schön sein. Allerdings raten inzwischen die meisten europäischen Besucher in den Medien von einem Besuch ab, da der Gipfel sich inzwischen in privatunternehmerischer Initiative in eine Art Disney-Funpark entwickelt haben soll. Manche meinen, der Berg habe „seine Seele verloren“ (so der aktuelle Stefan-Loose-Reiseführer). Die Bodenstation ist auf jeden Fall sehenswert, da sie sich in einem mondänen Hotelgebäude befindet, das 1920-30 von den Franzosen gebaut wurde.

Und schöne Mosaikarbeiten gibt’s auch!